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Bad Tölz-Wolfratshausen: Mobilitätsstrategie für die gesamte Region – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Staus, Klimakrise, Lärmbelastungen – der Verkehrssektor ist laut Umweltbundesamt nach wie vor für rund ein Fünftel der Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich. Um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und zugleich Mobilität in Stadt und Land zukunftssicher zu gestalten, müssen neue Lösungen her. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn hergebrachte Strukturen neu überdacht werden und fortschrittliche Technologien zum Einsatz kommen. Die Allianz „Mobile Zukunft München & Region“ (MZM) möchte solche neuen Lösungen finden. Was hinter den drei Buchstaben „MZM“ steckt, erläuterte Günter Menzl, Koordinator der MVV-Verbundlandkreise und -städte, dem Kreis-Infrastrukturausschuss.

Es steht außer Frage: Öffentlicher und privater Verkehr müssen gemeinsam betrachtet werden, Mobilitätsstrategien dürfen nicht allein in Großstädten zum Tragen kommen. Experten fordern eine Gesamtschau. Die soll es in und um München herum geben. Daher wurde im September 2022 das Netzwerk „Mobile Zukunft München – Strategische Allianz für Mobilität & Logistik im Großraum München“ ins Leben gerufen. Öffentliche Hand und Wirtschaft planen, in diesem Bündnis eng zusammenzuarbeiten: Drei bayerische Staatsministerien, die Landeshauptstadt München, der Münchner Verkehrsverbund (MVV), die Deutsche Bahn, die TU München, die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern sowie Unternehmen wie BMW oder Siemens und die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Miesbach, München, Starnberg und Weilheim-Schongau sind Partner.

Günter Menzl, Koordinator der MVV-Verbundlandkreise und -städte, stellte die Ziele der Allianz „Mobile Zukunft München & Region“ vor. (Foto: Landratsamt Ebersberg/oh)

Die Allianz betrachte Mobilität regional und verkehrsübergreifend, sagte Menzl zu Beginn seines Vortrags. Und: „Wir müssen viel mehr zusammenarbeiten!“ Bestrebungen dieser Art seien in der Vergangenheit nicht weiterverfolgt worden – aus verschiedenen Gründen. Das soll MZM ändern. „Wir stehen nun dort, wo wir vorher schon hätten sein können und müssen“, sagte Menzl. Die Europäische Union schreibe für große Verkehrsräume vor, Mobilitätspläne zu erstellen. Das funktioniere nur, wenn von kommunalen, unternehmerischen bis ministeriellen Strukturen alle Hand in Hand arbeiteten.

Drei Hauptziele hat sich die Allianz gegeben: So solle die staatlich-interkommunale Zusammenarbeit verbessert und eine gemeinsame Mobilitätsstrategie für Personen- und Wirtschaftsverkehr entwickelt werden. Zu guter Letzt gehe es aber darum, schnelle Verbesserungen bei allen Angeboten zu erreichen, sprich: konkrete Projekte umzusetzen, die Menschen schneller und besser von A nach B bringen.

In Arbeitsgruppen werden neun Themenfelder bearbeitet. Menzl nannte als Beispiel einen Park-&-Ride-Platz in einer Gemeinde rund um München. Die Kommune müsse dafür eigenen Grund bereitstellen oder den Winterdienst bezahlen – damit Pendler per S-Bahn in die Landeshauptstadt fahren können. Angesichts klammer kommunaler Kassen müsse für die Zukunft ein „vernünftiger Interessenausgleich“ gefunden werden, etwa dass München sich finanziell an solchen Maßnahmen beteiligen könnte. Für diese Ausgleichsmöglichkeiten gibt es nun einen Leitfaden. Anfang zweites Quartal soll ein Konzept vorliegen, wie der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), dazu zählt auch der Schienenverkehr, landkreisübergreifend ausgestaltet werden soll. „Da wird der Finger in die Wunde gelegt, wo der ÖPNV Lücken hat“, sagte Menzl. Dieses Rahmenkonzept, das die gesamte Region erfasst und in dieser Form noch nie da gewesen sei, sei allein schon ein Mehrwert.

Weg von pauschaler Förderung

Nicht außer Acht gelassen wird ebenfalls die Finanzierung – oft der Hemmschuh für neue Projekte, selbst wenn sie sinnvoll sind. Bei diesem Thema ist vor allem der Freistaat der Hauptansprechpartner. Menzl plädiert in Zukunft für eine „nachprüfbarere und zielgerichtetere“ Förderung. „Das bringt mehr Nutzen für die Kommunen“, so Menzl. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) pflichtete ihm bei. Wenn pauschale Förderungen künftig wegfielen und Mittel passgenau gewährt würden, stecke viel Luft drin, sagte er. „Das ist nichts, was uns den Haushalt 2026 retten wird, aber etwas, das mittelfristig Entlastungen bringt.“ Denn Mobilität so zu finanzieren, wie es Landkreise, Städte und Gemeinden bislang gemacht hätten, könne sich keiner mehr leisten.

Ferner soll Ende des zweiten Quartals ein „Analysetool“ an den Start gehen, das alle Verkehrserhebungsdaten, die verstreut in Schubladen liegen oder erst erhoben werden, zu einem großen Datenpool zusammenfügt. Dieses nützt etwa bei Bauvorhaben wie der Sanierung des Allacher Tunnels, die in diesem Jahr beginnen soll. Mehrere Landkreise und die Landeshauptstadt müssten mit einem Verkehrskollaps rechnen, weil der Bund, obschon für die Maßnahme zuständig, sich keine Gedanken über einen verkehrlichen Super-GAU mache. „Da kommen wir ins Spiel“, so Menzl. Gemeinsam mit der Landesbaudirektion erarbeite man Konzepte, um einen Kollaps zu verhindern. Die Gespräche seien ab und an zäh, sagte Niedermaier. „Aber wir können uns dem nicht entziehen.“

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