Bad Kissingen: Wie die Stimmenkönigin Dorothee Bär abräumte – Bayern | ABC-Z

Wer seinen Kindern schildern will, wie das so war in Bayern, damals vor – sagen wir – drei Jahrzehnten, der muss ihnen einfach das Ergebnis aus dem Wahlkreis Bad Kissingen vorlegen. 50, 5 Prozent der Erststimmen sind da auf die CSU entfallen, ein bundesweit herausragendes Ergebnis. Und die AfD? Fehlanzeige. Keine einzige Erststimme.
Errungen hat den CSU-Triumph von Bad Kissingen die Abgeordnete Dorothee Bär. Danach – auch so war das seinerzeit gelegentlich – folgt auf Rang 2 eine SPD-Kandidatin, die allerdings schöne 36 Prozentpunkte hinter Bär rangiert. Ein zweistelliges Ergebnis erreichte am Sonntag sonst nur der Kandidat der Freien Wähler, alle anderen Bewerber blieben einstellig. Ja, liebe Kinder, so war das früher öfter mal, kurz nach dem Mauerfall.
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Was ist da los in Bad Kissingen? Die CSU räumt ab wie damals – und die AfD bekommt keinen Fuß auf den Boden, nicht mal im Ansatz? Haben sie da im Norden von Unterfranken etwa das ultimative Mittel gegen Rechtsaußen?
Nun, ein Blick aufs Zweitstimmenergebnis vermag den Adrenalinspiegel doch einigermaßen einzupegeln. Die CSU erreicht 41, 8 Prozent, die SPD 9, 7, die Freien Wähler 4, 5. Und die AfD? Tja, 23 Prozent.
Anruf beim AfD-Bezirksvorsitzenden Richard Graupner, der klingt amüsiert. Das herausragende Ergebnis der CSU-Frau Bär? Liege – ist er überzeugt – „nicht an der überragenden Kandidatin“. Sondern schlicht daran, dass die AfD in Bad Kissingen den Termin verpeilt hat, um ihren Direktkandidaten fristgerecht anzumelden. Parteiintern habe das für allerlei „Ärger“ gesorgt. Aber so komme es eben, dass sich potenzielle Erststimmen für die AfD in Bad Kissingen dann vor allem auf CSU, SPD und Freie Wähler verteilt haben.
Das große „Christsoziale, schaut nach Unterfranken“ hat also einen recht entscheidenden Makel. Andererseits: Richtungsweisendes hat die CSU dort durchaus erreicht. Allerdings ist das nicht das extraordinäre Erststimmen-Ergebnis aus Bad Kissingen. Und auch nicht ein vermeintliches Mittelchen gegen den rechten Rand.
In die Zukunft weist in Unterfranken eher der Triumphzug der CSU-Frauen. Vier von fünf Wahlkreisen gingen in Unterfranken direkt an christsoziale Bewerberinnen. Würzburg wird künftig von Hülya Düber – bislang Sozialreferentin der Stadt – vertreten, Schweinfurt weiterhin von Anja Weisgerber, Dorothee Bär werden ebenso Ambitionen auf einen Kabinettsposten nachgesagt wie der Aschaffenburgerin Andrea Lindholz.

Einen Strich durchs Projekt „Frauen aus Unterfranken an den Bundeskabinettstisch“ könnte ausgerechnet Emmi Zeulner machen, die CSU-Abgeordnete aus dem an Unterfranken grenzenden Wahlkreis Kulmbach-Lichtenfels. Die gelernte Krankenpflegerin war in der Vergangenheit bereits CSU-Stimmenkönigin, diesmal erreichte sie 49, 3 Prozent, ein tatsächlich herausragendes Ergebnis. In Kulmbach nämlich war es der AfD gelungen, ihren Kandidaten fristgerecht zur Wahl anzumelden – er erreichte 21, 8 Prozent.