Baywa will offenbar Mehrheit an Baywa r.e. loswerden – Wirtschaft | ABC-Z
Der angeschlagene Agrarkonzern Baywa könnte sich offenbar etwas Entlastung verschaffen. Das Münchner Unternehmen verhandle mit dem Minderheitsaktionär der Erneuerbare-Energien-Tochterfirma Baywa r.e., dem schweizerischen Infrastruktur-Investor EIP. Es gehe um den Verkauf von weiteren 20 bis 30 Prozent der Anteile, sagten zwei mit den Gesprächen vertraute Personen am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Energy Infrastructure Partners (EIP) hatten vor drei Jahren 49 Prozent an dem Wind- und Solar-Projektentwickler Baywa r.e. für 530 Millionen Euro erworben und kämen damit auf eine Mehrheit von 70 bis 80 Prozent, sodass die Baywa die bisherige Tochter nicht mehr konsolidieren würde. Die Wirtschaftswoche hatte zuvor ebenfalls berichtet.
Beim Kaufpreis müsse die Baywa allerdings deutliche Abstriche gegenüber der Bewertung aus dem Jahr 2020 machen, sagte einer der Insider. Über den genauen Preis und die Transaktionsstruktur werde noch heftig gerungen. Ein zweiter Insider sagte, EIP könnte auch mehr als 80 Prozent übernehmen. Die Baywa wollte sich dazu nicht äußern, EIP war für eine Stellungnahme vorerst nicht zu erreichen.
Exklusiv Ex-Baywa-Chef
:„Ich will die ganze Wahrheit auf den Tisch legen“
Der langjährige Baywa-Chef Klaus Josef Lutz äußert sich erstmals zu dem Wirtschaftskrimi um den Milliardenkonzern und zu seinem Nachfolger. Und er berichtet von seinem größten Fehler.
Mit dem Verkauf würde der Münchner Handelskonzern einen Großteil der Projektrisiken von Baywa r.e. los, die die Baywa belasten. Zudem könnte sie ohne das kapitalintensive Geschäft ihre Eigenkapitalquote steigern und damit die Banken beruhigen, die wegen der angespannten Finanzierungslage ein Sanierungsgutachten gefordert haben. Behalten will die Baywa den Insidern zufolge das Solarhandelsgeschäft, an dem EIP nicht interessiert ist. Eigentlich hatten die Partner den Handel mit Solarpaneelen und Wechselrichtern verkaufen wollen. Die Sparte leidet unter der chinesischen Konkurrenz und deren extrem günstigen Produkten. Die Baywa habe auf die Handelsbestände bereits Abschreibungen vorgenommen.
Finanzchefin der Energie-Tochter geht
Zuvor waren erste personelle Konsequenzen aus der Schieflage des hoch verschuldeten Unternehmens bekannt geworden. Die Finanzchefin der Baywa r.e., Mihaela Seidl, ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten, wie aus einem Reuters vorliegenden Memo im Intranet hervorgeht – aus persönlichen Gründen, wie es dort heißt. Ihre Aufgaben werden vorübergehend von Vorstandschef Matthias Taft übernommen, bis ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden ist. Ein Sprecher der Baywa sprach von „notwendigen Personalmaßnahmen zur Leistungssteigerung auf Vorstandsebene“. Die Erneuerbare-Energien-Projekte der Baywa r.e. gelten als ein Grund für die finanziellen Engpässe der Baywa. Der Konzern ist zudem wegen seiner weltweiten Expansion mit mehr als fünf Milliarden Euro hoch verschuldet. Weil die Zinsen zuletzt stark gestiegen sind, ist das eine enorme Belastung.
Die Baywa ist ein weltweit tätiger Agrar-, Bau-, Energie- und Handelskonzern. 23 000 Mitarbeiter erwirtschaften einen Umsatz von fast 24 Milliarden Euro. Damit gehört die Baywa zu den größten Unternehmen in Deutschland.