Banges Wiedersehen mit einem jüngeren Ich | ABC-Z
Berlin. In der Morgenpost-Filmreihe im Zoo Palast stellte Klaus Hoffmann noch einmal seinen Aussteigerfilm „Henry Angst“ aus dem Jahr 1979 vor.
Man möchte meinen, einen Vollprofi wie Klaus Hoffmann könne nichts mehr schrecken. Der Liedermacher steht seit Jahrzehnten auf der Bühne und wird stets gefeiert. Aber am 7. Januar ist er im Zoo Palast ganz nervös. Als ob er eine Premiere feiern würde. Tut er in gewisser Weise auch. Findet er jedenfalls.
Weil er in der Filmreihe „Hauptrolle Berlin“, die die Berliner Morgenpost gemeinsam mit dem Zoo Palast veranstaltet, „Henry Angst“ vorstellt, einen Film aus dem Jahr 1979, der seither nur selten zu sehen war, schon gar nicht im Kino. Und jetzt muss sich der mittlerweile 73-Jährige noch mal als junger Mann sehen, auf großer Leinwand. Wofür er sich fast geniert.
Klaus Hoffmann wusste damals gar nicht, was der Film wollte
Er hat ja mal, das weiß heute nicht mehr jeder, als Schauspieler angefangen. Und war dann mit der Plenzdorf-Verfilmung „Die neuen Leiden des jungen W.“ sehr schnell sehr bekannt. Womit er erst mal umgehen musste. Er hätte danach auch in internationalen Produktionen mitspielen können, mit Jean-Luc Godard oder Burt Lancaster. Oder bei dem Film „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ – was dann stattdessen David Bowie spielte.
Weil Klaus Hoffmann zu der Zeit fest im Thalia Theater engagiert war und Intendant Boy Gobert ihn nicht für Dreharbeiten beurlauben wollte. Für „Henry Angst“ aber von Ingo Kratisch war 1979 Zeit. Ein Film über einen jungen Mann, der aus seinem Leben aussteigt und ziellos durch die Stadt flaniert.
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Hoffmann wusste gar nicht so genau, was der Film sollte und wollte, wie er im Zoo Palast vor der Vorführung gesteht. „Das mussten wir dann mit unserer Persona füllen.“ Aber die an die Nouvelle Vague angelegte und für deutsche Filmverhältnisse recht unbekannte Drehweise hatte ihn angesprochen: einfach drauflos drehen, mitten in der Stadt, mit allen Hintergrundgeräuschen, die auch später nicht getilgt wurden, sondern Authentizität vermitteln.
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Wie der Hauptdarsteller zu dem Film kam? „Ich war jung und brauchte…“, fängt er an. Und hat die Lacher schon auf seiner Seite. Aber nein. Es war natürlich mehr. Immer mehr merkte der damals 28-Jährige, wie viel der Film mit ihm selbst zu tun hatte, mit dem Klaus Hoffmann, der gerade sein Engagement, eine feste Beziehung und seine Wohnung aufgab und stattdessen Liedermacher werden wollte und auf Reisen ging. Und dort seine große Liebe kennenlernen sollte.
Ein Film, der ein echtes Zeit-Dokument geworden ist
„Henry Angst“ war für ihn auch so etwas wie eine Wegscheide, eine Fügung. Um so spannender, sich „Henry Angst“ nun, fast 45 Jahre danach, noch einmal anzusehen. Ein Film, der damals ein bisschen übersehen wurde, aber zu einem echten Zeit-Dokument geworden ist und ein altes West-Berlin zeigt, das kaum wiederzuerkennen ist.
Als nächstes zeigen wir in unserer Filmreihe am 4. Februar den Film „Lara“ mit Corinna Harfouch, die ganz ähnlich wie Klaus Hoffmann in „Henry Angst“, wenn auch aus anderen Gründen, durch die Stadt flaniert. Zu Gast ist dann der Regisseur Jan-Ole Gerster.