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Bayerns Handel über Black Friday: “Deutsche sind Rabattjäger” | ABC-Z

München – Noch vor einigen Jahren sei der Black Friday in Bayern “müde belächelt” worden, erinnert sich Bernd Ohlmann. Er ist Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern. Mittlerweile machen immer mehr Händler bei dem Rabatt-Aktionstag aus den USA mit und schrauben die Preise nach unten.

Das geht laut Ohlmann quer durch alle Branchen – von Spielzeug, Textilien, Elektronik, sogar bis zum Optiker oder dem Autohändler, der etwa Reifen vergünstigt anbiete.

Rund 940 Millionen Euro Umsätze erwartet

Für dieses Jahr erwartet der bayerische Einzelhandel am Black Friday und am darauffolgenden Cyber Monday Umsätze von rund 940 Millionen Euro. In einem Jahr, das Ohlmann als “nicht das Gelbe vom Ei für den Einzelhandel” beschreibt.

Der Black Friday ist unter Einzelhändlern umstritten. Das bestätigt Ohlmann, aber auch Wolfgang Fischer von City-Partner München. Mit der Rabattschlacht könne man sich selbst im Vorweihnachtsgeschäft schaden, so Fischer.

Auch Ohlmann sagt zur AZ: “Es schlagen zwei Herzen im Handel.” Zum einen gibt es diejenigen, die sagen: “Spinnt’s ihr?” Eben weil der Tag genau vor dem ersten Adventssamstag liegt – “die heiße Phase des Weihnachtsgeschäfts”.

Dennoch machten immer mehr stationäre Händler im Freistaat mit, “weil die Kunden das erwarten”. Sowohl Ohlmann als auch Fischer berichten, dass Kunden das teilweise auch offensiv einforderten und nachfragten.

Für so manchen ist Black Friday der stärkste Tag im Weihnachtsgeschäft

Ohlmann hört aus der Branche aber auch Rückmeldungen in die andere Richtung, wie etwa: “Für mich ist der Black Friday der wichtigste Tag im Weihnachtsgeschäft.” Das will was heißen, meint Ohlmann.

Sieht Warenhäuser immer noch als “Magnet”: Bernd Ohlmann.
© dpa/Stefan Puchner
Sieht Warenhäuser immer noch als “Magnet”: Bernd Ohlmann.

von dpa/Stefan Puchner

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Kürzlich deutete eine Umfrage von Idealo an, dass sich der Hype unter den Kunden aber abschwächen könnte. Stichwort: Billig-Anbieter wie Temu und Shein aus Asien. Die verramschen sowieso das ganze Jahr über Ware. Warum also auf Schnäppchen und Rabatte an einzelnen Tagen warten?

“Unterm Strich” glaubt der Sprecher des bayerischen Handelsverbands weiterhin daran: “Für die weitaus große Mehrzahl der Schnäppchenjäger ist der Black Friday immer noch die absolute Nummer eins.” Er fügt an: “Die Deutschen sind ein Volk von Rabattjägern.”

“Wir leiden durch die Probleme bei der Erreichbarkeit”

Ihm ist in Zusammenhang mit der Billigwaren-Konkurrenz von Temu und Co. wichtig zu sagen: “Wo Black Friday drauf steht, ist auch Black Friday drin. Bei Temu und Shein wissen Sie oft nicht, ob Sie die Katze im Sack kaufen.” Er meint damit: Unter welchen Bedingungen wurde die Ware produziert? Wie sicher ist sie?

Er bezieht sich auf Berichte, etwa über chemiebelastete Kinderspielwaren oder Textilien. “Das ist teilweise schon eine Bombe, die man sich dadurch unter den Weihnachtsbaum legen kann.”

Die umstrittene Plattform Temu mischt den Online-Markt auf.
© Hannes P Albert/dpa
Die umstrittene Plattform Temu mischt den Online-Markt auf.

von Hannes P Albert/dpa

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Auch Fischer sagt der AZ dazu: “Da muss sich jeder Kunde und jede Kundin selbst an die Nase fassen und überlegen, ob er oder sie so etwas unterstützen will.” Eine aktuelle Umfrage von Bitkom zeigt: 47 Prozent der Online-Shopper in Deutschland haben mal bei Temu oder Shein etwas bestellt.

“Vorsichtig optimistisch”

Zurück zum Einzelhandel in München. Fischer sagt, die Stimmung sei vorsichtig optimistisch – “in der Innenstadt machen schon sehr viele besondere Angebote zum Black Friday”, und wirbt fürs Einkaufen vor Ort. Generell sagt er: “Wir leiden im Moment durch die Probleme bei der Erreichbarkeit.” Dass die S-Bahn ausgerechnet die Züge an den Adventssamstagen ausdünnt, sei “ein Schock” gewesen. Am Black Friday ist das aber kein Problem.

