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Bedrohte Jungtiere der Mhorrgazellen erkunden Zoo | ABC-Z

Sie sind keine Rehe, dürften aber denselben Kuschelreflex auslösen wie Bambi: Seit Mitte Juni suchen zwei junge Mhorrgazellen ihren Weg ins Zoo­leben und erkunden mittlerweile nach vielen Tagen des langen Schlafens und Versteckens in Begleitung ihrer Mütter ihr Gehege. An die Addax-Antilopen, die in einer Wohngemeinschaft auf derselben Anlage untergebracht sind, dürften sich die grazilen Tiere, die ausgewachsen eine Schulterhöhe von rund 120 Zentimetern erreichen, bereits gewöhnt haben. Und auch die neugierigen Blicke der Zoobesucher scheinen die beiden nicht mehr sonderlich zu schrecken.

Die Geburt der Tiere ist eine gute Nachricht für die Artenvielfalt, auf deren Nöte der Zoo am Wochenende mit einem Artenschutztag aufmerksam gemacht hat. Ende der Sechzigerjahre galten die Mhorrgazellen mit ihrer auffälligen Fellzeichnung in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet in Nordafrika bereits als ausgestorben. Bejagung und Lebensraumverlust durch Viehzucht hatten ihre Anzahl bis auf sehr wenige Tiere schrumpfen lassen. Dank intensiver Bemühungen auch deutscher Tierparks sei es Anfang der Siebzigerjahre dann aber gelungen, wieder eine kleine Population aufzubauen und die Art damit zu retten. Der Frankfurter Zoo hat nach eigenen Angaben zwischen 1992 und 2001 mehrere Tiere in Nordafrika wieder angesiedelt. „Dennoch ist die Population nach wie vor sehr fragil. Es leben nach Schätzungen weniger als 200 Individuen weit verstreut in Niger und im Tschad auf einer Fläche, die nur etwa ein Prozent des ursprünglichen Verbreitungsgebietes umfasst“, sagt Kuratorin Sabrina Linn. Die Art wird von der Internationalen Naturschutzunion (IUCN) darum weiterhin als vom Aussterben bedroht gelistet.

„Allein deshalb ist die europäische Zoopopulation mit einem Bestand von rund 300 Tieren ein wesentlicher Faktor bei der Erhaltung der Art“, sagt Linn. Anhand der Tiere in menschlicher Obhut könnten wichtige Aspekte wie Reproduktion, Ernährung und Gruppenstruktur erforscht werden. „Dieses Wissen dient dem Management und der Stärkung wild lebender Mhorrgazellen-Populationen in den Ursprungsgebieten.“ Der Zoo Frankfurt beteiligt sich seit 1989 am EAZA Ex-situ-Programm (EEP), dem Europäischen Zuchtprogramm für die Nanger dama mhorr, wie die Gazellenart in der Fachsprache heißt.

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