Bayerns Basketballer in der Bundesliga mit deutlichem Sieg gegen Bonn. – Sport | ABC-Z
Carsen Edwards hing schon vor dem Tipoff am Korb und zog ihn mehrmals nach unten, fast sah es so aus, als ob er sich den Ring für die erste Halbzeit zurechtbiegen wollte. Es war noch keine halbe Spielminute vergangenen, da hatte der quirlige Texaner mit der Nummer Drei auf dem Rücken auch schon seinen ersten Dreier versenkt. Am Ende der Partie kam Edwards auf 24 Punkte und eine Trefferquote von knapp 70 Prozent. Es ist zurzeit oft die Rede davon, dass Bayerns Basketballer in ihrer neuen Heimat, dem SAP Garden, immer noch ungeschlagen sind, und deshalb in der Euroleague so gut dastehen. Aber sie sind auch in ihrer alten Heimat, dem BMW Park, weiter ungeschlagen.
Am Sonntagnachmittag wollten dies die Baskets aus Bonn in der ausverkaufte Halle ändern, für die Bayern ging es neben der ansehnlichen Heimbilanz auch darum, als Spitzenreiter einen Konkurrenten auf Distanz zu halten. Beides wurde mit einem 93:73-Endergebnis ziemlich deutlich erledigt. Gegen Ende sangen die rund 40 mitgereisten Fans aus Nordrhein-Westfalen selbstironisch: „Zieht den Bayern die Lederhosen aus.“ Und die Bayernfans? Sangen gut gelaunt mit.
Denn Edwards ist letztlich auch nur ein Baustein, wenngleich ein ziemlich solider, in einer Mannschaft, die zurzeit mit ihrer Variabilität in der Offensive jeden Gegner zermürbt. Ähnlich wie die Gäste von Alba Berlin am vergangenen Donnerstag in der Euroleague (115:88) konnte Bonn ein gutes Viertel mithalten, im zweiten Spielabschnitt stieg aber Bayerns Trefferquote an, die Defense agierte aufmerksamer, weshalb sich bei Bonn Fehlwürfe und Ballverluste mehrten. Zur Pause stand es bereits 50:37, zwischenzeitlich lagen die Bayern 26 Punkte vorn.
Da zeigte sich, welches Selbstverständnis die Mannschaft unter Gordon Herbert nach zwei Monaten schon entwickelt hat. Und das an einem Tag, an dem der Trainer selbst überhaupt nicht zugegen war: Herbert war schon am Dienstag gegen Alba schwer angeschlagen, er wurde an der Seitenlinie von Co-Trainer T.J. Parker ersetzt. „Ihm geht’s ziemlich schlecht, deshalb habe ich ihn heute vertreten“, sagte Parker nach dem Spiel. Er sei aber zuversichtlich, dass Herbert zur nächsten Partie wieder fit ist. Auf die Überlegenheit angesprochen sagte er: „Wir spielen gerade mit sehr viel Selbstvertrauen.“
Der NBA-erfahrene Flügelspielers Onuralp Bitim wird wohl am Freitag gegen Barcelona sein Debüt geben
Das fand auch Nationalspieler Andreas Obst, hinter Edwards zweitbester Werfer des Tages: „Die Einstellung war richtig, der Ball lief sehr gut, das hat Spaß gemacht.“ Alles keine guten Nachrichten für die Bundesliga-Konkurrenz.
Gerade durch Herberts Absenz fiel auf, dass auch das Trainerteam hinter ihm ein wichtiger Baustein ist. Einer, der zunächst nicht so auffällt wie die neu verpflichteten Spieler, ist T.J. Parker. Der Bruder des früheren NBA-Champions Tony Parker, hat auch schon jahrelange Praxis als Chefcoach gesammelt, wenngleich er vor einem Jahr bei Villeurbanne wegen Erfolglosigkeit gehen musste.
Die Münchner Basketballer überlassen zurzeit so wenig wie möglich dem Zufall. Dazu passt auch die Verpflichtung des NBA-erfahrenen Flügelspielers Onuralp Bitim, nachdem Niels Giffey und Kapitän Vladimir Lucic länger verletzt fehlen. Zum Einsatz kam Bitim diesmal noch nicht, aber Parker deutete an, dass er noch ein paar Medizinchecks durchlaufen müsse und er mit einem Einsatz am kommenden Freitag rechne.
Diese Aufgabe dürfte etwas kniffliger werden: Zum Start ins Wochenende und unmittelbar vor einer Länderspielpause kommt der FC Barcelona in den SAP Garden. Obst findet, dass man den FC Bayern in Europa nun schon ein wenig anders wahrnimmt: „Es ist jetzt vielleicht nicht mehr so, dass sie hierherkommen und sagen: Die Bayern, das ist so ein Must-Win.“ Eher sei man jetzt ein Team, bei dem sich andere denken: „Oh, die müssen wir erst mal schlagen.“
Um diesen Status halten zu können, müsse man aber „viel rotieren, vor allem in der Bundesliga“, sagt Obst, denn: „Der Euroleague-Spielplan verlangt viel ab. Mental, aber auch körperlich.“ Obst war auch für die anstehenden Spiele der Nationalmannschaft berufen worden. Doch der Weltmeister erklärt, nach Absprache nur bei Personalnot einzuspringen – nach dem Barcelona-Spiel plant er aktuell eher, für „ein, zwei Tage“ den Kopf freizubekommen.