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Bahnrad: Roger Kluge nach seinem dritten WM-Titel: “Alter spielt keine Rolle” | ABC-Z

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Roger Kluge nach seinem dritten WM-Titel: “Alter spielt keine Rolle”


Mo 21.10.24 | 13:27 Uhr | Von Thomas Juschus

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Audio: rbb24 Inforadio | 21.10.2024 | Holger Gerska | Bild: picture alliance / Roth / CV | Roth

Radprofi Roger Kluge hat mit seinem dritten WM-Titel im Madison eindrucksvoll bewiesen, dass er nicht zum alten Eisen gehört. Schon vorher stand fest: Der 38-Jährige macht noch knapp zwei Jahre weiter – mindestens. Von Thomas Juschus

Knapp zwei Stunden nach dem Sieg im Zweier-Mannschaftsfahren zusammen mit seinem Partner Tim Torn Teutenberg aus Köln bei der Bahnrad-Weltmeisterschaft hatte die Familie Roger Kluge wieder fest im Griff. Zusammen mit Ehefrau Judith und seinen beiden Töchtern Jenna (9) und Elea (4) steuerte das Quartett auf dem Weg ins heimische Ludwigsfelde mit dem Auto die dänische Hafenstadt Rödby an.

“Wir haben eine Fähre früher erwischt. Ich hatte Glück – nur Tim musste zur Doping-Probe”, sagte Kluge. Zeit, um mit Mannschaftskollegen, Betreuern oder Offiziellen in der Ballerup Super Arena auf seinen dritten WM-Erfolg im Madison anzustoßen, war so natürlich nicht. Dass seine Familie den Titel in der dänischen Hauptstadt in der ersten Reihe miterleben und mitfeiern konnte, reichte dem Weltmeister aber vollkommen aus. “Ich bin mega froh, dass sie hier waren. Wir haben am Samstag einen Familien- und Urlaubstag auf Leihrädern in Kopenhagen verbracht – das war wahrscheinlich eine sehr gute Vorbereitung für Körper und Geist”, erklärte ein glücklicher Kluge.

Zur Person

Roger Kluge hat in Kopenhagen seine achte WM-Medaille gewonnen. 2008 stand er erstmals auf dem Podium. Bei seiner WM-Premiere vor 16 Jahren in Manchester gewann er zusammen mit dem Kolkwitzer Olaf Pollack Silber im Madison und Bronze im Scratch.

Es folgten Silber im Omnium (2016), zweimal Gold im Madison mit Theo Reinhardt (2018, 2019) sowie WM-Bronze mit Reinhardt (2020).

Vor zwei Jahren gewann der inzwischen 38-Jährige WM-Silber im Punktefahren – wie schon 2008 bei den Olympischen Spielen. Im Madison hat er bereits vier EM-Titel: 2009 mit Robert Bartko sowie dreimal mit Reinhardt (2022, 2023, 2024).

Größter Erfolg als Straßen-Profi war 2016 ein Etappensieg beim Giro d’Italia.

Dominanter Auftritt im WM-Rennen

Der Brandenburger war mit einem soliden achten Platz am Freitag im Punktefahren in die WM eingestiegen. Tim Torn Teutenberg, der auch zum deutschen Bronze-Vierer in Ballerup gehörte, belegte am Samstag ebenfalls Platz acht im Bahn-Mehrkampf Omnium. Nur wenig deutete darauf hin, dass Kluge/Teutenberg in den Kampf um die Medaillen im Zweier-Mannschaftsfahren eingreifen könnten. Doch das neu zusammengestellte Duo – Kluges Standardpartner Theo Reinhardt verzichtete nach seinem schweren Sturz bei Olympia noch auf eine WM-Teilnahme – präsentierte sich dann im 200-Runden-Rennen fast dominant. Zwei Rundengewinne und zehn Platzierungen in den Sprint-Wertungen ergaben 76 Punkte und brachten schon vor der Schlusswertung einen überlegenen Sieg vor Belgien (60) und Gastgeber Dänemark (59) ein.

