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Bayer Leverkusen verliert gegen Werder Bremen | ABC-Z

Fassungslosigkeit lag in den Gesichtern der Leverkusener Spieler, als sie nach einem ganz finsteren Nachmittag Trost bei ihren Fans suchten. Sie hatten ihr wahrscheinlich schwächstes Fußballspiel der vergangenen 18 Monate mit 0:2 gegen Werder Bremen verloren.

Alleine dieses niederschmetternde Erlebnis schmerzte – an einem Tag, an dem die Werkself so gerne frisches Selbstvertrauen für das Achtelfinalrückspiel in der Champions League gegen Bayern München am kommenden Dienstag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei Prime Video) entstehen lassen wollte. Das war jedoch nur ein Aspekt der mittelschweren Leverkusener Fußballkatastrophe, die sich ereignet hatte.

In der 53. Minute war Florian Wirtz schlimm gefoult, ausgewechselt und ins Krankenhaus gebracht worden. Und nicht zuletzt hat die Werkself die unverhofft entstandene Chance verpasst, den Rückstand zum Tabellenführer aus München auf fünf Punkte zu verkürzen. „Heute war alles schlimm, auch das“, sagte Trainer Xabi Alonso. „Ich vergesse diesen Tag, das Spiel war schlimm, meine Entscheidungen waren nicht gut.“

Sollte Wirtz im Achtelfinalrückspiel gegen die Bayern ausfallen, wird jedoch vor allen Dingen dieses Bild eines furchtbar verformten Fußes hängen bleiben. Bremens Mitchell Weiser war mit hoher Intensität und offener Sohle auf das Gelenk getreten, die im Sinne des Gesundheitsschutzes mögliche Rote Karte blieb jedoch in der Tasche von Schiedsrichter Tobias Welz stecken. Auch der Videoassistent Tobias Stieler griff nicht ein. „Ich finde, das ist eine glatte Rote Karte“, sagte Jonathan Tah. „Ich kann nicht verstehen, dass sich der Videoassistent da nicht einschaltet.“

Leverkusen-Trainer Xabi Alonso erlebte keinen schönen Tag.AFP

Alonso wies darauf hin, dass der Platzverweis von Bayern Münchens Joao Palhinha im Parallelspiel gegen Bochum ganz ähnlich aussah, aber anders geahndet wurde, während Bremens Trainer Ole Werner sagte: „Auch wenn es an der Grenze ist, dann ist das in dem Bereich, wo man es bei einer Gelben Karte belassen kann.“ Eine genauere Diagnose und eine Prognose, ob Wirtz am Dienstag spielen kann, soll es nach der am frühen Abend durchgeführten MRT-Untersuchung geben.

Die Hauptursache für die Niederlage lag aber nicht in dieser Szene. Leverkusen spielte nicht den Fußball, den dieses Team unter Xabi Alonso seit rund eineinhalb Jahren sehr verlässlich hinbekommt. Ein lahmendes Flügelspiel hatte der Trainer wohl bewusst in Kauf genommen, weil Jeremie Frimpong und Alejandro Grimaldo auf der Bank saßen. Dass Patrik Schick so harmlos blieb, weil Wirtz, sein wichtigster Balllieferant, ebenfalls in der Startelf fehlte, vielleicht auch. Eine bessere Leistung hatte er trotzdem erwartet.

„Wir haben es einfach nicht gut gemacht“

Die vielen Ungenauigkeiten, dieser Mangel an Selbstvertrauen, dieser in allen Mannschaftsteilen stockende Spielfluss, all diese Symptome der Schwäche hatte es in dieser Form seit vielen, vielen Monaten nicht mehr gegeben. „Wir haben es einfach nicht gut gemacht“, sagte Tah, „wir haben viel zu viele Bälle verloren und überhaupt keine Gefahr ausgestrahlt.“

Symptomatisch war die Entstehung des Bremer Führungstores: Lukas Hradecky klärte den Ball unter Druck nur zu einem Einwurf für Bremen, statt einen eigenen Angriff einzuleiten. Mario Hermoso spielte nach der anschließenden Balleroberung einen gruseligen Fehlpass, zwei Abspiele später traf Romano Schmid zum 0:1 (7. Minute). Anschließend versucht der deutsche Meister fast 90 Minuten lang, irgendwie ins Spiel zu kommen, die gewohnte Dominanz entstand aber nie.

Nicht einmal eine richtig klare Chance erspielten sie sich. Irgendwann kam Emiliano Buendia gefährlich zum Abschluss (26.), es gab einen ganz guten Fernschuss von Exequiel Palacios (74.) und einen mäßig gefährlichen Kopfball von Tah nach einer Ecke (77.), aber nie den gewohnten Leverkusener Flow. „Wir sind es nicht gewohnt, zwei Mal hintereinander zu verlieren, aber das ist Fußball, es ist gerade unsere Situation“, sagte Alonso.

Die beste Möglichkeit hatte noch Aleix Garcia, dessen Freistoß aus 17 Metern kurz vor der Halbzeit an die Latte flog. In der vierten Minute der Nachspielzeit traf dann Justin Njinmah auch noch zum entscheidenden 0:2. „Vielleicht haben sie uns ein bisschen unterschätzt“, mutmaßte der Bremer Torhüter Michael Zetterer

Genau jetzt, wo die entscheidenden Weichen für die weitere Saison gestellt werden, trifft Alonso offenbar Entscheidungen, die nicht funktionieren wie erhofft. „Ich kann auch lernen“, hatte der Spanier vor dem Spiel gesagt, aber die richtigen Schlüsse hat er abermals nicht gezogen.

Seine Entscheidung, Wirtz, Frimpong und Grimaldo zu schonen, entpuppte sich als Fehler, und als in der zweiten Halbzeit die Nachrichten aus München von einer Niederlage des Tabellenführers in München kündeten, hatte er Granit Xhaka bereits durch Palacios ersetzt. Der Schweizer Chefstratege fehlte bitterlich, als Bayer 04 in der zweiten Halbzeit versuchte, das Spiel zu drehen. Alonsos deprimiertes Resümee klang schlicht wie zutreffend: „Es war ein Scheißtag.“

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