Ohlmanns Tipp: “Mit offenen Augen schauen und wenn man wirklich ein Schnäppchen sieht, so schnell wie möglich zuschlagen, sonst ist der gewünschte Artikel vielleicht nicht mehr in der Größe oder Farbe da.”

Verbraucherschützer: Fünf Tipps für Kunden

Die Verbraucherzentrale Bayern warnt davor, dass Black-Friday-Rabatte in Wahrheit kleiner sein können, als sie im ersten Moment erscheinen. Deswegen die grundsätzliche Empfehlung: die Preise langfristig vergleichen! Auf der Suche nach dem günstigsten Preis empfiehlt sich der Vergleich bei mindestens zwei Preissuchmaschinen.

1. PREISTRICKS ERKENNEN: Einer der häufigsten ist laut Verbraucherzentrale Bayern: der Vergleich mit der unverbindlichen Preisempfehlung (UVP). Händler umgehen dabei die gesetzliche Pflicht (gilt seit 28. Mai 2022), bei Preissenkungen den niedrigsten Preis der letzten 30 Tage anzugeben. Davon ausgenommen ist die UVP des Herstellers.

Allerdings: Nur wenige Händler verlangen tatsächlich die oft hoch angesetzte UVP. Sprich: Es wird ein Vergleichswert genutzt, der den Rabatt viel höher erscheinen lässt.

Stichprobe von 2022 zeigt: Rabatte kleiner als gedacht

Verbraucherschützerin Sonja Neumann teilt der AZ einen weiteren Trick mit: “Es kommt auch vor, dass die Produkte im Vorfeld der Rabattaktionen teurer gemacht werden, um dann einen größeren Rabatt anzupreisen.”

Sie verweist auf eine Stichprobe, die die Verbraucherzentrale rund um den Black Friday 2022 durchgeführt hat. Beobachtet wurden in zehn Online-Shops die Preise eines Smartphones, eines Tablets und eines Bluetooth-Lautsprechers. Das Ergebnis: Die Ermäßigungen waren nicht so hoch, wie sie auf den ersten Blick erschienen. Einige Produkte seien sogar an einem anderen Tag billiger gewesen.

Leihen oder Gebrauchtes als Alternativen

2. KEINE SPONTANKÄUFE: In einer Mitteilung der bayerischen Verbraucherzentrale heißt es: “Wer sich von Werbung und vermeintlichen Schnäppchen verleiten lässt, kauft oft Dinge, die er nicht braucht.” Deswegen sollte man überlegen, ob es nicht eine Alternative ist, etwas zu leihen. Vor allem Gegenstände, die man nur selten benutzen wird. Ebenso könnte man gebraucht einkaufen.

3. OBACHT BEI VORKASSE: Wer online kauft, sollte wissen, dass es etwa bei Amazon Marketplace in der Vergangenheit Fälle gab, bei denen Kunden per Vorkasse zahlen sollten, ihre Ware danach aber nie erhielten. Darauf verweist die Verbraucherzentrale NRW.

“Gerade an großen Rabatt-Tagen, wenn viele Händler mit Schnäppchen werben, ist die Verwechslungsgefahr mit anderen Fakeshops, auch außerhalb von Amazon, größer.” Daher der Rat: “Zahlen Sie vorzugsweise per Rechnung oder Lastschrift und lassen Sie sich nicht in einen gefährlichen Vorkasse-Kauf locken.”

Ablaufende Ohren oder schrumpfende Balken

4. KEIN ZEITDRUCK: Ablaufende Uhren, die Zeitdruck erzeugen, oder Balken, die das schrumpfende Lager zeigen sollen – das sind laut Verbraucherzentrale NRW beliebte Marketing-Werkzeuge. “Doch meist lässt sich nicht erkennen, wie viele vorhandene Artikel hinter dem Balken stecken: Es können zehn, aber genauso gut auch 1000 sein.”

Es lohnt sich meist mehr, das Angebot trotz erzeugtem Zeitdruck in Ruhe zu prüfen. Auch Neumann rät dazu, sich nicht unter Druck setzen zu lassen und sich zu überlegen, was man kaufen will und bei wem.

So sind die Rechte bei der Rückgabe

5. RECHT AUF WIDERRUF: Sie haben ein vermeintliches Schnäppchen gekauft und stellen nachher fest: So billig war’s gar nicht. Was tun? Die Verbraucherzentrale Bayern teilt der AZ auf Anfrage mit: “Beim Online-Einkauf haben Verbraucher in der Regel ein Widerrufsrecht innerhalb von 14 Tage ab Erhalt der Ware. Hier können sie die Ware zurücksenden.” Und im Geschäft? Hier kommt es auf die Kulanz des Verkäufers an.

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