Bauzinsen steigen wieder: Donald Trump macht deutschen Immobilienkäufern das Leben schwer | ABC-Z

Bauzinsen steigen wieder
Donald Trump macht deutschen Immobilienkäufern das Leben schwer
29.01.2025, 06:21 Uhr
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In Deutschland ist noch Wahlkampf, in den USA hingegen bastelt der neue Präsident bereits eifrig an einer Wirtschaftsordnung nach seinem Geschmack. Die Folgen sind weitreichend. Auch für all jene, die sich in Deutschland den Traum vom Eigenheim erfüllen wollen.
Der Immobilienmarkt erholt sich. Und doch dürften die Zahlen des Gutachterausschusses in Frankfurt nicht überall Freudenstürme verursachen. Danach wurden in der Mainmetropole im vergangenen Jahr rund 2300 Wohnungen verkauft. 2023 waren es nur 2050.
Doch nicht nur die Zahl der Verkäufe stieg: Auch der durchschnittliche Quadratmeterpreis je Wohnfläche zog um etwa zehn Prozent an und liegt nun bei rund 6900 Euro für Objekte ab Baujahr 1991 (ohne Neubauten). In vielen anderen Metropolregionen sehen Experten ähnliche Entwicklungen: Jede größere Stadt veröffentlicht derzeit die Zahlen des Gutachterausschusses.

Max Herbst ist Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit 1986 unabhängige Zinsinformationen erstellt.
Im Gefolge der Nachfrage ziehen auch die Zinsen an. Zwar liegt das Zinsplus derzeit im Mittel bei „nur“ 0,4 Prozentpunkten. Bei einem Immobilienpreis von 500.000 Euro und einem Darlehen von 400.000 Euro sind das pro Monat aber bereits 133 Euro, die die Erwerber zusätzlich stemmen müssen. Rechnet man noch den um zehn Prozent erhöhten Wohnungspreis hinzu, liegen die Zusatzkosten inklusive zwei Prozent Tilgung bereits bei 310 Euro pro Monat.
Wer gegensteuern will, kann zwar die jährliche Tilgungsrate von zwei auf ein Prozent reduzieren. Das allerdings verlängert den Schuldendienst bei gleicher Rate von 30 auf 40 Jahre.
Deutschland verliert an Attraktivität
Über die Gründe des jüngsten Zinsanstiegs lässt sich derzeit nur spekulieren. Viel deutet allerdings darauf hin, dass das Vertrauen der Märkte in die Leistungsfähigkeit des deutschen Staates nicht sehr hoch ist. Auch trauen die meisten Investoren der Regierung kurz vor den vorgezogenen Wahlen kaum noch sinnvolle Entscheidungen zu. Dass die deutsche Wirtschaft überdies noch stärker schwächelt als die Konjunktur in anderen europäischen Staaten, tut ebenfalls nicht viel für niedrige Zinsen.
Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass die EZB die Leitzinsen wieder leicht nach unten korrigieren wird. Doch das wird sich eher negativ auf die Hypothekenzinsen auswirken. So lange die EZB nicht konsequent gegen die steigende Inflation ankämpft, so lange werden Investoren, die bereit sind, der Bundesrepublik Geld zu leihen, einen gewissen Inflationsaufschlag verlangen. Und da die Renditen der Bundesanleihe und die Bauzinsen eng gekoppelt sind, sollten Immobilieninteressenten erst einmal nicht auf positive Effekte des EZB-Entscheids hoffen.
Wer hat Angst vor Donald Trump?
Zu kurz griffe es allerdings, wenn man die aktuellen Entwicklungen ausschließlich auf hausgemachte deutsche Probleme zurückführte. Vielmehr müssen die europäische und die deutsche Wirtschaft auch mit den immensen Störfeuern aus den USA umgehen. Wenn Donald Trump wie angekündigt Strafzölle einführt, werden die darauffolgenden EU-Maßnahmen dazu beitragen, dass sich die Preise hochschaukeln und die Inflation weiter Fahrt aufnimmt. Die Folge dürften dann weiter steigende EZB-Leitzinsen sein.
Investoren werden dann wohl erneut mit Forderungen nach höheren Zinsen für die deutsche Bundesanleihe und Pfandbriefe reagieren. Selbst wenn der deutsche Staat in Zukunft bereit sein sollte, Investitionen in die Infrastruktur, für die Verteidigung oder auch in die Digitalisierung durch höhere Kredite oder durch ein Aussetzen der Schuldenbremse finanzieren will, dürfte das Vertrauen der Investoren nicht so schnell zurückkommen. Moderate Anleiherenditen und Bauzinsen von weniger als drei Prozent werden wir daher bis auf Weiteres wohl nicht sehen. Die Abhängigkeit von Inflation, Bundesanleihe und Bauzinsen können Sie leicht in unserer Zinsentwicklung verfolgen.
Als Zwischenergebnis lässt sich damit festhalten: Immobilienkäufer dürften noch länger unter dem Trump-Effekt leiden. Und auch Tages- und Festgeldanleger könnten schon bald Probleme bekommen, und zwar dann, wenn die Inflation wieder höher ist als die Habenzinsen aufs Ersparte.
Das Projekt Hauskauf bleibt aufwendig
Bleibt die Frage, welche Strategie Kunden verfolgen sollten, die derzeit ein Haus oder eine Wohnung kaufen wollen. Fest steht: Die Hoffnung, dass die Zinsen auf absehbare Zeit wieder unter die drei Prozent sinken, wird sich wohl nicht erfüllen. Ich sehe für die nächsten zwei bis drei Monate eher einen Mittelwert von 3,5 bis 4 Prozent für eine zehnjährige Zinsbindung.
Da die Nachfrage nach Kaufimmobilien weiter steigen, das Angebot aber nach wie vor überschaubar bleiben wird, dürften auch die Preise weiter steigen – vor allem in den Ballungsgebieten.
Um im Neubau-Sektor und bei den Sanierungsvorgaben Schwung reinzubekommen, bräuchte es deutlich vereinfachte Bauvorschriften und verbesserte Rahmenbedingungen für die Branche. Die neue Regierung, egal wie sie aussieht, sollte dieses Problem so schnell wie möglich angehen, um den Bauträgern und Bauherren die Planung von kostengünstigen Neubauten und Sanierungen zu ermöglichen.
Wer sich schon heute den Traum vom Haus erfüllen will und nicht zu den absoluten Spitzenverdienern zählt, braucht einen guten Baufinanzierungsvermittler. Dieser sollte sich auch um Kunden bemühen, die nur 10 oder 15 Prozent Eigenkapital einsetzen können. Solche kundenorientierten Vermittler gibt es – inzwischen sogar mit Zertifikat.
Jeder potenzielle Hauskäufer kann aber auch kostenlos den Bauzinsvergleich der FMH-Finanzberatung nutzen, der aktuelle und verlässliche Berechnungen und Erstinformationen liefert.
Max Herbst ist Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit 1986 unabhängige Zinsinformationen erstellt.