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Aussichten immer trüber: ZEW-Index fällt unerwartet – „Absturz, Krise und Ohnmacht“ | ABC-Z


Aussichten immer trüber

ZEW-Index fällt unerwartet – „Absturz, Krise und Ohnmacht“

Finanzexperten blicken immer pessimistischer auf die deutsche Wirtschaft. Das Barometer des ZEW sackt unerwartet deutlich ab. Ein Analyst konstatiert, dass kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen sei. Die Stimmung werde damit wohl bis zur Wahl trübe bleiben.

Börsenprofis bewerten die deutsche Konjunkturlage so schlecht wie seit der Corona-Rezession vor über vier Jahren nicht mehr. „Die Hoffnung auf eine baldige Besserung der wirtschaftlichen Lage schwindet zusehends“, kommentierte ZEW-Chef Achim Wambach die Entwicklung. Ähnlich sehen das Banken-Ökonomen. „Der Optimismus aus dem Frühjahr ist verschwunden“, sagte der Deutschland-Chefvolkswirt von Deutsche Bank Research, Robin Winkler. „Es zeichnet sich ein trüber Herbst ab.“

Noch deutlicher wurde derweil Alexander Krüger, Chefvolkswirt von Hauck Aufhäuser Lampe. Die Daten zeichneten ein Bild von „Absturz, Krise und Ohnmacht“, sagte er. „Vor allem die miserable Lagebeurteilung deutet auf ein wachstumsseitig erneut verlorenes Quartal hin“. Die Erwartungen seien auch deshalb abgestürzt, weil es schlicht kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen gebe. „Ein Stimmungswechsel ist bis zur Bundestagswahl 2025 nicht in Sicht“, prognostiziert der Ökonom. Bei anhaltender Wirtschaftsflaute werde die Regierung haushaltsseitig weiter ins Schleudern kommen.

Das Barometer für die aktuelle Situation gab im September um 7,2 Punkte auf minus 84,5 Zähler nach, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter 162 Analysten mitteilte. Das ist der schlechteste Wert seit Mai 2020, als die Corona-Pandemie zu einem Einbruch führte. Das Barometer für die Aussichten in den kommenden Monaten sank um 15,6 Punkte auf 3,6 Zähler. Das ist bereits der dritte Rückgang in Folge und der niedrigste Wert seit fast einem Jahr. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 17,0 Punkte gerechnet.

„Für Aufschwung braucht es Aufträge“

Die Anzahl der Optimisten und Pessimisten für die Konjunkturaussichten halte sich mittlerweile die Waage, sagte ZEW-Chef Wambach. Daran habe auch die gelockerte Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) nichts geändert, die ihren Leitzins im Juni und im September gesenkt hat. „Den Zinsentscheid der EZB scheinen die meisten Befragten bei ihrer Erwartungsbildung bereits eingepreist zu haben.“

Die deutsche Wirtschaft steckt aktuell mit einem Bein in der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im zweiten Quartal um 0,1 Prozent, nachdem es in den ersten drei Monaten des Jahres noch zu einem Wachstum von 0,2 Prozent gereicht hatte. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer technischen Rezession gesprochen.

„Für einen nachhaltigen Aufschwung müssten sich die Auftragsbücher der deutschen Unternehmen wieder füllen“, sagt der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. „Doch genau daran hapert es im Moment.“ Schwer tut sich vor allem die im internationalen Wettbewerb stehende Industrie. „Besonders aus der Automobilbranche und der Stahlindustrie gibt es schlechte Nachrichten“, sagte der Konjunkturanalyst der DZ Bank, Christoph Swonke. „Entlassungen sind nicht mehr ausgeschlossen.“ Das verunsichere auch die Verbraucher.

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