Baerbock in Damaskus: Syrischer Nachrichtenkanal pixelt Fotos der Außenministerin | ABC-Z
Sie ist nur als weiße Gestalt zwischen männlichen Politikern erkennbar. Ein syrischer Telegram-Kanal hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nach ihrem Staatsbesuch vollständig gepixelt.
In den Meldungen über den Damaskus-Besuch der deutschen Außenministerin haben die Betreiber des syrischen Telegramkanals „Almharar“ Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auf Fotos unkenntlich gemacht. Die Bilder, die Baerbock mit den neuen Anführern der Übergangsregierung gepixelt zeigen, kursieren auf dem Messenger Telegram.
Baerbock, die bei ihrem Besuch neben dem neuen syrischen Machthaber Ahmed al-Scharaa fotografiert wurde, ist auf den Bildern nur noch als weiße Gestalt zu erkennen. Der Kanal „Almharar“ soll der Islamistengruppe Hait Tahir al-Scham (HTS) nahestehen, welche im Dezember 2024 den früheren syrischen Präsidenten Baschar al-Assad gestürzt hatte. Die offizielle syrische Nachrichtenagentur Sana hingegen zeigt Baerbock weiterhin unverpixelt.
Insgesamt veröffentlichte „Almharar“ vier Bilder über Telegram, auf denen Baerbock unkenntlich gemacht wurde. Auf einem Foto sind zwei weitere Personen verpixelt gezeigt, dem Nachrichtensender n-tv zufolge handele es sich „mutmaßlich“ um zwei Dolmetscherinnen, die zwecks der diplomatischen Gespräche bei dem Termin anwesend waren. Dies ergab ein Abgleich von n-tv mit Aufnahmen auf anderen Kanälen. Das Gesicht des französischen Außenministers Jean-Noël Barrot, der bei den Terminen ebenfalls anwesend war, ist hingegen erkennbar.
„Almharar“ hatte bereits früher Frauen auf Fotos von Staatsbesuchen gepixelt. Unter anderem finden sich in dem Telegram-Kanal retuschierte Bilder der Schweizer Diplomatin Mirjana Spoljaric Egger.
Schon am Freitag hatte es für Aufsehen gesorgt, dass Machthaber al-Scharaa Baerbock bei ihrer Ankunft nicht mit Handschlag begrüßte, sondern stattdessen seine Hand zum Gruß auf die Brust legte. Dem französischen Außenminister, der seine gar nicht ausgestreckt hatte, reichte er dagegen die Hand. Baerbock blieb nur, ihre eigenen Hände ineinanderzulegen und zu nicken. Die Außenministerin bezog dazu danach Stellung: „Schon als ich angereist war, war mir jedenfalls klar, dass es hier offensichtlich nicht gewöhnliche Handschläge geben wird“, sagte die Grünen-Politikerin auf die Frage einer Journalistin. Im Video ist zu sehen, dass sie den Handschlag gar nicht erst anstrebt.
Baerbock sagte weiter, man habe den islamistischen Gastgebern gesagt, dass man diese Praxis missbillige. Vor allem habe man aber im Gespräch klargemacht, dass Frauenrechte ein Gradmesser dafür seien, wie frei eine Gesellschaft ist. Aus Delegationskreisen war zu hören, dass al-Scharaa am Ende des Gesprächs noch mal die Hand ausgestreckt habe, es dann aber nicht mehr zu einem Handschlag gekommen sei.
Der Händedruck zwischen einem fremden Mann und einer fremden Frau ist in islamisch geprägten Gesellschaften unter Gläubigen unüblich – und aus Sicht mancher Rechtsgelehrter sogar verboten. Es gibt aber keine eindeutige Regel und keine dominierende religiöse Sitte.
krö