Wirtschaft

Autobauer in der Krise: Volkswagen schlägt Streichung von Jubiläumsprämien vor | ABC-Z

Bei den laufenden Tarifverhandlungen
hat Volkswagen vorgeschlagen, Bonuszahlungen an langjährige Mitarbeitende zu streichen. So sollen unter anderem die
Jubiläumsgratifikationen wegfallen. “Wir haben diesen Vorschlag gemacht”, sagte
eine Konzernsprecherin. Nach Angaben des Betriebsrats stehen Tausende Mitarbeitende kurz vor Erhalt ihrer Jubiläumsprämien, die der Vorstand nun streichen
will.

Demnach standen bei VW Ende März knapp 6.000 Beschäftigte
kurz vor den relevanten Jubiläen. Einige von ihnen könnten die Sonderzahlungen jedoch
bereits erhalten haben, da die Ausbildungen bei VW meist im September beginnen.
Nach dem derzeitigen Tarifvertrag erhalten Mitarbeitende für eine 25-jährige Werkszugehörigkeit
das 1,45-fache eines Monatsverdienstes und für eine 35-jährige Zugehörigkeit
das 2,90-fache eines Monatsverdienstes als zusätzlichen Einmalbetrag brutto ausbezahlt.

Sparkurs wegen schwacher Verkaufszahlen

Angesichts schlechter Verkaufszahlen will Volkswagen bei den Tarifverhandlungen
einen Sparkurs durchsetzen und unter anderem die Tariflöhne um zehn Prozent
senken.
Das Management sieht die Wettbewerbsfähigkeit des Autobauers gefährdet.
Im September hatte das Unternehmen die seit mehr als 30 Jahren geltende
Beschäftigungssicherung gekündigt, damit werden ab nächstem Jahr betriebsbedingte
Kündigungen möglich. 

Auch Werksschließungen hatte Volkswagen in den Raum gestellt, ohne jedoch eine
konkrete Zahl oder Standorte zu nennen. Nach Angaben des Betriebsrats ist
geplant, mindestens drei Werke in Deutschland zu schließen und Zehntausende
Arbeitsplätze abzubauen. Rund 120.000 Menschen in Deutschland arbeiten bei VW,
davon rund die Hälfte in Wolfsburg. Insgesamt betreibt der Konzern in
Deutschland zehn Werke, davon sechs in Niedersachsen, drei in Sachsen und eines
in Hessen.

“Die aktuellen Entwicklungen bei VW sind nicht nur für den
Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt, sondern gerade auch für die
Kfz-Zuliefererbetriebe, die größtenteils im ländlichen Raum ansässig sind, ein
echter Schock”, sagte Verbandspräsident Achim Brötel (CDU) den Zeitungen der
Funke-Mediengruppe. Zahlreiche Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und “ganz konkrete
Zukunftsperspektiven für viele Menschen und ihre Familien” stehen demnach auf dem Spiel.

61 Prozent gegen staatliche Rettung

Eine mögliche staatliche Rettung von VW-Werken lehnen viele Menschen in
Deutschland allerdings ab. Laut einer repräsentativen Civey-Umfrage sprechen sich
61 Prozent der Befragten dagegen aus, dass der Staat eingreift, um
Werksschließungen zu verhindern. 25 Prozent der Befragten befürworten eine staatliche Rettung.

Niedersachsen hält 20 Prozent der Stimmrechte bei VW. Ministerpräsident Stephan Weil
(SPD) und seine Stellvertreterin Julia Willie Hamburg (Grüne) haben dort zusammen mit den Arbeitnehmervertretern die Mehrheit. Bei wichtigen Entscheidungen hat das Land ein Veto-Recht.

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