TF | Fahrrad | 1.95 | Ersttäter | ABC-Z

Hallo zusammen,
ich bin neu hier im Forum und daher auch noch kein langzeitiger Mitleser. Verzeiht mir, falls Unwichtiges länger dargestellt ist als notwendig und evtl. wichtigere Dinge noch nicht sehr gut ausgeführt sind.
Auf Empfehlung eines Bekannten möchte ich meine Situation hier im Forum mal zunächst unter Zuhilfenahme des Kurzfragebogens darstellen.
1. Was ist passiert?
Wir saßen in größerer Gruppe zusammen im Garten. Den Tag über wurde kein Alkohol konsumiert. Es war eher eine Art Spieleabend bzw. -tag, an dem viel gespielt und gegessen wurde. Am Abend sind wir alle noch in die Stadt gegangen zum Feiern.
Da alles fast 2 Jahre her ist, kann ich mich nicht mehr an Details wie Trinkmengen etc. erinnern.
Datum: 08.07.23 auf 09.07.23 (Samstag auf Sonntag)
Beim Feiern haben wir dann angefangen zu trinken. Ich schätze, dass es sich um den Zeitraum zwischen 21/22:00 Uhr und 03:00 Uhr handelt, in dem getrunken wurde.
Ich habe Bier, Shots und ich meine 1 Mischgetränk getrunken. Die Menge weiß ich nicht mehr.
Die Anzahl und Menge müsste ich rekonstruieren gem. der Widmark-Formel.
Ich schätze ich hatte ein Gewicht von ca. 75kg (ein wenig besser in Form als aktuell )
Ich bin männlich (Reduktionsfaktor r = 0.7)
Annahme: Mittleres Resorptionsdefizit: 15%
BAK = [A / (p r)] * 0.85
<=> A = (BAK / 0.85) * (p r)
<=> A = (1.95 / 0.85) * (75kg *0.7)
<=> A = 120.4g
Wie ich hier die Dauer des Konsums berücksichtige ist mir noch nicht ganz klar, daher lasse ich die Rechnung an dieser Stelle mal so vereinfacht.
Unter den Annahmen: Bier 0.5l (20g) | Schnaps 2cl (5.5g) | Mischgetränk (10% Alkoholgehalt in Dose (330ml) –> 33g?)
Demnach wäre folgende Kombination realistisch gewesen:
1x Dose Mischgetränk: 1x 33 g
2x 2cl Shot: 2x 5.5g = 11 g
4x 0.5l Bier = 4 x 20g = 80 g
Summe: 124 g
Würdet ihr sagen, dass das so richtig und eine realistische Herangehensweise ist?
Unter der Annahme, dass in der Zeit auch Alkohol abgebaut wurde, müsste ich natürlich die konsumierten Mengen etwas nach oben anpassen.
2. Warum kam es zur Auffälligkeit?
Warum wurde das Rauschmittel konsumiert? Ganz einfach, um Hemmungen zu verlieren und so aktiver beim Feiern zu sein (Tanzen etc.)
Nüchtern würde ich eher nicht dazu neigen großartig zu tanzen. Außerdem trinken alle, dann trinkt man eben mit. Es war eine schöne, gesellige Runde.
Sonstige Motive zum Trinken (z.B. Sorgen etc., die man ertrinken möchte o.Ä.) gab es hier nicht und gab es noch nie. Alkohol wurde stets beim Feiern getrunken, niemals alleine oder aus anderen Gedanken.
Ich selbst war nicht mit Rad da. Meine (damals noch nicht) Freundin war mit Rad da. Wir wollten gemeinsam zu ihr fahren. Ich war mir sicher, dass ich das Fahrrad noch unter Kontrolle haben würde und meinte, dass wir ja zu zweit fahren statt schieben können.
Nachträglich muss ich mir natürlich eingestehen, dass dies zu allererst schon einmal eine sehr dumme Idee war. Schließlich begebe ich mich nicht nur selbst in Gefahr, sondern in dem Fall auch meine Freundin. Und dass ich offensichtlich meine Fahrtüchtigkeit überschätzt habe, weshalb die Polizei uns dann auf dem Heimweg angehalten hat.
