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Bebendorf über krebskranke Mutter: “Ich hätte sie so gern dabei gehabt” – Sport | ABC-Z

Es gibt diese Momente, in denen der Sport auf einmal ganz klein wird. Trotz all der Zuschauer, die einen Athleten umgeben, trotz der Kameras, die auf ihn gerichtet sind. Am Samstagabend im Heinz-Steyer-Stadion in Dresden erfüllte sich Karl Bebendorf sein sportliches Ziel, er wurde deutscher Meister im Hindernislauf über 3000 Meter, doch das Erreichte hatte für ihn tiefere Bedeutung: Er wollte diesen Sieg in seiner Heimatstadt auch erringen, um ihn seiner Mutter zu widmen.„Meine Mama wäre gerne hier gewesen, aber die liegt gerade in ihren letzten Tagen im Sterbebett mit Krebs“, sagte Bebendorf nach dem Rennen in der ARD, „ich hätte sie so gerne dabeigehabt.“

Der Hindernislauf gehörte in Dresden zu den Disziplinen, auf die mit Spannung geschaut wurde, lieferten sich Bebendorf und Frederik Ruppert in diesem Jahr doch schon interessante Fernduelle. Ruppert stellte Ende Mai einen deutschen Rekord auf, Bebendorf war erst schockiert von Rupperts Zeit und steigerte sich dann selbst mit zwei persönlichen Bestleistungen. In Dresden war das am Ende alles nicht mehr wichtig. „Mein Mentaltrainer meinte, ich laufe die Saison gerade für zwei Leute“, sagte der 29-Jährige in Dresden, „das ist auch ein Grund für meine Leistungen. Dafür gebe ich alles, jeden Tag.“

„Ich habe sie vier Wochen allein gelassen, um hier performen zu können“

Es gibt immer auch ein Leben, das einen als Sportler begleitet, eines, das im Hintergrund spielt, nicht sichtbar für die Außenwelt. Karl Bebendorf, der EM-Dritte vom Vorjahr, jubelte noch mit weit ausgestreckten Armen über seinen Meistertitel, bevor er schließlich über die Erkrankung seiner Mutter sprach. „Die ganze Saison laufe ich schon mit Gedanken bei ihr“, sagte er. Dass sie seinen Titellauf zumindest im Fernsehen verfolgen konnte, glaubte er nicht. „Sie kann das gar nicht mehr sehen, so sehr wie sie schon unter Schmerzmitteln ist. Sie hat mich die ganze Karriere so weit gebracht. Es ist für mich eine sehr große Herzensangelegenheit, für sie in meiner Heimat den Sieg zu holen.“

Vor den Meisterschaften hatte Bebendorf vier Wochen im Trainingslager in St. Moritz verbracht, eine schwierige Zeit für den Hindernisläufer. „Ich habe sie vier Wochen allein gelassen, um hier performen zu können. Das hat alles geklappt zum Glück“, sagte er. Am letzten Wassergraben geriet er noch kurz ins Straucheln, kam dann aber in 8:32,90 Minuten ins Ziel, vor Ruppert auf Platz zwei (8:33,79 Minuten). „Konkurrenz gab es heute für mich in dem Sinne nicht, für mich zählte heute nur der Sieg“, sagte Bebendorf noch, „nichts anderes“.

Für die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Tokio im September muss er sich schon bald wieder ins nächste Trainingslager verabschieden. Bebendorf weiß, dass seine Mutter das so gewollt hätte, sagte er: „Es wäre ihr größter Wunsch gewesen, dass ich das so verfolge, wie ich es mache, und nicht jeden Tag an ihrem Bett stehe und ihre Hand halte.“

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