Bar Zenetti in München: Ein wilder Mix für ein buntes Publikum – München | ABC-Z
Hier trafen sich Arbeiter vom Schlachthof nach der Schicht, Bewohner des Viertels nach dem Heimweg und Schauspieler vom Volkstheater nach der Vorstellung. Im „Zenetti Pils“ waren sie alle willkommen, wie es sich für eine Boazn gehört. Anfang Januar musste dann das Lokal in der Zenettistraße gegenüber vom Volkstheater nach rund 20 Jahren wegen Renovierungsarbeiten schließen. Der Wirt entschied sich, in Rente zu gehen; die Gäste bangten um ihr verlängertes Wohnzimmer, das bis dahin von der Gentrifizierung des Viertels verschont geblieben war.
Seit Mitte Juli hat das „Zenetti“ (jetzt ohne „Pils“) nun wieder geöffnet. Eine Boazn ist es keine mehr, stattdessen ein – ja was eigentlich? Ein Stehausschank, meint man, wenn der Blick als Erstes auf die Reihe Stehtische entlang der bodentiefen Fensterfront fällt. Der neue Tresen rechts im Raum – nicht wie früher wuchtig und gebogen, sondern gerade und schlicht – sagt Bar, die Bestuhlung dagegen Restaurant oder Café. Eine Couch neben der Küche macht die Verwirrung komplett, die Flamingo-Neonleuchte daneben erst recht.
Vielleicht verschafft ein Blick in die Karte Klarheit. Bei der griechischen Küche ist es geblieben, denn Achilleas Tziomakis, einer der zwei neuen Wirte, ist Grieche – wie schon sein Vorgänger. Tziomakis betreibt bereits seit Jahren das Café „Ola Ta Kala“ in der Kapuzinerstraße ganz in der Nähe. Für seinen Geschäftspartner und langjährigen Freund Michael Schilling ist das Zenetti das erste Gastro-Projekt. Er ist bei Tag der Chefredakteur der Abendzeitung, wohnt selbst im Viertel und hätte sich keinen besseren Standort für seine erste Kneipe wünschen können, sagt er.
Auch Anna Papadopoulou, die „gute Seele des Hauses“, wie Schilling sie nennt, ist dem Zenetti als Servicedame treu geblieben. Sie bringt jetzt nicht mehr Spaten, sondern Augustiner Bier (die Halbe Helles 4,40 Euro) an den Tisch. Es gibt auch ein paar klassische Spritz und Cocktails, wie Aperol Spritz (7,50 Euro), Negroni (10,50 Euro) oder Espresso Martini (12,50 Euro), doch die meisten trinken hier Bier und Wein. Die Hausweine, Rot (ab 4 Euro) oder Rosé (ab 5 Euro), kommen natürlich aus Griechenland.
Für den schnellen Koffeinkick sorgt der Shot „Liquid Cocaine“ (4,50 Euro). Der wird klassisch mit Wodka oder Korn, Kaffeelikör, Espresso und Zucker gemacht. Im Zenetti schmeckt er besonders cremig süß und eignet sich nach den selbst gemachten Fleischpflanzerln gut als schnelles Dessert zum Trinken, bevor es gegenüber ins Theater oder in den Club geht. Vielleicht mag das neue Konzept ein wenig zusammengewürfelt anmuten, doch damit fügt es sich gut ein in die Tradition des Standortes. Denn ein buntes Angebot sorgt für ein buntes Publikum. Wie passend für eine Kneipe zwischen Schlachthof und Theater.
Zenetti, Zenettistraße 20, 80337 München, Telefon: 089/18901124, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 17 Uhr bis Open End