News

Bayer-Aktionäre genehmigen Kapitalerhöhung | tagesschau.de | ABC-Z

Stand: 25.04.2025 17:04 Uhr

Der Bayer-Konzern steckt wegen Rechtsstreits in der tiefen Krise. Das Unternehmen hat seine Aktionäre nun um Erlaubnis gebeten, sich gegebenenfalls neues Kapital besorgen zu dürfen – mit Erfolg.

Wer für seine Altersvorsorge auf Bayer-Aktien gesetzt hat, ist nicht zu beneiden. Der Börsenkurs des Unternehmens ist seit inzwischen zehn Jahren fast kontinuierlich im Sinkflug. Im April 2015 war eine Aktie des Konzerns noch mehr als 135 Euro wert, inzwischen liegt der Kurs bei nur noch gut 20 Euro. Entsprechend unzufrieden zeigten sich die Aktionärsvertreter bei der diesjährigen Hauptversammlung des Konzerns.

Bayer bringt Verkaufsstopp von Glyphosat ins Spiel

Die Hauptursache für die andauernde Krise ist die Übernahme des US-Chemiekonzerns Monsanto, die im Jahr 2018 durchgeführt wurde. Damit holte sich Bayer ein großes Risiko ins Haus. Denn Monsantos Unkrautvernichter Glyphosat steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Zehntausende Klagen in den USA waren die Folge. Die Vergleiche, die in vielen Fällen geschlossen wurden, haben den Konzern bereits etwa elf Milliarden Dollar gekostet.

Bei der diesjährigen Hauptversammlung brachte der Bayer-Vorstandsvorsitzende Bill Anderson einen Vermarktungsstopp von Glyphosat ins Spiel. “Wir kommen sogar langsam an einen Punkt, an dem uns die Klageindustrie zwingen könnte, die Vermarktung dieses systemkritischen Produktes einzustellen”, so Anderson. “Das wollen wir nicht, aber wir müssen uns auf alle möglichen Entwicklungen vorbereiten.”

Aktionäre genehmigen Ausgabe zusätzlicher Aktien

Darüber hinaus hat das Unternehmen seine Aktionäre um Erlaubnis gebeten, zusätzliche Aktien auszugeben. Durch eine solche Kapitalerhöhung kann ein Unternehmen seinen finanziellen Spielraum erhöhen, allerdings kann dadurch der Wert bestehender Aktien sinken.

“Es ist eigentlich absurd, dass wir zustimmen”, sagt deshalb Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, einer Interessensvereinigung von Aktienbesitzern. Aber die Verzweiflung der Aktionäre sei nun mal groß, so Tüngler. Und ebenso die Hoffnung, dass es nun endlich eine Lösung für das Glyphosat-Problem geben könnte. Wie genau diese Lösung aussieht, ist allerdings offen.

Zusätzliches Kapital nur für Eindämmung von Rechtsstreitigkeiten

Tüngler hofft, dass das zusätzliche Kapital für einen groß angelegten Vergleich genutzt werden könnte, der den Rechtsstreitigkeiten ein Ende setzen würde. “Heute überwiegt tatsächlich mal wieder die Hoffnung, weil am Horizont überhaupt mal wieder eine Lösung erscheint”, so der Aktionärsvertreter.

Der Konzern jedenfalls beteuert, das zusätzliche Kapital würde nur für “Maßnahmen im Zusammenhang mit einer weitgehenden Eindämmung der Rechtsstreitigkeiten in den USA” eingesetzt werden. Ob es trotz der Genehmigung durch die Aktionäre tatsächlich zu einer Kapitalerhöhung kommt, steht also noch nicht fest.

Die Hauptversammlung fand in diesem Jahr erneut digital statt. Dafür musste sich das Unternehmen deutliche Kritik von den Aktionären anhören. Die Unternehmensspitze ziehe sich in den “bequemen Elfenbeinturm” zurück und verschanze sich im virtuellen Raum, hieß es.

Leverkusen: Gewerbesteuereinnahmen eingebrochen

Unter der Bayer-Krise leiden nicht nur die Aktionäre. Die Krise des Unternehmens hat auch Folgen für die Stadt, deren Namen allein schon durch ihren Fußballverein untrennbar mit dem Konzern verbunden ist. Leverkusen kämpft mit einem heftigen Einbruch der Gewerbesteuer, zumal auch andere Chemieunternehmen am Standort schwächeln. Die Gewerbesteuereinnahmen sanken von 236 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 93 Millionen Euro im vergangenen Jahr.

Im vergangenen Sommer musste Leverkusen deshalb sogar eine Haushaltssperre verkünden. Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) spricht von einer “dramatischen Situation der Ertragsstrukturen in der Industrie”. Wie groß der Bayer-Anteil am gesamten Gewerbesteueraufkommen ist, will die Stadt mit Verweis auf das Steuergeheimnis nicht preisgeben.

Back to top button