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Ausstellung in Ottobrunn – “Beobachtete Beobachter” von Alexander Milstein – Landkreis München | ABC-Z

„Beobachtete Beobachter“ lautet der Titel der Januar-Ausstellung des Kunstvereins Ottobrunn mit Acrylbildern des ukrainischen Künstlers Alexander Milstein. Aus den Werken, die bis zum 25. Januar in der Galerie „Treffpunkt Kunst“ zu sehen sind, schauen Personen auf die Betrachter oder werden von anderen Akteuren im Bild beobachtet. Dabei stellt Milstein Künstler und Persönlichkeiten so in ihrem Tun dar, dass die Besucher der Ausstellung zu historischen Beobachtern werden.

So hebt auf einem der Bilder gerade ein Flugzeug vom Militärflugplatz Schleißheim aus in den Himmel ab, in dessen Cockpit Paul Klee sitzt – der Maler leistete dort 1916 seinen Kriegsdienst. Ein großer schwarzer Vogel vor kräftigem Blau trägt einen Mann auf seinem Rücken. Es sei der Künstler Boris Zenin, ein Freund aus seiner Geburtsstadt Charkiw, mit seinem Raben Zhora, erklärt Milstein. Ein Schwarz-Weiß-Bild zeigt den Autor Boris Slutsky und den Maler Wassili Jermilow, der in der Skyline Charkiws auf die Stellen weist, an denen seine Fresken zerstört worden sind.

In den Künstlerporträts aus der Reihe „Artists“ schwingt oft Bitterkeit mit. Dabei bedient sich Milstein fröhlicher Farben. Doch er spielt auch mit den Bildtiteln. So bei „Dixieland auf dem Feder Ball“, das die Maler August Macke, Franz Marc, Otto Dix und Max Beckmann zeigt; als uniformierte Soldaten, die auf Federballschlägern Gitarre spielen.

Der 1963 in Charkiw geborene Milstein hatte nach seinem Mathematikstudium schnell mit Erzählungen und Romanen Erfolg und ist nur aus Zufall zur Malerei gekommen. Das war im Jahr 2013, als er seine Computermaus auf der Zeitschrift Neue Kunst bewegte und das entstehende Bild auf dem Bildschirm betrachtete.

Die Leichtigkeit der Bewegung habe ihn gefesselt, sagt Milstein. Drei Jahre später stellte er in München, wo er seit 1995 wohnt, erste Computergrafiken und Handzeichnungen aus. Dann griff er eigenen Angaben nach zum Kugelschreiber, später zu Pastellkreiden. Erst als er auf der Straße einen alten Pinsel fand und ein Freund ihn daraufhin mit Ölfarben malen ließ, wuchs der Mut, mit Pinsel zu arbeiten. Inzwischen bannt er seine komplexen Gedanken mit Acrylfarben auf dickes Papier. Dabei ist sich der Autodidakt bewusst, dass seine Maltechnik noch reifen muss.

Alexander Milstein hat Mathematik studiert und betätigte sich zunächst als Schriftsteller. An die Malerei wagte er sich nur zaghaft heran. (Foto: Sebastian Gabriel/ )

Es ist das Spektrum der dargestellten Szenen und vielfältigen Themen, das an den in Ottobrunn ausgestellten Bildern beeindruckt. Milstein lässt etwa Spitzweg von seinem armen Poeten in der Hofbibliothek „porträtieren“ und setzt letzterem dabei eine Adidas-Mütze auf. Das Bild „Mannaschaft“ mit einem Kasten voller Farbentuben oder die detailliert dargestellten Ahornblätter im Vordergrund von „Maschine der Malerei“ sind einfach schön anzusehen. Doch auch hier eröffnen sich ernste Hintergründe, wenn man die Erläuterungen Milsteins hört oder die dazugehörigen Texte liest. Aktuell schreibe er nur im Zusammenhang mit Bildern, sagt der 61-Jährige. Etwa ein Kapitel für „Durch die Zeiten“, eine Anthologie belletristischer Texte von 34 ukrainischen Autoren, die er 2023 illustrierte. Das Coverbild, eine halb geöffnete Tür, ist ausgestellt.

Milstein beteiligt sich seit 2017 aktiv am deutsch-ukrainischen Schriftstellertreffen namens „Eine Brücke aus Papier“, das sich gründete, als 2014 der Krieg in der Ostukraine begann. Der laufende Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ist für Milstein unfassbar: „Da müssen Ukrainer gegen ihre verwandten Brüder kämpfen, deren russische Sprache sie auch sprechen“, sagt er.

Die Ausstellung „Beobachtete Beobachter“ mit Werken von Alexander Milstein ist noch bis 25. Januar zu sehen. Der „Treffpunkt Kunst“ in der Rathausstraße 5, Ottobrunn, ist donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Am Samstag, 11. Januar, von 15 Uhr an gibt es eine Vernissage.

 

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