Wohnen

Ausstellungen Berlin, Bamberg und Bielefeld bis 27.04.2025 | ABC-Z

Wie sieht Habermas’ Denken als Kunstwerk aus?

„Alex Wissel: Der zwanglose Zwang“ im Bielefelder Kunstverein

Der zwanglose Zwang des besseren Arguments: Der Künstler und Bühnenbildner Alex Wissel verbildlicht Jürgen Habermas’ intellektuelle Praxis im Bielefelder Kunstverein.

„Die außergewöhnliche Ausstellung setzt visuell in Szene, wie sich Kritik im demokratischen Geiste als Infragestellung politischer Fehlentwicklungen vollzieht“, schreibt unser Rezensent Stefan Müller-Doohm: „Einen Eindruck, in welcher Weise Habermas, der als öffentlicher Intellektueller keine Samthandschuhe anzuziehen pflegte, agiert hat, führt die auf ­Raufaser mit Buntstift gezeichnete Por­trätserie vor Augen. Was bei dieser Konzentration auf die Bildsprache zu kurz kommt, ist das, was Habermas die ‘befreiende Kraft des Wortes’ nennt.“

Die Reliquienbüsten des Kaiserpaares Heinrich II. und Kunigunde werden in Paderborn aufbewahrt.Ansgar Hoffmann

Wenn der Kaiser kommt, geht die Arbeit erst los

„Vor 1000 Jahre. Leben am Hof von Kunigunde und Heinrich II.“ im Historischen Museum Bamberg

Man unterschätze nicht den Zauber des Ortes: Bamberg erinnert mit einer Ausstellung an Heinrich II., der vor mehr als tausend Jahren aus einer kleinen Siedlung ein Schmuckstück machte.

„Die von Arne Schönfeld kuratierte Schau profitiert vom Zauber des Ortes, aber sie muss sich ihm auch mehr anpassen, als das in einer modernen Ausstellungshalle der Fall wäre“, schreibt unser Rezensent Tilman Spreckelsen. „Im dafür freigeräumten Museum verteilt sich die Ausstellung auf insgesamt neunzehn Räume, deren Wände nicht alle rechtwinklig zueinander stehen oder in sich eine glatte Fläche aufweisen. Man steigt Treppen hinauf und hinab, folgt Durchgängen in andere Trakte, kehrt wieder um, und umso wichtiger sind alle Maßnahmen der Urheber, ihre Ausstellung sichtbar in Bereiche zu gliedern und den Zusammenhang zwischen den Räumen herzustellen.“

Kulturtechniken: Illustration aus der Ausstellung „Planet Africa“
Kulturtechniken: Illustration aus der Ausstellung „Planet Africa“DAI/KAAK

Wie erzählt man einen Kontinent?

„Planet Africa“ in der James-Simon-Galerie, Museumsinsel Berlin

Zwei Ausstellungen im Humboldt-Forum und auf der Berliner Museumsinsel widmen sich der Geschichte und Gegenwart Afrikas. Die eine wirkt verkopft, die andere macht neugierig.

„Unter den vielen Geschichten, die man über Afrika erzählen kann, sticht die eine, die Leidensgeschichte, alle anderen aus, zumindest auf absehbare Zeit“, schreibt unser Rezensent Andreas Kilb. „Die Ausstellung ‘Planet Africa’ in der James-Simon-Galerie auf der Berliner Museumsinsel will diesen Mechanismus durchbrechen. Hier bekommt der Kontinent jene ‘agency’, sprich Handlungsmacht, zugeschrieben, von der postkoloniale Aktivisten sonst nur abstrahierend reden, und zwar in einem umfassenden, menschheitsgeschichtlichen Sinn. Denn Afrika ist nicht nur die Urheimat des Menschen, sondern auch die Landmasse mit der größten Biodiversität, dem größten humanen Genpool und der größten Zahl gesprochener Sprachen auf der Erde.“

Ein Antlitz im Asphalt: Emila Medková, „Schwarz/Černoch“, 1949
Ein Antlitz im Asphalt: Emila Medková, „Schwarz/Černoch“, 1949Christian Schmieder

Augen, die aus Bomben blicken

„Fotogaga: Max Ernst und die Fotografie“ im Museum für Fotografie Berlin

Der Surrealismus lebt – im Museum: Eine Ausstellung in Berlin feiert das deutsche Multitalent Max Ernst und seine Zeitgenossen.

„Die Entscheidung der Kuratoren, Ernsts Selbstinszenierungen vor der Kamera erst im Schlusskapitel zu zeigen, gibt der Ausstellung deshalb einen seltsamen Spin„, schreibt unser Rezensent Andreas Kilb, „denn unter all den Collagen, Frottagen, Grattagen, Fotogrammen, Naturselbstdrucken und Ölbildern aus dem zwanzigsten Jahrhundert wirken die Fotos, gerade weil sie historische Zeugnisse sind, am wenigsten museal. Der Surrealismus ist nicht tot, er lebt weiter in den Bildern von Julie Curtiss und Jeff Soto, der Prosa von Botho Strauß und Haruki Murakami, den Filmen von David Lynch und Tim Burton, aber die Bildwelten, die in Berlin ausgebreitet werden, haben erkennbar Patina angesetzt.“

Felix Nussbaum: „Angst“ (Selbstbildnis mit seiner Nichte Marianne), 1941.
Felix Nussbaum: „Angst“ (Selbstbildnis mit seiner Nichte Marianne), 1941.Christian Grovermann/Museumsquartier Osnabrück

Das doppelte Gesicht des Golem

„Angst“ im Jüdischen Museum Wien

Die Angst der Minderheiten ist eine andere als die der Mehrheit: Das Jüdische Museum in Wien zeigt, wie dieses Gefühl die von ihm Befallenen sowohl schützen wie verführen kann.

„Der Eindruck, die einzelnen Objekte könnten etwas zufällig ihren Weg in die Ausstellung gefunden haben, lässt sich nicht leugnen, verhalten sich Aussagekraft und Qualität doch recht disparat zueinander“, schreibt unsere Rezensentin Tania Martini: „Dennoch, auch wenn es banal klingen mag, rührt diese Ausstellung an ein Wissen, das im Alltag unterzugehen droht. Nämlich, dass der Mensch ein unbedingtes Recht auf körperliche und psychische Unversehrtheit hat.“

Österreichisch für Mais – sieben Buchstaben? Kukuruz. Josef Hader in einem Maisfeld bei Nöchling im Waldviertel, wo er aufwuchs.
Österreichisch für Mais – sieben Buchstaben? Kukuruz. Josef Hader in einem Maisfeld bei Nöchling im Waldviertel, wo er aufwuchs.Rudolf Klaffenböck

Humor ist schwer und macht viel Arbeit

„Rudolf Klaffenböck: Josef Hader“ im Passauer Museum Moderner Kunst Wörlen

Auf Tour mit dem berühmten Kabarettisten und Filmregisseur: Rudolf Klaffenböck begleitet Josef Hader mit seiner Kamera.

„Klaffenböck bedient keinen Starkult, sondern hält wie in einem Road Movie einen Mann fest, der darauf gar nicht rasend erpicht ist“, schreibt unser Rezensent Hannes Hintermeier. „Hader spielt nicht mit der Kamera, er lässt sie eher zu, als sich ihr bewusst zu stellen. So ist ‘Hader unterwegs’ am Ende ein uneitler Freundschaftsbeweis, der in beide Richtungen funktioniert.“

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