Basketball-Revolution: Warum keine Liga für kleinere Spieler? | ABC-Z

Ich habe es mir vor einiger Zeit zur Gewohnheit gemacht, im Gespräch mit Sportfreunden für eine kleine provokante Revolution zu plädieren. Basketball, sage ich dann, sollte nach Klassen sortiert werden – nicht nach Gewicht wie beim Boxen oder Rudern, sondern nach Zentimetern.
Meine wohlüberlegte Begründung: Basketball ist strukturell ungleich. Ein Spieler von 2,26 Metern steht dem Korb so nahe wie der Postbote dem Briefkasten; Rebounds pflückt er wie Äpfel vom Baum. Der Riese dunkt fast im Stehen, und alle drehen durch. Wie toll! Doch wo genau besteht da die besondere Leistung?
Wer im Supermarkt die Packung im obersten Regal mühelos erreicht, hat ja auch keinen außergewöhnlichen Erfolg erzielt. Warum sollte das im Basketball anders sein? Ist mir unerfindlich. Wer hingegen nur schlappe 1,75 Meter misst, sieht den Korb fast ausschließlich aus der Ferne. Er ist der Mensch gewordene Korbleger.
Also, sage ich, warum nicht endlich fair spielen und eine Kompaktklasse für Athleten unter 1,90 Meter einführen? Der Korb hängt dort etwas tiefer. In der Hochhausklasse hingegen können die Riesen ihre gewohnte Korbhöhe behalten. Dann hätten all die Kleinen, die sonst nur als Staffage dienen, plötzlich ihre eigene Liga.
Mein Nachbar hält das für kompletten Unsinn. Wobei ich zugeben muss, dass er nicht nur leidenschaftlich Basketball spielt, sondern auch jede Menge Ahnung davon hat – im Gegensatz zu mir, der ich eher zum Fußball neige. Mein Nachbar hält rein gar nichts von meiner angestrebten Reform.
Er schwärmt von der Schönheit der Gegensätze: der turmhohe Center, der wie ein Kran unter dem Korb parkt, und der winzige Guard, der unten hindurchzischt wie ein E-Scooter. Basketball lebe von diesen Kontrasten, sagt er, von der Choreographie zwischen Riesen und Flinken. Vom Schauspiel, in dem der große Center den Raum einnimmt und der kleine Guard die Lücken löchert.
Für ihn ist Basketball eine geniale Mischung, keine Sortieranlage. Als Beispiel führt er Muggsy Bogues an, 1,60 Meter klein, trotzdem 14 Jahre lang als Point Guard in der NBA unterwegs. Aber das ist lange her. Hat mich nicht überzeugt.
Dann allerdings nannte er einen Namen, der mir etwas sagt: Dennis Schröder, Weltmeister 2023, Europameister 2025, jeweils bester Spieler des Turniers. Schröder, sagt er, sei mit seinen 1,85 Metern der lebende Beweis dafür, dass man auch mit Kompaktmaß die Basketballwelt aufmischen kann, wenn man flink genug ist und keine Angst vor Riesen hat. Mein Nachbar feiert ihn als Argument für Vielfalt, genau wie Stephen Curry, den 1,88 Meter großen Präzisionsschützen von jenseits der Dreipunktelinie. Keiner wirft wie er.
Ich muss zugeben, das hört sich alles ganz vernünftig an. Klein beigegeben habe ich nicht, aber insgeheim beschlossen, mich nach und nach von meiner brillanten Idee der Kompaktliga zu verabschieden. Lassen wir es beim Zusammenspiel der Ultralangen mit den Ultraflinken. Ein bisschen schade ist es trotzdem. Aber ich bin ja auch nur Zuschauer. Da ist die Größe glücklicherweise egal.





















