Vermögensverwalter für Normalos: „Der Drang zum Sparbuch sitzt tief“ | ABC-Z

Vermögensverwalter für Normalos
„Der Drang zum Sparbuch sitzt tief“
17.01.2025, 16:06 Uhr
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Sehr reiche Menschen haben über Vermögensverwalter andere Möglichkeiten, ihr Geld zu investieren, als Normal-Anleger. Das Startup Liqid will dies auch der oberen Mittelschicht ermöglichen – zum Beispiel, mit Private Equity auch in nicht börsennotierte Unternehmen zu investieren. Gründer Christian Schneider-Sickert spricht über den ewigen Kampf gegen das Sparbuch.
Sie definieren Ihre Zielgruppe so: Es sind Leute, die zu viel Geld für die normale Bank haben und zu wenig für die Privatbank. Sind das genug potenzielle Kunden?
Christian Schneider-Sickert: Geschätzt sind das 15 Prozent der Bevölkerung. Bezogen auf das investierbare Vermögen reden wir in Deutschland wahrscheinlich von 60 Prozent des Gesamtvermögens. Das sind keine reichen Leute im klassischen Sinne, sondern Menschen, die ein höheres Einkommen und mehr Vermögen haben als der Durchschnitt.
Hat denn diese Gruppe ein großes Interesse an der Art der Geldanlage, die Sie als Vermögensverwalter anbieten? Oder sagen die nicht eher: Das Häuschen reicht mir?
Anlage-Affinität ist generell ein Thema in Deutschland. Wir sehen das im Vergleich der Vermögen in Europa. Viele Deutsche sind da überrascht oder sogar pikiert, wenn sie feststellen, dass sie da gar nicht in der Spitzengruppe sind. Deutsche stehen zwar beim Einkommen gut da, aber sind beim Vermögen eher Mittelmaß – anders als andere Europäer, die vielleicht eine Aktienkultur haben oder eine Immobilien-Eigentumskultur. Der Drang zum Sparbuch sitzt tief.
Warum?
Ich glaube, das Risiko-Empfinden ist in Deutschland sehr ausgeprägt. Da haben viele die Angst vor dem Totalverlust im Kopf, der mit einem breit diversifizierten Kapitalmarkt-Portfolio eigentlich fast unvorstellbar ist.
Ändert sich das denn nicht? Zumindest jüngere Menschen müssten doch ihr Bewusstsein ändern, schon allein deshalb, weil die normale Rente ja nicht reichen wird.
Der Trend ist generell positiv. Der Siegeszug der ETFs hat da ein bisschen die Hemmungen beseitigt, weil es damit vergleichsweise einfach wurde, sich am Kapitalmarkt zu beteiligen. Aber wenn man sich anschaut, wo das Vermögen der Deutschen heute sitzt, dann ist es leider noch nicht so weit, wie es sein könnte.
Sie gehen inzwischen über die klassische Vermögensverwaltung hinaus und bieten auch die Möglichkeit an, in Private Equity zu investieren, also in Unternehmen, die nicht börsennotiert sind. Das Instrument ist der ELTIF, also der European Long-Term Investment Fonds. Was heißt das genau?
Private Equity war lange reserviert für Investmentsummen von zehn Millionen Euro und mehr. Dann kam die erste Phase der Demokratisierung, in der das auf 200.000 Euro reduziert wurde. Jetzt gibt es eine neue Fonds-Form, also den ELTIF, der das Ziel hat, diese Anlageklasse für einen breiteren Kreis zu öffnen.
Aber der Regulierer wird doch einen Grund dafür gehabt haben, den Zugang zu dieser Anlageklasse lange so zu beschränken. Es besteht ja auch ein erhebliches Risiko.
Egal um welche Anlageklasse es geht: Diversifikation ist das A und O. Auch bei Private Equity muss man diversifizieren. Das Risiko liegt hier weniger in den zeitweiligen Wertschwankungen und auch nicht im Teil- oder Totalverlust. Es liegt eher darin, dass das Kapital anders als bei Aktien oder Anleihen nicht täglich neu angelegt werden kann. Es kann und sollte also nur längerfristig gehalten werden.
Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“
- Wie Normalanleger jetzt bei Private Equity einsteigen können
- Wie Liqid seine Portfolios zusammensetzt
- Warum Liqid erst 2025 profitabel werden soll
- Alle Folgen finden Sie direkt bei RTL+, Apple oder Spotify
Dieser Artikel ist zuerst bei Capital.de erschienen.