Badeseen in Bayern, die nicht jeder kennt: Sechs Tipps der SZ-Redaktion – Bayern | ABC-Z

Alatsee
Der Alatsee ist einer der sagenumwobensten Seen in Bayern, was einerseits an den Nazis, andererseits an Purpur-Schwefelbakterien liegt. Mit seinem smaragdgrünen Wasser ist der nahe bei Füssen und kurz vor der Grenze zu Österreich gelegene See auf jeden Fall einer der schönsten Seen zum Baden, auch wenn man kein Warmduscher sein darf – das Wasser ist meist eiskalt. Im Zweiten Weltkrieg testeten Flugzeugentwickler im Alatsee, hartnäckig hält sich das Gerücht, dass die Nazis kurz vor Kriegsende das Gold der Bundesbank im See versenkten. Gefunden wurde freilich nie etwas. Dennoch wird es tief im Wasser mysteriös – das Wasser dort ist purpurrot. Der Alatsee hat eine starke Konzentration von Purpur-Schwefelbakterien und mit den höchsten Schwefelwasserstoffgehalt aller Seen in Mitteleuropa. Oberhalb der nur für Taucher erreichbaren Bakterienschicht ist der See allerdings nährstoffreich und bestens zum Baden geeignet, was Besucher auch mit einem Rundweg um den See verbinden können. Florian Fuchs
Höglwörther See

Der Höglwörther See liegt nur ein paar Hundert Meter nordwestlich der Autobahn München – Salzburg, aber er duckt sich so geschickt ins Gelände, dass ihn außer Einheimischen kaum jemand kennt. Dabei brüsten sich die Touristiker in der Region völlig zu Recht damit, dass der kleine See zusammen mit dem ehemaligen Kloster, der Kirche und dem angrenzenden Wirtshaus zu den schönsten Ensembles gehört, die Oberbayern zu bieten hat. Die Umrundung zu Fuß dauert gerade mal eine halbe Stunde, sofern man nicht beim Seecafé Maria einen Stopp einlegt. Dort kann man nicht nur Kuchen essen, sondern auch noch baden und sich auf die Liegewiese legen – allerdings ohne Aufsicht durch die Wasserwacht. Das Wasser des Höglwörther Sees ist in der Regel fast auf Badewannentemperatur, was anscheinend auch den Fischen gefällt, denn darin tummeln sich vom Waller bis hin zum Hecht fast alle Arten, die bayerische Seen zu bieten haben.
Die Kurzwanderung endet im schattigen Biergarten des historischen Klosterwirts, der so herausgeputzt dasteht, als ob er der Kulisse eines Heimatfilms entsprungen sei. Wer danach nicht mehr heimfahren möchte, kann dort auch gleich übernachten. Nur das Kloster, das sich so malerisch auf einer Halbinsel in den See schiebt, bleibt neugierigen Augen verschlossen: Es befindet sich seit mehr als 200 Jahren im Privatbesitz und wird bewohnt. Das ist aber halb so schlimm, denn die Gemeinde Anger liegt bloß ein paar Kilometer entfernt. Hier werben sie gerne damit, dass es König Ludwig I. als „das schönste Dorf Bayerns“ bezeichnet haben soll. Das ist zwar auch schon ein paar Jahre her, aber ein Spaziergang durch den Ort beweist, dass Schönheit, zumal in Oberbayern, nicht vergeht. Sebastian Beck
Valentinsbad am Regen

In Regensburg und Umgebung gibt es die üblichen Verdächtigen, wenn man sich eine Abkühlung verschaffen möchte: den „Guggi“ natürlich, also den Guggenberger See, den Sarchinger Weiher, auch von einigen „Beach“ genannt, wo den ganzen Tag über Musik läuft und auch mal Bands live auftreten. Blöd nur, wenn alle denselben Einfall bei 30 Grad an einem Sonntag im Juli haben. Es gibt natürlich auch noch die Badestellen an der Donau. Aber da kann es schnell gefährlich werden, zumal für Kinder.
Nicht so gefährlich oder überlaufen und wahrscheinlich sogar viel schöner ist der andere Fluss, der durch Regensburg fließt und seit jeher im Schatten der berühmten Donau ein sehr idyllisches Dasein fristet: der Regen. Fährt man 20 Minuten mit dem Auto oder 50 mit Fahrrad am Fluss entlang, erreicht man kurz hinter Regenstauf das Valentinsbad. Der Regen fließt hier gemächlich, es gibt zwei Sandstrände, Schatten spendende Bäume, einen Spielplatz. Am gegenüberliegenden Ufer grasen die Kühe. Alles bei freiem Eintritt. Wer Geld ausgeben will oder muss, kann das in der dazugehörigen Wirtschaft direkt am Wasser.
Das Valentinsbad ist zwar weitläufig, die Parkplatzsituation an einem heißen Sonntagnachmittag allerdings nicht mehr. Das lässt sich schnell lösen, indem man mit dem Fahrrad kommt oder aber – wenn das nicht geht – mit dem Auto nicht einmal vier Kilometer weiter flussaufwärts fährt und am Flussbad in Ramspau hält. Wenn es im Valentinsbad schon voll ist, hat man in Ramspau meistens noch die volle Auswahl an Schattenplätzen. Eintritt muss man auch hier keinen zahlen, an einem Kiosk gibt es die Grundversorgung für einen Badetag: Pommes, Eis, Bier und Limo. Und auch noch ein bisschen mehr. Boards zum Stand-Up-Paddling kann man dort ebenfalls ausleihen, dafür ist der Regen nun wirklich ideal. In Ramspau reicht einem je nach Körpergröße das Wasser an den meisten Stellen höchstens bis zur Hüfte. Perfekte Voraussetzungen also, wenn man noch in der Lernphase ist oder wenn man Kinder dabei hat, die (noch) nicht so gut schwimmen können. Schwimmkursplätze werden inzwischen ja gehandelt wie Gold. Besser man macht einen Ausflug an den seichten Regen und bringt es den Kindern dort bei. Deniz Aykanat
Schönauer Weiher