Auch hier möchte ich klarstellen – auch wenn es vermutlich nicht hilft bzw. nichts daran ändert – ich lasse sonstige Verkehrsmittel (Auto, Motorrad etc.) grundsätzlich zuhause stehen, wenn die Absicht oder die Möglichkeit besteht, dass Alkohol konsumiert wird. In diesem Fall habe ich mich jedoch überschätzt und dachte, dass ich mit unter 1.6 sicher noch fahrtüchtig wäre.
3. Wie war der Rauschmittelkonsum vor der Auffälligkeit?
Das erste Mal konsumiert wurde bei uns auf dem Dorf meine ich mit ca. 14/15 Jahren (hier und da mal Alster oder n Bier).
Mit der Zeit ist der Konsum angestiegen und man hat schon häufig sehr viel getrunken. Wirklich sehr viel. Ich würde sagen, dass dies so ging bis ich ca. 20/21 Jahre alt war.
Hier wurde dann, wenn getrunken wurde, immernoch viel getrunken, aber die Häufigkeiten sind gesunken, u.A. weil ich nicht mehr in meinem Heimatdorf wohnte.
Seit ich wiederum mein Studium beendet habe und arbeitstätig bin (seit 2022 mit 25 Jahren) habe ich nochmal deutlich weniger häufig Alkohol konsumiert und eben mit sehr seltenen Ausnahmen nur noch am Wochenende.
Wenn ich nicht gerade krank etc. bin, mache ich auch gerne Sport. D.h. es gibt häufiger im Jahr Phasen, in denen ich auch von mir aus komplett auf Alkohol verzichte, um wieder ins Training zu kommen oder Fortschritte zu erzielen.
Grundsätzlich war es nie so, dass ich nicht ohne Alkohol leben kann oder versuche mit dem Alkohol etwas zu ertränken, jedoch war es immer ein super “Booster” für Partys.
Vielleicht kann man doch sagen, dass zumindest dann Hemmungen / Schüchternheit abgelegt / ertränkt werden, wenn man möchte.
4. Wie ist der Konsum heute?
Der Konsum heute ist grundsätzlich ähnlich, wobei wiederum weniger häufig. Es kann passieren, dass man doch mehr trinkt als geplant. In solchen Situationen weiß ich aber, dass ich auch ein Fahrrad definitiv stehen lassen werde (habe im übrigen nie wieder unter Alkohol ein Fahrrad bewegt – auch nicht nach einem Bier oder so).
Auch bei Veranstaltungen wie Stadionbesuchen etc. verzichte ich meist komplett auf Alkohol.
Man kann also sagen in der Häufigkeit konsumiere ich weitaus weniger, von der Alkoholmenge zwar auch etwas weniger, aber hin und wieder eben auch viel Alkohol.
Seit dem Bescheid, dass ich eine MPU machen muss (ca. Mitte/Ende April) trinke ich keinen Alkohol mehr und bereite mich auf die Abstinenznachweis vor.
5. Wie wird sichergestellt, dass es nie wieder zu einer Auffälligkeit kommt?
Ich weiß, dass diese Antwort mir alleine bei der MPU nicht helfen wird, aber ich werde einfach grundsätzlich (Auto etc. war sowieso nie ein Thema) auch kein Fahrrad mehr bewegen, wenn ich Alkohol trinke. Dies gilt auch für Mengen, in denen ich grundsätzlich noch unterhalb der zulässigen Grenze von 1.6 landen würde.
Weiterhin werde ich (so ist das Ziel, umgesetzt ist es logischerweise noch nicht, schließlich lebe ich für die Nachweise zurzeit abstinent) bewusster Alkohol konsumieren und grundsätzlich nicht mehr in den Mengen, wie ich es durch die frühen und vielen Jahre gewohnt war. Ich weiß, das hilft mir nichts bei der MPU, schließlich kann ich hierhingehend nichts vorweisen und der/die Psychologe/Psychologin müsste mir einfach vertrauen.
Weiterhin ist mir schon in der kurzen Zeit aufgefallen (ich gehe natürlich trotzdem hin und wieder mit Feiern mit meinen Freunden – ohne Alkohol natürlich), dass ab einer gewissen Menge sich die Menschen doch mehr verändern als man es selbst feststellt, wenn man selbst mittrinkt. Hier und da muss ich sagen, dass ich das nicht so cool finde und eigentlich auch nicht möchte, dass man mich ggf. irgendwann so wahrnimmt.
