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„Bankier aus Leidenschaft“: Friedrich von Metzler gestorben – Wirtschaft | ABC-Z

Sein letzter öffentlicher Auftritt war ein passender. Im Juni hatte die Stadt Frankfurt zum 350. Firmenjubiläum des Bankhauses Metzler in den Kaisersaal des Römer geladen, und natürlich kam auch Friedrich von Metzler noch einmal. Nicht nur Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) fand viele lobende Worte für die Bankiersfamilie, auch der frühere Bundespräsident Joachim Gauck hielt eine bewegende Rede auf Unternehmertum und Verantwortung. Und Friedrich von Metzler saß in der ersten Reihe und lauschte aufmerksam. Bei der anschließenden Feier im Historischen Museum aber war er dann nur noch kurz dabei. Dort nahmen in erster Linie seine Kinder Elena und Franz sowie seine Frau Sylvia die Glückwünsche der Gäste entgegen.

Am Sonntag nun ist Friedrich von Metzler im Alter von 81 Jahren gestorben. Er hinterlasse „mit seinem außerordentlichen Engagement, Weitblick und sozialer Verantwortung eine Lücke in der deutschen Banken- und Kulturlandschaft“, sagte Wolfgang Kirsch, der Aufsichtsratsvorsitzende des Bankhauses. „Er war Bankier aus Leidenschaft, Bürger aus Überzeugung und von Herzen ein Frankfurter“. Gerhard Wiesheu, der Vorstandssprecher der Bank, ergänzte: „Friedrich von Metzler war eine einzigartige Persönlichkeit.“

Bundesweit bekannt wurde die Familie Metzler, als Friedrich von Metzlers Sohn Jakob 2002 im Alter von elf Jahren von dem Studenten Magnus Gäfgen entführt und ermordet wurde. An der furchtbaren Tat zerbrochen ist die Familie nicht, das hatte sie sich nach der Tragödie vorgenommen. Als klar war, dass der Sohn nicht mehr lebend heimkommen würde, öffneten die Metzlers die Türen ihrer Villa in Frankfurt-Sachsenhausen, um die engsten Mitarbeiter und Jakobs Mitschüler zu empfangen, die die Familie trösten wollten. Von diesem Abend erzählt man sich immer noch in Frankfurt.

Friedrich von Metzler wurde 1943 in Dresden geboren, wohin die Mutter in den Kriegswirren geflohen war. Nach dem Ende des Krieges kehrte er mit seinen Eltern und seiner Schwester Barbara zurück ins zerstörte Frankfurt. Nach dem Abitur 1962 absolvierte er in Hamburg in der Privatbank Münchmeyer und Co. eine Lehre zum Außenhandelskaufmann und lernte in den folgenden Jahren in London, New York, Paris und Düsseldorf das internationale Kapitalmarktgeschäft kennen. 1969 wechselte er ins familieneigene Bankhaus und wurde 1971 – gemeinsam mit seinem Vetter Christoph von Metzler, der 1993 starb – persönlich haftender Gesellschafter. Zusammen mit ihm trug Friedrich von Metzler dazu bei, die Bank die sich bereits seit elf Generationen in Familienbesitz befand, auf die Zukunft einzustellen.

So wuchs das Institut seit den Siebzigerjahren, als auch in Deutschland das Kapitalmarktgeschäft in Schwung kam, unter seiner Führung deutlich. Im Vorstand der Frankfurter Wertpapierbörse wirkte Metzler zudem 1992 daraufhin darauf hin, in der neu gegründeten Deutschen Börse AG Kassa- und Terminmarkt, Aufbewahrung, Abwicklung sowie IT zu bündeln – ein Schlüsselmoment für den Aufstieg Frankfurts zu einem internationalen Finanzplatz.

2018 gab Friedrich von Metzler die Führung der Bank ab, die Anteile aber blieben in den Händen der Familie: Seine Kinder Elena und Franz halten heute je etwa 40 Prozent der Aktien. Leonhard von Metzler, der Sohn seines Cousins Christoph, hält weitere 20 Prozent. Auch nach seinem Ausscheiden aus der operativen Führung blieb Friedrich von Metzler aktiv und warb etwa für die Aktie als Form der Kapitalanlage. Er engagierte sich aber auch für kulturelle und gesellschaftspolitische Fragen und unterstützte unter anderem die Senckenbergische Naturforschenden Gesellschaft, die seine Vorfahren mit anderen Frankfurter Bürgern 1817 gegründet hatten, sowie das Museum Städel. Als Mäzenatentum wollte er das Engagement seiner Familie indes nie verstanden wissen. Der Süddeutschen Zeitung sagte er einmal: „Wir sind interessierte, freie Bürger. Wir wollen gern mitgestalten und Neues anschieben“.

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