Kreml gegen Abtreibungen: Russische Regionen sollen schwangeren Schülerinnen Prämie zahlen | ABC-Z

Kreml gegen Abtreibungen
Russische Regionen sollen schwangeren Schülerinnen Prämie zahlen
26.10.2025, 14:20 Uhr
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Demografische Probleme machen Russland zu schaffen. Präsident Putin bewirbt darum die “Freude der Mutterschaft”. Einige Regionen zahlen offenbar eine Prämie an schwangere Studentinnen und sogar Schülerinnen. Bei Abtreibungen kann es hingegen Strafen geben.
Russland schränkt einem Medienbericht zufolge das Recht schwangerer Frauen auf Abtreibung immer weiter ein. Laut der unabhängigen russischen Zeitung “Novaja Gazeta” sollen ab dem 1. März 2026 Daten über werdende Mütter, Schwangerschaftsverlaufe und die Gesundheit von Neugeborenen zentral in einem Register gesammelt werden. Das kündigte die stellvertretende Ministerpräsidentin Tatjana Golikowa im Beisein von Präsident Wladimir Putin an.
Der Kreml begründet die Maßnahme damit, die medizinische Versorgung zu verbessern und die demografische Situation in Russland besser verstehen zu wollen. Die russische Bevölkerung hat Probleme mit Überalterung und einer sinkenden Geburtenrate. Diese liegt bei etwa 1,4 bis 1,5 Kindern pro Frau. Dazu kommen die hohen Verluste im Ukraine-Krieg.
“Die Entscheidung, ein Kind zu bekommen, ist eine persönliche Angelegenheit jeder Familie”, sagte Putin bei dem Treffen am Donnerstag. “Durch gemeinsame Anstrengungen müssen wir jedoch sicherstellen, dass junge Menschen aufrichtig danach streben, die Freude der Mutterschaft zu finden”, so Putin.
Prämie und Bestrafung für Ärzte
Eine solche Anstrengung ist laut “Novaja Gazeta” die Zahlung von Geld. Demnach sollen mehrere russische Regionen schwangeren Studentinnen und sogar minderjährigen Schülerinnen eine Prämie von 100.000 Rubel zahlen, wenn sie sich entscheiden, ihr Kind auszutragen. Das sind umgerechnet etwas mehr als 1000 Euro. Um welche Regionen es sich handelt, geht aus dem Bericht nicht hervor.
Zugleich greifen die russischen Behörden offenbar zu restriktiven Mitteln, um das Recht von Frauen auf Abtreibung einzuschränken. Medizinische Fachkräfte sollen demnach für die erfolgreiche Unterbindung einer Abtreibung belohnt und für die “Herbeiführung einer Abtreibung” bestraft werden. In der Region Swerdlowsk werden zudem künftig Gynäkologen in Überzeugungstechniken geschult, um Patientinnen von einer Abtreibung abzubringen.
“Novaja Gazeta” berichtet weiter von einem kuriosen Fall: Kürzlich habe ein Angestellter des regionalen Gesundheitsministeriums in einer Frauenklinik in Jekaterinburg vor laufender Kamera auf einer Verhütungswerbung herumgetrampelt. Später habe der Mann angegeben, unter Schock gestanden zu haben.
Ungewöhnliche Migrations-Forderung
Aufgrund der demografischen Entwicklung in Russland sprach sich der russische Top-Banker German Gref zuletzt für mehr Migration aus. Die millionenfache Einwanderung qualifizierter Fachkräfte sei notwendig, um ein Wachstumsziel von mindestens 3,2 Prozent zu erreichen, sagte der Chef des größten russischen Finanzhauses Sberbank vor Mitgliedern des Staatsrates für Demografie- und Familienpolitik am Freitag.
“Das ist eine Frage der nationalen Sicherheit und des Überlebens des Landes”, so der langjährige Vertraute von Präsident Putin. Öffentliche Forderungen nach einer verstärkten Einwanderung sind in Russland selten, da das Thema politisch heikel ist. Das Land leidet seit Beginn des Krieges in der Ukraine unter einem akuten Arbeitskräftemangel in zahlreichen Branchen, da Hunderttausende in die Armee eingetreten sind.





