“Roger hatte vorher einen Plan gemacht und genau das haben wir gemacht. Er ist taktisch einfach brillant. Mit ihm zu fahren, macht einfach Spaß”, freute sich Tim Torn Teutenberg nach dem ersten WM-Titel seiner Karriere. Kluge gab die Komplimente zurück, dachte aber im Moment des Triumphes auch an Partner und Freund Theo Reinhardt. “Ein Teil des Titels geht aber auch an Theo, mit dem ich bis Paris viel Zeit in diesem Jahr verbracht habe und der diesen Sieg mit vorbereitet hat”, so Kluge.

Roger Kluge (re.) nach seinem dritten WM-Triumph, zusammen mit Ehefrau Judith und den beiden gemeinsamen Töchtern.

Kluge/Teutenberg als perfekte Kombination

In Kopenhagen “matchte” die Kombination Kluge/Teutenberg perfekt. Auf der einen Seite der erst 22 Jahre alte Radsportler Teutenberg, mit ganz viel Potenzial und Herz, aber noch jung und ungestüm. Auf der anderen Seite der 38-jährige Kluge, überaus erfahren und abgeklärt, mit einem “Riesen-Motor” und einem fast einzigartigen Renngespür. Fähigkeiten, die aber im Straßen-Radsport-Zirkus nicht mehr so gefragt sind und den Brandenburger Ende 2022 um seinen Platz in der World-Tour beim belgischen Team Lotto Soudal brachten. “Ich sehe mich durchaus noch in der World-Tour, leider geht der Trend aber seit einigen Jahren zu immer jüngeren Fahrern”, sagte Kluge, der deshalb seit 2023 beim drittklassigen deutschen Continental-Team rad-net Oßwald unter Vertrag steht.

Ab Freitag sind Kluge und Reinhardt wieder vereint, starten zusammen beim “London 3 Day” auf der Olympia-Bahn von London bei einem verkürzten Sechs-Tage-Rennen. Mit dem 34-Jährigen bildet Kluge inzwischen seit 2017 ein Madison-Team – auch in diesem Bahn-Winter. Beide feierten in den vergangenen Jahren zahlreiche Erfolge. 2018 und 2019 gab es für beide WM-Gold, bei der Heim-WM in Berlin 2020 folgte Bronze. Sogar dreimal in Folge sicherten sich Kluge/Reinhardt zusammen den EM-Titel. Nur bei den Olympischen Spielen blieb der ganz große Wurf aus. Im Sommer in Paris reichte es nach einem frühen Sturz im Rennen von Reinhardt bei seinen fünften Olympischen Spielen zu einem guten fünften Platz.

Karriereende ist noch nicht in Sicht

“Ich habe immer gesagt, ich fahre bis ich 40 bin”, sagte Kluge in Kopenhagen. Das wäre im Februar 2026. Heißt: Nach dem “London 3 Day” geht es in diesem Winter auf den Bahnen in Kopenhagen, Gent, Rotterdam, Bremen und beim Sixday-Weekend in Berlin (31.01./01.02.2025) sowie im Februar 2025 eventuell bei der Europameisterschaft in Heusen/Belgien weiter.

Danach will sich Kluge wieder seinem beruflichen Fortkommen widmen. Noch vor Olympia schloss er seine Ausbildung bei der Feuerwehr ab, ist jetzt Brandmeister auf Probe. “2025 stehen ein Sanitäts-Lehrgang und der Lkw-Führerschein auf dem Plan. Dann bin ich voll einsatzfähig”, so der gebürtige Eisenhüttenstädter.

Im Winter 2025/26 will er auf jeden Fall nochmals auf das Oval. Ob es die letzte Saison auf der Piste wird? Offen. Denn Roger Kluges Liebe gehört neben der Familie ganz klar dem Bahnradsport: “Was soll ich sagen? Es war ein Super-Jahr. Alter scheint doch keine Rolle zu spielen”, sagte er nach dem WM-Titel von Kopenhagen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.10.2024, 13:15 Uhr

Beitrag von Thomas Juschus


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