Wer den Trubel an den großen Badeseen im Süden von München nicht mag, der ist am Schönauer Weiher richtig. Das Gleiche gilt für alle, die Erfrischung nach einer Bergwanderung oder Radltour im Tölzer Land suchen, wo das Hügelland in die ersten Vorberge übergeht. Der Schönauer Weiher ist ein ruhiger, kleiner Moorsee bei Bad Heilbrunn. Er liegt inmitten von Kuhweiden, von denen es im Sommer oft herüberbimmelt. Am Südufer erstreckt sich eine Liegewiese mit Bänken und hohen Bäumen im hinteren Bereich. Sie ist selbst an heißen Badetagen nie so voll, dass es eng wird – egal zu welcher Tageszeit man kommt. Das gilt in aller Regel auch für den kleinen Parkplatz. Ansonsten gibt es eine Dusche, ein WC und Umkleidekabinen. Ins dunkle Wasser hinein führen ein paar Treppen aus Holz oder Stein. Doch Vorsicht: Der Schönauer Weiher wird schnell so tief, dass Kinder nicht mehr stehen können. Sie sollten also gut schwimmen können oder nur mit den Eltern ins Wasser gehen. Und Hunde sind rund um den See verboten. Da der Schönauer Weiher ein Moorsee ist, bleibt er oft bis in den Herbst hinein angenehm temperiert. Christian Sebald
Altmühlsee

Ein Gewässer im Fränkischen Seenland – geht’s da nicht beklemmend eng zu, gerade in den Sommermonaten? Stimmt schon, der See an sich ist (verglichen mit dem Süden Bayerns) grundsätzlich ja keine urfränkische Spezialität. Und wie das immer so ist mit der Angebotsverknappung, die zu gesteigerter Nachfrage führt: Für einen freien Handtuchplatz an einem kühlen See am Sommerwochenende böte mancher seine FCN-Dauerkarte, ganz gleich ob Natur- oder von Menschenhand gemachter Stausee. Mehr im Fokus des großflächigen Runs auf die Seenplatte im Süden Frankens ist freilich – jedenfalls unrepräsentativen SZ-Stichproben zufolge – in erster Linie der Große Brombachsee. Für den Altmühlsee wiederum, dessen kleinen Bruder sozusagen, darf man durchaus noch eine vorsichtige Empfehlung aussprechen. Gerade in den Abendstunden ist man da etwa auf der lagunenartigen Vogelinsel zwar auch nicht allein, natürlich nicht. Aber mitunter, je nach Tageszeit, kann es in diesem Naturschutzgebiet mit seinen Schilfzonen, Gebüschen und Feuchtwiesen durchaus noch sein, dass die Zahl der Artgenossen der beliebten Spezies Homo sapiens von der Zahl der Zug- und Wasservögel angenehm übertroffen wird. Olaf Przybilla
Wöhrsee

Ein echter Geheimtipp ist der Wöhrsee natürlich nicht, schon gar nicht in der weiteren Umgebung der oberbayerischen Grenzstadt Burghausen im Landkreis Altötting. Im Winter kommt der Wöhrsee manchmal sogar zu kurzer überregionaler Prominenz, wenn sich dort wieder die Eisschwimmer ins kalte Wasser wagen. Doch auch im Sommer ist der Wöhrsee ein sehr besonderer und ein besonders schöner Badesee, mit bestem Blick von unten auf die „weltlängste Burg“, wie sie das in Burghausen fremdenverkehrsstolz formulieren. Entstanden ist der Wöhrsee schon vor vielen Jahrhunderten als künstlicher Stausee in einem ehemaligen Flussarm der nahen Salzach, genutzt als Fischwasser und Verteidigungsanlage für die Burgbewohner. Ein Badesee ist er inzwischen aber auch schon eine ganze Weile – erst für die Soldaten der örtlichen Garnison, dann für alle, wobei die Trennung der Badeanstalten nach Frauen, Männern, Nonnen und Mönchen spätestens seit 1934/35 hinfällig ist. Der Eintritt von derzeit drei Euro für einen Erwachsenen ist deutlich erschwinglicher als der in die Burg, es gibt ein Café, hölzerne Kabinen mit nostalgischem Charme und allerlei Spielfelder. Auch Ruderboote, Tretboote und Stand-Up-Boards, für die der Wöhrsee locker groß genug ist, lassen sich preisgünstig mieten. Dafür zahlen Warmduscher einen Euro extra, aber an welchem Badesee gibt es sonst schon warme Duschen? Die tun im Winter auch den Eisschwimmern gut. Matthias Köpf