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Bayerische Streitkultur: Mit Nackt-Yoga die Nachbarin ärgern – Bayern | ABC-Z

„Streiten dürfen“ macht stark. Deshalb listet das bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales diesen Slogan auch auf einer speziellen Website als eine von „acht Sachen, die stark machen“ auf. Allerdings – genannte Internetseite heißt nicht umsonst „Stark durch Erziehung“ – will Streiten gelernt sein.

In diesem Sinne ergehen an Eltern Ratschläge wie: „Negative Gefühle wie Abneigung oder Wut erlauben.“ Oder: „Unterschiedliche Meinungen zulassen und Toleranz zeigen.“ Und auch: „Vorbild für eine positive Streitkultur sein.“ Wie letztere in Bayern genau aussieht, darüber scheiden sich in der Praxis sicherlich die Geister.

Ob das, was sich die Leute in bayerischen Bierzelten – wir befinden uns gerade in der Hochphase der Volksfestzeit – verbal und real um die Ohren hauen, als maßgebende und vor allem positive Streitkultur durchgeht, darf zumindest angezweifelt werden. Sei es an Tagen mit einer besonders hohen Politikerdichte, wenn im Meinungswettstreit mit den Konkurrenz-Parteien so manche Pointe unterhalb der Gürtellinie landet. Oder im ganz normalen Bierzelt-Regelbetrieb, in dem immer wieder mal Masskrüge als schlagendes Argument missbraucht werden. Gelegentlich kann es auch passieren, dass – wie neulich am Gillamoos in Abensberg geschehen – sprichwörtlich ein Strauß ausgefochten wird und dabei gleich die Blumen mitsamt Topf durchs Zelt fliegen.

Ganz sicher nicht das Musterbeispiel weiß-blauer Streitkultur war auch der Beitrag, den kürzlich eine 39-jährige Frau im oberpfälzischen Sulzbach-Rosenberg geleistet hat. Die nahm sich bei einem Konflikt mit ihrer Nachbarin Anleihen aus einem anderen Kulturkreis – wenngleich sie die von ihr angewandte, aus Indien stammende Lehre geistiger und körperlicher Übungen dabei zweifelsfrei zweckentfremdete. Wie die Polizei meldet, trug die Frau den Streit, den sie mit ihrer Nachbarin hatte, mittels ihrer Yoga-Übungen aus, die sie vor deren Haus absolvierte. Allerdings war sie dabei nackt, wodurch ihr blankes Gesäß zu sehen war, das sie ihrer Nachbarin entgegengestreckt haben soll.

Ob das nun ein adäquates Mittel war, die Meinungsverschiedenheit aus der Welt zu schaffen und welcher Streitkultur diese Art der Konfliktbewältigung folgte, sei dahingestellt. In jedem Fall brachte die Aktion der 39-Jährigen eine Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses ein.

Bleibt zu hoffen, dass sie um des lieben Nachbarschaftsfriedens willen zumindest den abschließenden Ratschlag des „Stark durch Erziehung“-Katalogs befolgt hat: „Wieder vertragen und versöhnen – noch vor dem Schlafengehen!“ Und das am besten bekleidet. Nur so, zur Sicherheit.

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