Starnberg: Poller sollen für mehr Sicherheit auf Christkindlmarkt sorgen – Starnberg | ABC-Z

Die Stadt Starnberg investiert in die Sicherheit ihrer Bürger: Insgesamt 130 000 Euro sollen in den Haushaltsjahren 2025 und 2026 für mobile Fahrzeugsperren und Betonpoller ausgegeben werden, um Besucher bei Veranstaltungen wie dem Christkindlmarkt oder der „Nacht der langen Tafel“ vor potenziellen Attentaten oder Amokfahrten zu schützen. Der Stadtrat hat sich damit für ein teures Sicherheitskonzept entschieden, das die Stadt im Fall eines Anschlags vor haftungsrechtlichen Konsequenzen bewahren soll.
Es gibt Bilder, die sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben: Ein Auto rast in eine Menschenmenge, es gibt Verletzte und Tote. So geschehen in München im Februar 2025. Doch nicht nur hier: In Mannheim, Liverpool, Passau und Krefeld oder in der Normandie-Stadt Évreux wiederholte sich das Szenario. Unvergessen sind vor allem die Anschläge auf den Berliner Weihnachtsmarkt am 19. Dezember 2016, wo ein islamistischer Terrorist einen Sattelzug in eine Menschenmenge steuerte. Wenige Monate zuvor hatte ein Attentäter am 14. Juli in Nizza am französischen Nationalfeiertag mehrere Menschen mit einem Lkw getötet.
Doch nicht zuletzt seit dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt am 20. Dezember 2024 hat bei Veranstaltern und Verantwortlichen ein Umdenken eingesetzt. Bei der Planung von Veranstaltungen mit mehr als 5000 Teilnehmern ist der Zufahrtsschutz zum zentralen Bestandteil eines Sicherheitskonzepts geworden. Überall, wo Menschen in großer Anzahl zusammen kommen, müssen Veranstalter generell von einer abstrakten Gefahr im öffentlichen Raum ausgehen: Die subjektiv empfundene Bedrohungslage bei Großveranstaltungen hat sich verschärft, überall in Deutschland könnte es Amokfahrten, Anschläge oder terroristische Attentate geben – auch im beschaulichen Starnberg.
Der Stadtrat hatte sich im Juni mit der Thematik befasst, im Fokus der Beratungen stand insbesondere der Kirchplatz, die „gute Stube“ der Kreisstadt. Die Stadtverwaltung, so der Beschluss, sollte eine kostengünstige „abgestufte Variante zur Sicherung“ unter Berücksichtigung sicherheitsrelevanter Aspekte vorlegen. Doch der Idee, durch hausgemachte, improvisierte Lösungen wie zuletzt bei der „Nacht der langen Tafel“ Kosten zu sparen, erteilten die Verwaltungsspezialisten im Rathaus eine eindeutige Absage. Die Aufstellung von Fahrzeugen oder beliebigen Betonelementen – also nicht zertifizierte Barrieren – brächten „erhebliche rechtliche und sicherheitstechnische Risiken“ mit sich, hieß es.
Im Klartext: Lastwagen des Betriebshofs, überdimensionierte Blumenkübel oder schlichte Betonblöcke im Lego-Design reduzieren zwar die Anschaffungskosten. Doch diese Lösung birgt im Zweifelsfall „ein unkalkulierbares Sicherheits- und Haftungsrisiko“ für die Stadt Starnberg, wenn es trotz Sperren, Durchfahrtsverboten, Zugangskontrollen und Überwachung zu einem Vorfall käme. Aus Sicht der Stadtverwaltung ist eine Schadensminimierung daher von entscheidender Bedeutung. „Im Ernstfall“, heißt es in der Beschlussvorlage, könne dies „über Leben und Tod der Veranstaltungsteilnehmer entscheiden“. Sicherheit sei ausschließlich durch getestete und zertifizierte Zufahrtssperren möglich, die auch physisch in der Lage sind, ein Fahrzeug zu stoppen oder wenigstens wirksam abzubremsen.

Ein Video der Prüforganisation Dekra verdeutlichte den Stadträten anschaulich die Wirksamkeit zertifizierter Sperren. Die Barriere mit einem 2,4 Tonnen schweren Betonblock dagegen wurde scheinbar mühelos von einem Lkw durchbrochen. In der Gegenüberstellung von Kauf oder Miete zertifizierter Systeme ist der Erwerb laut Stadtverwaltung die bessere Option. Insgesamt 22 mobile Poller – Stückpreis: 5000 Euro – sowie eine mobile Sperre für 20 000 Euro kosten insgesamt 130 000 Euro.
Die Summe soll sich binnen der nächsten fünf bis sechs Jahre amortisieren, sofern man das Equipment auch an nicht-städtische oder private Veranstalter verleiht. Kalkuliert wird mit jährlichen Einnahmen in Höhe von 14 000 Euro. Bei einer Abfrage hätten drei Landkreis- und eine weitere Kommune bereits Interesse an einer Anmietung gezeigt, hieß es. Der Pöckinger Faschingsumzug etwa war im März wegen erheblicher Sicherheitsbedenken drastisch verkürzt worden.
Um die Sperren kaufen zu können, verschiebt die Stadt Starnberg vorerst den Erwerb eines 700 000 Euro teuren Tanklöschfahrzeugs. Im Gremium herrschte weitgehend Einigkeit darüber, dass es bei Großveranstaltungen niemals hundertprozentige Sicherheit gegen Attentate oder auch Drohnenangriffe geben werde. Nur vier Stadträte stimmten gegen das Konzept. Der Starnberger Christkindlmarkt (4. bis 7. Dezember) und auch die „Nacht der langen Tafel“ im Sommer 2026 werden somit erstmals unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden.





