Ich möchte nicht mein Leben lang auf Alkohol verzichten (keine 100%ige Abstinenz), das Konsumverhalten aber ändern.
Welche Rückfallgefahren sehe ich?
In allererster Linie so Gruppendynamiken. Man nimmt sich vor 2 Bier zu trinken. Alle anderen trinken ohnehin mehr. Die Party/Veranstaltung macht Spaß, die Stimmung locker und man lässt sich hinreißen doch mehr zu trinken als man geplant hat. Wie dies vermieden werden kann? Schwierig. Ich denke Punkt 1 wäre Kommunikation. Dass man im Freundeskreis ohnehin seine Grenzen/Prinzipien kommuniziert und diese akzeptiert werden, sodass auch die Leute um einen rum einem Sicherheit geben und “aufpassen” können (klappt bei der Ernährung, ich lebe vegan, hervorragend). Das wäre eine Vermeidungsstrategie für den Alkoholkonsum.
Eine Vermeidungsstrategie, um nicht wieder auf das Fahrrad zu steigen, wenn man getrunken hat, ist grundsätzlich einfach das Rad zuhause zu lassen, wenn man trinkt oder die Möglichkeit dazu besteht.
Ich halte mich für einen sehr rationalen Menschen, der keine Probleme damit hat, solche Vorsätze diszipliniert umzusetzen. Das sind halt einfach Prinzipentscheidungen.
Paar sonstige Infos und Hintergründe:
– Führerschein habe ich nach dem MPU Bescheid abgegeben. Alleine unter meinem Vorhaben mal mindestens die 6 Monate abstinenz nachzuweisen, war ein erfolgreiches Bestehen in der Frist so nicht möglich. Daher die Abgabe, um kooperativ auf Gebühren und Sperrfristen zu verzichten
– Laut Fahrerlaubnisakte war meine Aussprache beim freiwilligen Alkoholtest stark verwaschen, der Test war um 03:15 Uhr
-Blutentnahme war um 03:49 Uhr
– Der Beschuldigte trat bislang nicht polizeilich in Erscheinung und verhielt sich während der Verkehrskontrolle und während der polizeilichen Maßnahmen sehr kooperativ und einsichtig
– Strafe der zuständigen Strafanstalt wurde bereits bezahlt (schon vor einer Weile). Ich hatte die Hoffnung, dass ggf. doch keine MPU auch mich zu kommt. Der Polizist sagte mir am Telefon, dass es auf dem Fahrrad bis 2 durchaus eine gewisse Kulanz geben könnte. Da ich solange nichts von denen gehört habe, dachte ich, dass ich Glück hatte und nichts mehr käme.
– Ich habe mich für Haarproben entschieden, da ich aufgrund vieler geplanter Veranstaltungen/Reisen/Urlauben etc. nicht kurzfristig zu Urinuntersuchungen zur Verfügung stehen kann. Ich werde die erste Haarprobe dann nach den ersten 3 Monaten Abstinenz durchführen lassen.
– Kurse/Vorbereitungen etc. wurden bisher nicht besucht. U.A. weil ich dachte, dass ggf. keine MPU auf mich zu kommt. Andererseits ist das ein nicht ganz unempfindlicher Haufen Geld, den man sich natürlich spart, wenn man nicht zur MPU zitiert wird.
– die Fahrerlaubnisakte liegt mir vor
– Ziel wäre Strategie Kontrolliertes Trinken und nicht Strategie 100%ige Abstinenz
Ich hoffe ich konnte euch einen einigermaßen guten Überblick über meine Situation geben und freue mich über jeden Input!
Mein – zugegebener naiver – Plan war es, dass ich nun zunächst mal die Abstinenznachweis erbringe und in der Zwischenzeit mich informiere und falls wirklich notwendig ggf. einen Vorbereitungskurs einer öffentlichen, nicht gewinnorientierten Einrichtung belege, um mein Konsumverhalten aufzuarbeiten und der MPU Stelle meine Fahrtüchtigkeit beweisen zu können.
MfG-