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Bayern: Aufarbeitung des Schlachthof-Skandals kommt voran – Bayern | ABC-Z

Es ist ungefähr fünf Monate her, dass die Tierrechtsorganisation Aninova den Tierschutz-Skandal auf Bayerns größtem Legehennen-Schlachthof, dem Schlachthof Buckl im mittelfränkischen Wassertrüdingen, aufgedeckt hat. Die Bilder, die sie Ende April 2025 von dem Schlachthof veröffentlicht hat, zeigen, wie Arbeiter lebenden Hennen Hälse und Körper verdrehen, die Tiere mit Fäusten oder Stangen traktieren und ihnen andere Grausamkeiten mehr antun. Die bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) schritt sofort ein. Sie untersagte dem Schlachthof, in dem bis dahin bis zu 60 000 Legehennen am Tag getötet wurden, sofort den Schlachtbetrieb. Seither herrscht Stillstand bei der Firma Buckl.

Nun soll es eine Perspektive für den Legehennen-Schlachthof geben. Im Landesverband der bayerischen Geflügelwirtschaft haben sie ein Konzept für seine Übernahme und Wiederöffnung erarbeitet. Derzeit laufen Gespräche und Verhandlungen, beispielsweise mit verschiedenen Ministerien in München. Das hat jetzt der Verbandsvorsitzende Robert Schmack der SZ bestätigt. Danach soll aus den Reihen der Legehennenhalter in Bayern und Baden-Württemberg eine neue Gesellschaft gegründet werden, die den Schlachthof von dem bisherigen Betreiber, der Familie Buckl, übernimmt. Ungefähr 80 große Legehennen-Betriebe in den beiden Bundesländern hätten inzwischen Absichtserklärungen für ihre Beteiligung an der Gesellschaft unterzeichnet.

„Wir wollen den Schlachthof in Wassertrüdingen unbedingt halten“, sagt Schmack. Als einen wichtigen Grund nennt er ausgerechnet den Tierschutz. Nach der Schließung des Schlachthofs werden laut Schmack die Legehennen aus Bayern und Baden-Württemberg zum Schlachten alle nach Norddeutschland oder ins Ausland, etwa nach Polen oder Österreich, transportiert. „Das sind viel weitere Strecken und damit deutlich längere Transporte, als wenn man sie nach Mittelfranken fährt“, sagte Schmack. Längere Transporte bedeuteten aber grundsätzlich mehr Strapazen für die Tiere. Diese wolle man vermeiden, zumal „das Lebensmittel Ei grundsätzlich ein sehr positives Image bei den Verbrauchern hat“.

Verbandschef kündigt Investitionen an

Die Übernahme wird die neue Gesellschaft nach Worten von Schmack einen „unteren zweistelligen Millionenbetrag“ kosten. Darin inbegriffen sei nicht nur der Kaufpreis für das Unternehmen selbst. Sondern außerdem Investitionen, die den künftigen Schlachtbetrieb auf die Höhe der Zeit bringen sollen. Als Beispiel nennt Schmack eine Kameraüberwachung der Bereiche, in denen Schlachthofmitarbeiter Umgang mit lebenden Hennen haben. „Wir alle waren sehr entsetzt von den Tierquälereien“, sagte Schmack. „Wir haben uns nicht vorstellen können, dass so etwas möglich ist.“ Deshalb werde man alles dafür tun, dass solche Vorfälle in Zukunft ausgeschlossen sind. Die neue Gesellschaft soll Schmack zufolge möglichst noch in diesem Jahr stehen.

Die strafrechtliche Aufarbeitung des Skandals kommt ebenfalls voran.  Wie der Chef der Ansbacher Staatsanwaltschaft, Friedrich Weitner, erklärte, haben er und seine Kollegen ihre Ermittlungen praktisch abgeschlossen. „Unsere Sichtung des Videomaterials der Tierrechtsorganisation hat gravierende Verstöße gegen die Vorgaben des Tierschutzgesetzes bestätigt“, sagt Weitner. „Das Filmmaterial ist so aussagekräftig, dass es als Tatnachweis höchstwahrscheinlich ausreicht.“  Als Verdächtige wurden sieben Schlachthofmitarbeiter identifiziert. Sie werden nun zu Anhörungen geladen. Danach werde man entscheiden, ob es zur Anklage kommt oder Strafbefehle erlassen werden.

Ende September erwartet Weitner außerdem ein Gutachten über das Förderband, in das die Hennen unmittelbar vor dem Schlachten per Hand eingehängt wurden. Aninoiva hatte dem Schlachthof auf Basis der Videoaufnahmen vorgeworfen, dass bei der Anlage ein Bauteil vorstehe, deshalb seien wiederholt Hennen bei lebendigem Leibe die Köpfe abgerissen worden. Zur Klärung der Vorwürfe hat die Staatsanwaltschaft Ansbach ein Fachgutachten in Auftrag gegeben. Sein Ausgang dürfte darüber entscheiden, ob sich die bisherige Geschäftsführung des Schlachthofs für den Vorwurf verantworten muss.

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