Bayern: Knobloch beklagt offenen Judenhass an Unis und Hochschulen – Bayern | ABC-Z
Wenn Ron Dekel in die Uni geht, dann gehört der reflexhafte Griff an die Brust für ihn nach eigenen Worten inzwischen zum Alltag. Dekel, der sich im Vorstand des Verbands Jüdischer Studenten in Bayern engagiert, will sicher sein – sicher, dass die Kette mit dem Davidstern nicht über seiner Kleidung hängt, sondern darunter. Noch viel lieber wäre er ganz grundsätzlich sicher vor Anfeindungen und Bedrohungen, auch und gerade an den Hochschulen und Universitäten in Bayern und vor allem auch dann, wenn er seinen Davidstern sichtbar über dem Pullover trägt. Doch das sei seit dem Überfall der Hamas auf Israel vor mittlerweile fast einem Jahr nicht mehr der Fall, kritisieren er und auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern, Charlotte Knobloch. Beide haben am Dienstag vor einem Treffen mit der CSU-Landtagsfraktion auf offenen Antisemitismus an Bayerns Hochschulen hingewiesen.
Die Angriffe vom vergangenen Oktober seien „der Beginn einer neuen Zeit voller Sorge, Angst und Unsicherheit, auch in Bayern“, sagte Knobloch. An den Hochschulen habe sich ein Milieu gebildet, das nicht mehr differenzieren und diskutieren, sondern die Welt „plump in Gut und Böse unterteilen will“. Die Ablehnung des Staates Israel habe bei manchen Studierenden jedes Maß verloren und sei in dieser Maßlosigkeit nur mit Judenhass zu erklären, sagte Knobloch und verwies in dem Zusammenhang auf das Protestcamp vor der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, in dem vor allem linke Studierende seit rund fünf Monaten besonders die Reaktion Israels auf den Angriff der Hamas anprangern. Ron Dekel, dessen Vorfahren den Holocaust überlebt haben, ist in diesem Camp nach eigenen Angaben als „Nazi“ beschimpft worden.
CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek, sein Stellvertreter Winfried Bausback und Karl Freller, der in der Fraktion Sprecher für Fragen der Israelitischen Kultusgemeinden ist, stellten sich vor dem Treffen mit ihren Gästen an die Seite der jüdischen Studierenden. Deren Sicherheit sowie die Freiheit des Lernens, des Lehrens und des Diskurses an den Hochschulen müssten unbedingt verteidigt werden. Die CSU fordert deshalb landesweite Regeln für die Exmatrikulation von Antisemiten und Extremisten. Dem hätten sich die anderen demokratischen Fraktionen angeschlossen.