Bad Tölz: Schach statt Zocken – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Zwei der elf jungen Teilnehmer der kürzlich ausgetragenen Kreiseinzelmeisterschaften des Schachgebiets Zugspitze dürfen sich über ihren Sieg besonders freuen. Denn der bedeutet für sie die Qualifikation für die nächsthöhere – die oberbayerische – Meisterschaft: Hassan Mansour siegte in der U12-Liga, Alek Tonchev wurde Kreismeister in der U18. Beide sind Mitglieder des Vereins Tölzer Schachfreunde.
Boris Gnegel, Spielleiter des Vereins, hat ebenfalls früh mit dem Denksport begonnen. „Gelernt hab’ ich das Schachspielen mit fünf oder sechs Jahren“, sagt er und lächelt. Mit etwa 13 sei er dem damaligen Schachklub beigetreten. Als er dann in die Mannschaft vom Schachverein Tegernsee wechselte, spielte er auch in oberen Ligen.
Mehr als die Hälfte der Mitglieder sind Kinder und Jugendliche
Nach der Gründung der Schachfreunde Bad Tölz im Jahr 2003 waren lange Zeit noch keine Jugendlichen dabei. Erst 2010 fingen die Mitglieder an, im Jugendcafé offene Schachnachmittage zu veranstalten. Nachdem der Denksport 2011 in das Ferienprogramm aufgenommen wurde, konnte der Verein 2012 mit einer U12- und einer U16-Mannschaft auch im Jugendbereich starten.
Heute sind von den insgesamt 54 Mitgliedern des Vereins 17 Kinder und 12 Jugendliche. Kinder bedeutet im Schachsport, dass sie noch zur Schule gehen. Jugendliche sind für den Verein junge Menschen, die sich beispielsweise noch in der Ausbildung befinden. Im Kreisgebiet Zugspitze machten die jungen Schachbegeisterten etwa 30 bis 40 Prozent der Turnierteilnehmer aus, sagt Gnegel.
In den Pandemiejahren seien viele junge Menschen auf das Schachspielen gekommen, berichtet der Spielleiter: „Nach Corona haben wir, prozentual gesehen, eine der höchsten Zulaufsraten in Bayern.“ Gnegel hat zu dieser Zeit der Einschränkungen viele Online-Kurse für Kinder und Jugendliche gegeben. Auch heute hält er solche Trainings ab, allerdings nur noch mit einem Schüler pro Kurs: „Da gehe ich dann immer ganz konkret auf die Kinder ein.“ Manche seien eher still, andere unruhig. Daher werde beim Training jedes Kindes auf dessen spezielle Bedürfnisse eingegangen.
Zusätzlich trifft sich der Verein der Tölzer Schachfreunde jeden Donnerstag von 18 Uhr an im Posthotel Kolberbräu. Davor findet ab 16 Uhr im Jugendcafé der offene Schachnachmittag statt. Die Teilnahme kostet nichts, sowohl Einsteiger als auch fortgeschrittene Spieler sind willkommen. „Meine Aufgabe hier ist es, die Kinder erst einmal zum Schachspielen zu bringen und ihnen Spaß daran zu vermitteln“, sagt Gnegel.
Ein Denksport, der die Konzentrationsfähogkeit fördert
Doch auch der Schachsport kommt heutzutage nicht mehr ganz ohne Bildschirm aus. Einen Unterschied zu seiner Zeit als junger Schachspieler sieht der Spielleiter primär in der computergestützten Arbeit. Durch das digitale Training am Handy seien heutzutage bis zu 50 Spielrunden am Tag möglich, so Gnegel. Der Computer helfe auch bei der Analyse der Spielzüge und könne Tipps zur Strategie geben. „Die Jugendlichen sind also wesentlich stärker, als wir es damals in der Anfangszeit waren“, sagt er.
Viele Eltern bemerkten auch eine Verbesserung der schulischen Leistungen ihrer Kinder, wenn diese Schach lernen. „Ein Pluspunkt vom Schach für Jugendliche ist eben auch das Stillsitzen, das ruhig sein, die Konzentrationsfähigkeit“, sagt Gnegel. Ebenfalls lerne man seine eigenen Grenzen kennen und mit Fehlern oder Niederlagen umzugehen.
Mädchenmannschaft und Schulschach
Ideen und Pläne für die Zukunft des Vereins hat der Spielleiter einige. Gnegel möchte einerseits eine reine Mädchenmannschaft gründen, wie es sie in Wolfratshausen bereits gibt. Denn Mädchen seien beim Schach häufig noch unterrepräsentiert, weiß er. „Die Mädchen spielen mehr in der Gruppe, da ist das Soziale einfach ein wenig mehr im Mittelpunkt.“ Jungen dagegen seien häufiger ergebnisorientiert und würden daher mehr in Turnieren antreten, so Gnegel.
Daneben ist es ihm ein Anliegen, mehr Schach an Schulen anzubieten. Dabei richtet er sich nach dem Konzept des ehemaligen Vorstands seines Schachvereins am Tegernsee. „Da gibt es dann regelmäßige Schachnachmittage, also Schachkurse für Kinder.“ Geprüfte Trainer könnten dort junge talentierte Schachspieler schneller finden und den Denksport unter Kindern und Jugendlichen einfacher verbreiten.
Der Schachverein in Bad Tölz ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein klassisches Spiel Menschen unterschiedlicher Altersgruppen zusammenbringen kann. Dabei werden gleichzeitig Fähigkeiten wie Konzentration, strategisches Denken und soziale Interaktion gefördert. Mit dem Ausbau der Jugendarbeit und den zahlreichen Ideen für neue Projekte könnte die Zukunft des Sports in der Region spannend werden.