Autoversicherungen: HUK-Coburg kündigt deutliche Preiserhöhungen an – Wirtschaft | ABC-Z
Autofahrer müssen sich auf weiter steigende Preise einstellen. „Wir denken, dass wieder eine zweistellige Preisanpassung zu sehen ist“, sagte Jörg Rheinländer, Vorstand beim größten Autoversicherer HUK-Coburg. Bis Ende November haben Autofahrer die Möglichkeit, ihren Vertrag zu kündigen und für das kommende Jahr den Versicherer wechseln.
Die HUK-Coburg hatte bereits Ende 2023 wie viele andere die Preise für das Jahr 2024 um rund zehn Prozent erhöht. Für 2025 werden die Zuschläge ähnlich hoch ausfallen. „Das muss noch mal in einem ähnlichen Bereich liegen wie vergangenes Jahr“, sagte Rheinländer.
Die HUK-Coburg musste für 2023 einen besonders hohen Verlust in der Kfz-Versicherung melden. Gleichzeitig hat Erzrivale Allianz nach eigenen Angaben weiter Geld verdient in der Sparte. Die HUK hatte auch wegen der niedrigen Preise in den Jahren zuvor viele Neukunden gewonnen, während das Wachstum bei der Münchener Konkurrenz verhalten blieb.
Für den gesamten Markt der Kfz-Versicherer gilt: Sie sind 2022 erstmals in die roten Zahlen gerutscht und schreiben bis heute Verluste. Das liegt einerseits daran, dass die meisten aus Furcht vor Marktanteilsverlusten die Preise vergleichsweise niedrig gelassen haben, andererseits an der hohen Schadenbelastung.
Klimawandel für rund zehn Prozent der Preissteigerungen verantwortlich
Das ist zum Teil den vermehrt auftretenden Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Hagelschauern geschuldet. Der Klimawandel sei aber nur für rund zehn Prozent der Preissteigerungen verantwortlich, schätzt Rheinländer. Der größte Anteil entfällt auf die steigenden Ersatzteilpreise und auf die Lohnkosten in Werkstätten.
Während die normale Inflation in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt 2,3 Prozent pro Jahr betragen hat, haben die Ersatzteile sich um rund 5,2 Prozent verteuert, von 2022 auf 2023 sogar um 9,7 Prozent. Die HUK-Coburg rechnet damit, dass sie auch in diesem Jahr um sechs bis sieben Prozent teurer werden.
Ein weiterer großer Kostenfaktor sind die immer stärker steigenden Stundensätze der Werkstätten. „In der Spitze haben wir schon Stundensätze von 400 Euro netto für die Reparatur von E-Fahrzeugen gesehen“, berichtete Rheinländer. In der Kasko-Sparte können Kfz-Versicherer gegensteuern, indem sie Autos in ihre Werkstattnetze lotsen, mit denen sie vorteilhafte Konditionen vereinbart haben. Aber in der Kfz-Haftpflichtversicherung sucht der Unfallgegner die Werkstatt aus. „Hier sind wir machtlos.“
Kostensenkungen durch die Verwendung von Gebrauchtteilen, wie Konkurrent Allianz es machen will, sind aus seiner Sicht bislang keine Option. „Wir sind gebrauchten Ersatzteilen gegenüber aufgeschlossen, aber es gibt in Deutschland keinen Markt dafür“, erläuterte Rheinländer. In Ermanglung einer funktionierenden Ersatzteilbörse und entsprechender Logistikketten bleibe nur die Alternative, Ersatzteile aus dem Ausland zu importieren. Das sei zu zeitaufwendig, wenn man dem Kunden eine zeitnahe Reparatur bieten wolle.
Hohe Ausgaben für Mietwagen treiben die Preise nach oben
Dass Zeit ein entscheidender Faktor für Kfz-Versicherer ist, zeigt die Explosion der Mietwagenkosten. Sie sind bei der HUK-Coburg im vergangenen Jahr um 21 Prozent auf 45 Millionen Euro gestiegen. Schuld war unter anderem ein Mangel an Ersatzteilen, dadurch blieben Autos nach Unfällen länger in der Werkstatt.
Von 50 000 Ersatzteilen, die der Kfz-Versicherer in der Woche für 8000 beschädigte Fahrzeuge bestellt, sind für rund 650 Fahrzeuge die Ersatzteile nicht in der ersten Woche verfügbar. Bei 300 Pkws oder vier Prozent sind sie auch nach sechs Monaten nicht da. „Da geht es nicht nur um asiatische Hersteller, das sehen wir auch bei deutschen Herstellern.“
Trotz Preiserhöhungen will die HUK-Coburg ein günstiger Anbieter bleiben, beteuerte Rheinländer. Bis Ende August dieses Jahres habe der Kfz-Versicherer, der knapp 14 Millionen Fahrzeuge im Bestand hat, rund 1,2 Millionen neue Verträge gezeichnet, ein Plus von mehr als 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Wir laufen auf ein Rekordneugeschäft zu.“
„Die Chance, durch einen Wechsel Geld zu sparen, sind geringer als sonst.“
Dass von den nötigen Preiserhöhungen nicht mehr viel übrig bleiben wird, weil Kunden sie oft durch einen Anruf beim Kfz-Versicherer wieder wegverhandeln oder wechseln können, glaubt Rheinländer nicht. Die Tarife für Neukunden seien aktuell teurer als für bestehende Kunden, sagte er. „Die Chance, durch einen Wechsel Geld zu sparen, sind geringer als sonst.“
Kunden, die Geld bei der Kfz-Versicherung sparen wollen, legt er ans Herz, die Preise zu vergleichen. Die Versicherung eines Golf 8 kann je nach Kfz-Versicherer 214 Euro oder 1064 Euro kosten. Rheinländer empfiehlt das Vergleichsportal Nafi Auto, bei denen Kunden nicht direkt eine Versicherung abschließen, sondern nur vergleichen können. Kein Freund ist er von Check 24. Die Versicherer müssen hohe Provisionen zahlen, um dort gelistet zu werden. Weil die HUK mit ihrer Online-Tochter HUK 24 eine bekannte Marke hat, kann sie es sich leisten, dem Portal fernzubleiben.
Bei Tarifen mit Werkstattbindung lässt sich ein Nachlass von rund 20 Prozent auf die Kaskoprämie erzielen, mit Telematik sind es rund 30 Prozent. Dabei gewähren Versicherer Preisnachlässe, wenn Autofahrer besonnen fahren. „Ich selbst spare elf Prozent durch die Nutzung des Telematik-Tarifs“, sagte Rheinländer.
Er empfiehlt Autofahrern auch, die Fahrleistung zu überprüfen und gegebenenfalls nachträglich herabsetzen zu lassen – oder den Selbstbehalt anzupassen. Der liegt schon seit Jahren standardmäßig bei 300 Euro in der Voll- und 150 Euro in der Teilkaskoversicherung. „Die Fahrzeugpreise haben sich in der Zeit vervielfacht“, sagte Rheinländer. Durch eine Anhebung des Vollkasko-Selbstbehalts von 300 Euro auf 500 Euro lassen sich zwölf bis 15 Prozent der Prämien sparen.