Bahnstrecke München – Prag: neuer Versuch – Bayern | ABC-Z

Bayern und Tschechien unternehmen einen neuen Versuch, um die Zukunft der Bahnstrecke zwischen München und Prag zu sichern. Demnach sollen von Ende 2031 an neue Züge die beiden Städte miteinander verbinden – sofern sich diesmal ein Betreiber findet. Im vergangenen Jahr war eine Ausschreibung daran gescheitert, dass kein Eisenbahnunternehmen die als „Problemstrecke“ geltende Verbindung übernehmen wollte: Der Branche waren die Bedingungen zu unrentabel, der Politik umgekehrt zu teuer. Dabei sei die Direktverbindung München-Prag „das Rückgrat des bayerisch-tschechischen Zugverkehrs“, teilte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) am Mittwoch anlässlich eines Treffens mit seinem tschechischen Amtskollegen Martin Kupka mit. Es brauche „eine langfristige und fahrgastorientierte Perspektive“.
Der Status quo hingegen wird allgemein als ungenügend bewertet. Theoretisch dauert die Fahrt zwischen München und Prag gut sechs Stunden, praktisch werden es oft mehr. 2024 galten nur 43,7 Prozent aller Züge als pünktlich. Der bayerische Durchschnitt lag bei 85,3 Prozent. Das liegt vor allem an der Infrastruktur. So besitzen manche Abschnitte nur ein Gleis, andere sind überlastet oder ihnen fehlt die Oberleitung. Und selbst dort, wo die Gleise schon elektrifiziert wurden, ist das für die Zugtechnik mitunter herausfordernd; auf der 440 Kilometer langen Strecke kommen laut bayerischem Verkehrsministerium drei unterschiedliche Stromsysteme zum Einsatz. Dort spricht man deshalb von einer „der herausforderndsten Bahnverbindungen in Europa“.
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So gesehen gibt es bessere Strecken zum Zugfahren. Auch für die Eisenbahnunternehmen selbst. Sie gaben bei der letzten Ausschreibung kein Angebot ab, das aus Sicht des Freistaats akzeptabel gewesen wäre. Das bedeutet, dass auf bayerischer Seite der Vertrag mit der Länderbahn 2027 auslaufen wird. Nun wollen Bayern und Tschechien mithilfe von Übergangsverträgen den Betrieb bis Dezember 2031 sichern. Danach soll wieder ein regulärer Vertrag greifen. Die Ausschreibung hierfür werde bis Ende dieses Jahres veröffentlicht, heißt es aus dem Verkehrsministerium. „Gegenüber der vorherigen Ausschreibung sollen vor allem Änderungen bei den Rangierverfahren, beim Personalbedarf und Catering Einsparungen erbringen.“ Man setze darauf, dass es „mindestens zwei Interessenten und damit Wettbewerb geben wird“.
Das grundsätzliche Problem bleibt allerdings vorerst bestehen: Die seit den 1990er-Jahren angedachten Streckenverbesserungen wurden bisher hauptsächlich auf tschechischer Seite umgesetzt. Um das auf bayerischer Seite zu ändern, müsste auch der Bund mehr mitziehen als bisher. Bayern und Tschechien wollen außerdem bei der EU um Unterstützung werben. „Die Bahnverbindung zwischen München und Prag muss den Standards des modernen europäischen Verkehrs entsprechen, also Komfort, Zuverlässigkeit und qualitativ hochwertigen Service bieten“, sagte Tschechiens Verkehrsminister Kupka. Die gemeinsame Initiative mit Bayern sei da ein „wichtiger Schritt“.