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Sudan: Milizen terrorisieren Zivilisten – Zehntausende auf der Flucht – Politik | ABC-Z

Nach der Eroberung der Großstadt al-Faschir in der westsudanesischen Region Darfur durch die RSF-Miliz sind Zehntausende Menschen in ein nahegelegenes Flüchtlingslager geflohen. Dem UN-Flüchtlingswerk zufolge kamen bereits mehr als 26 000 Menschen in dem etwa 60 Kilometer entfernten Lager an. „Die Neuankömmlinge berichten von gefährlichen (Flucht-)Bewegungen und schrecklichen Misshandlungen“, schrieb UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi auf der Online-Plattform X.

Al-Faschir war die letzte Bastion der Armee in der westlichen Region Darfur, die ein Zentrum der Gewalt im seit 2023 andauernden Krieg ist. Mit der Armee verbündete Milizen beschuldigten die RSF („Rapid Support Forces“), bei der Eroberung der Stadt mehr als 2 000 Zivilistinnen und Zivilisten getötet zu haben. Die Opfer seien vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen, teilten die „Joint Forces“ auf Facebook mit. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Einer Vertreterin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR zufolge berichteten die Flüchtenden aus al-Faschir von willkürlicher Gewalt, Morden und Hinrichtungen von Menschen mit Behinderungen. Andere seien bei der Flucht erschossen worden. Viele seien zurückgeblieben, weil sie nicht in der Lage oder zu schwach seien, zu fliehen, sagte Jacqueline Wilma Parlevliet, Leiterin der UNHCR-Außenstelle im Sudan.

Den vorher bis zu 300 000 Einwohnern der Stadt, die seit anderthalb Jahren von der RSF-Miliz belagert war, drohten Folter in Haft, Plünderungen, Erpressung, Vergewaltigungen und die Rekrutierung von Kindern für bewaffnete Gruppen. Laut dem Netzwerk Sudanesische Ärzte wurden mehr als 1000 Menschen inhaftiert, darunter ein bekannter Journalist und mehrere Mediziner. Das UNHCR forderte alle Parteien nachdrücklich auf, von Gewalt und insbesondere von Angriffen auf Zivilisten abzusehen.

Im Lager Tawila war die Situation bereits zuvor gravierend. Bis zum Sommer waren binnen weniger Monate etwa 400 000 Menschen dorthin geflohen, etwa aus anderen von der RSF-Miliz eroberten Lagern. Nach Angaben von Hilfsorganisationen fehlt es an sicherem Trinkwasser und Essen ebenso wie Latrinen. Mittlerweile breiten sich Krankheiten wie Cholera aus.

Die sudanesische Regierung hat den Direktor des Welternährungsprogramms (WFP) im Sudan, Laurent Bukera, sowie die Nothilfe-Koordinatorin des WFP Sudan, Samantha Chattaraj, des Landes verwiesen. Die UN-Mitarbeiter hätten 72 Stunden, um das Land zu verlassen, hieß es. Gründe für die Entscheidung nannte die Regierung zunächst nicht.

Es ist nicht das erste Mal, dass die sudanesische Regierung zu einer solchen Maßnahme greift. Im Juni 2023 war der Sondergesandte der Vereinten Nationen für das Land, der deutsche Diplomat Volker Perthes, zur Persona non grata erklärt worden. Ihm war vorgeworfen worden, den Konflikt im Sudan geschürt zu haben.

Im Sudan gibt es seit April 2023 einen brutalen Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert. Beobachter befürchten eine dauerhafte Spaltung des Landes. Mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht. Mehr als 26 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, sind von Hunger bedroht.

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