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Bayern: Regeln enervieren, Sünden begehen – die Fastnacht naht – Bayern | ABC-Z

Die Elf ist die Narrenzahl schlechthin – und das schon seit dem Mittelalter. Und so werden auch heuer Bayerns Narren am 11.11. um 11.11 Uhr in die nächste feucht-fröhliche Session starten – mit Konfetti in der Hand und Krapfen im Mund. Denn am 11.11. doppelt sich die kleinste Narrenzahl, und um 11.11 Uhr gleich wieder. Und so laden die Elferräte zwischen Aschaffenburg und Rosenheim meist auf die Marktplätze und zelebrieren den Fastnachtsauftakt. Wobei die Franken da bayernweit betrachtet besonders umtriebig sind, vielerorts Rathäuser stürmen und Prinzenpaare inthronisieren. Und das alles katholisch abgesegnet – denn die Fastnacht ist geschichtlich betrachtet ein Fest der Katholiken.

Warum der 11.11.? Das weiß man nicht. „Es gibt 100 000 Theorien“, erzählt die Leiterin des Deutschen Fastnachtsmuseums in Kitzingen, Kathrin Hesse. Es gibt aber Vermutungen wie: Es ist eine Schnapszahl. Sie überschreitet die Zehn Gebote und unterschreitet die Heilige Zahl Zwölf. Nichts Halbes und nichts Ganzes. „Die Geschichte von der Zahl Elf geht sehr weit zurück, bis ins Mittelalter.“ Die Elf sei eine Zahl der Regelüberschreitung. „In der Fastnacht werden die Grenzen überschritten. Der Narr bricht die Regeln, er steht außerhalb der Gesellschaft.“

Außerdem markierte der 11. November, der Martinstag, früher das Ende der Erntezeit. Man feierte dies mit einem Braten, der Martinsgans. Dabei trank man dann auch gern ein Glas zu viel. Nach getaner Arbeit ließ man es sich gut gehen – zumal anschließend eine Fastenzeit bis Weihnachten begann. „Wie die Weihnacht die Nacht vor der Geburt Christi ist, ist die Fastnacht die Nacht vor der Fastenzeit“, erklärt Hesse. „Die Fastnacht ist ja ein urkatholisches Fest.“

Unmittelbar nach Karneval – lateinisch „carnis“ (Fleisch) und „levare“ (wegnehmen) – beginnt für Christen die Fasten- oder Passionszeit bis Ostern. In dieser Zeit sollten die Gläubigen früher warmblütige Tiere essen, Enthaltsamkeit üben und – bis auf einige speziell ausgewiesene Tage – auch keinen Sex haben. Darauf verweist auch das Wort „Fastnacht“: Am Abend vor Beginn des Fastens wollte man noch einmal die Sau rauslassen – als Gegenpart zur frommen Fastenzeit.

Die Regeln überschreiten: Da sind vor allem die Narren in Franken wie in Würzburg, Coburg und Nürnberg dabei, die die Fastnacht traditionell mit Gaudi-Umzügen, Prunksitzungen und Rathausstürmen begehen. Dass die Zahl Elf dabei besonders präsent ist, habe auch etwas mit Gleichberechtigung zu tun, sagt Hesse. „Die Eins steht gleichberechtigt neben der Eins. Das wurde als Hinweis darauf gedeutet, dass die Narren untereinander gleich sind, dass also soziale Unterschiede hinfällig werden.“ Soweit die Theorie. „In der Praxis sind die Narren zum Teil durchaus sehr prestigebewusst. Da darf noch lange nicht jeder mitmachen.“

Im Süden Bayern gehört zu den Faschingstraditionen das Maschkera-Gehen, wie in Mittenwald. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Während die Franken bis zum Aschermittwoch (5. März 2025) in Sälen und auf Straßen feiern, kommt der Fasching im Süden Bayerns auch in anderer Gestalt daher. „Bayern hat sehr unterschiedliche Traditionen“, sagt Hesse. Mit Schellen und teils auch mit Kuhglocken lärmend ziehen am „Unsinnigen Donnerstag“ (27. Februar 2025) Maskierte mit historischen geschnitzten Holzmasken – „Maschkera“ – durch Orte wie Mittenwald (Landkreis Garmisch-Partenkirchen). Nach altem Brauch läuten die Teilnehmer damit den Frühling ein und vertreiben die Dämonen der dunklen Jahreszeit.

Der Chinesenfasching in der Kleinstadt Dietfurt an der Altmühl (Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz) geht am selben Tag mit einem großen Maskenumzug über die Bühne und hat eine fast 100-jährige Geschichte. In München, wo die Fastnacht Fasching genannt wird, tanzen am Faschingsdienstag (4. März 2025) die Marktweiber auf dem Viktualienmarkt. Der Brauch geht auf den Beginn des 19. Jahrhunderts zurück. Die Damen von Obst-, Gemüse-, Käse- oder Brotzeitstandl sorgen mit Tanzeinlagen zu bekannten Hits für fröhliche Stimmung.

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