Beirut: Israelische Armee greift Ziel an – Hisbollah-Kommandeur laut Berichten getötet | ABC-Z
Das israelische Militär hat einen „gezielten Angriff“ in der libanesischen Hauptstadt Beirut ausgeführt. Bei der Attacke wurde offenbar ein hochrangiger Hisbollah-Kommandeur getötet. Die USA hatten auf ihn ein Kopfgeld in Höhe von sieben Millionen US-Dollar ausgesetzt.
Israels Armee hat ein Ziel in einem südlichen Vorort der Hauptstadt Beirut angegriffen. Das israelische Militär erklärte, es sei ein gezielter Angriff ausgeführt worden. Dabei sei ein hochrangiger Kommandeur der Hisbollah getötet worden. Ibrahim Akil sei tot, teilte Armeesprecher Daniel Hagari mit. Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe hätten ihn und andere hochrangige Mitglieder der Miliz „eliminiert“.
Zuvor hatte die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Quellen in der Hisbollah berichtet, Akil sei getötet worden. Der Angriff erfolgte wohl, als der Kommandeur am Stadtrand von Beirut an einer Sitzung der Hisbollah teilnahm. Von der Hisbollah gab es zunächst offiziell keine Bestätigung.
Akil befehligte bisher die Radwan-Einheit der Hisbollah. Bei ihm handelt es sich demnach um den „zweithöchsten Kommandeur“ der Miliz. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Hisbollah und wirkte insbesondere im militärischen Flügel der schiitischen Terrororganisation. Die USA hatten ein Kopfgeld in der Höhe von sieben Millionen Dollar (6,27 Millionen Euro) auf Akil ausgesetzt. Bereits Anfang der 90er-Jahre hatte Israel versucht, den Hisbollah-Funktionär auszuschalten.
Akil wurde Informationen aus Beirut zufolge erst am Freitag aus dem Krankenhaus entlassen, nachdem er bei der Attacke auf technische Geräte der Hisbollah verletzt worden war. Auch dieser Angriff wird Israel zugeschrieben.
Bei dem Angriff sind nach Behördenangaben mindestens zwölf Menschen getötet worden. 66 weitere Personen seien verletzt worden, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.
Augenzeugen zufolge seien zwei Explosionen zu hören gewesen. „Mein gesamtes Haus hat gebebt“, berichtete eine Bewohnerin der Nachrichtenagentur dpa. Auf den Straßen herrschte Panik. Mehrere Krankenwagen waren im Einsatz. Der libanesische Zivilschutz teilte mit, dass seine Rettungsteams nach dem Einsturz von zwei Wohngebäuden unter den Trümmern nach Vermissten suchten.
Libanons geschäftsführender Ministerpräsident Nadschib Mikati verurteilte den israelischen Angriff. Israel lege „keinen Wert auf humanitäre, rechtliche oder moralische Werte“, sagte er. Stattdessen schreite die israelische Regierung mit etwas voran, „was einem Völkermord ähnelt“. Mikati rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, einen klaren Standpunkt gegen die „schrecklichen Massakers“ Israels zu zeigen.
Die israelische Armee erklärte nach der Tötung Akils, keine Ausweitung des Konflikts zu wollen. „Wir zielen nicht auf eine breite Eskalation in der Region ab“, sagte Militärsprecher Daniel Hagari vor Journalisten. „Wir handeln im Einklang mit den definierten Zielen (des Krieges) und werden dies auch weiterhin tun.“
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu verschob seine für kommende Woche geplante USA-Reise um einen Tag. Der Regierungschef werde nun am Mittwoch statt am Dienstag abreisen. Netanjahu soll während seines Aufenthalts eine Rede bei der alljährlichen UN-Generaldebatte in New York halten.
Rund 150 Raketen auf Israel abgefeuert
Die libanesische Terror-Miliz Hisbollah hatte vor dem Angriff auf Beirut gemeldet, am Freitag Raketen auf Ziele in Israel abgefeuert zu haben. Sie habe als Vergeltung für vorhergehende israelische Luftangriffe „Salven von Katjuscha-Raketen“ auf mindestens sechs „Armee-Hauptquartiere“ und Stützpunkte abgefeuert, unter ihnen eine wichtige „Luftverteidigungsbasis“, erklärte die Hisbollah.
Laut israelischem öffentlichem Rundfunk wurden etwa 150 Raketen aus dem Südlibanon auf Israel abgeschossen. Nach Angaben der israelischen Ambulanz lagen Berichte über Opfer zunächst nicht vor.
Am Dienstag und Mittwoch waren an mehreren Orten im Libanon gleichzeitig Hunderte Pager und Walkie-Talkies der Hisbollah explodiert. Dabei wurden rund 3000 Menschen verletzt und mindestens 37 starben an ihren Verletzungen.
dpa/AFP/Reuters/ll/jag/shem