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Aus Angst: Schwuler Schlagerstar wollte sich lange nicht outen | ABC-Z

Bei der großen CSD-Parade am Samstag (28. Juni) werden in München Hunderttausende erwartet. Schlagerstar Ross Antony (50), der offen zu seiner Homosexualität steht, kann aus Siegburg leider nicht anreisen, wie er der AZ verraten hat. Moderator und Schauspieler Jochen Schropp (46) hingegen befindet sich derzeit beruflich in München und versucht als großer CSD-Fan, beim Umzug dabei zu sein. Auch voXXclub-Mitglied Christian Schild (39) ist oft in der Isar-Metropole unterwegs und liebt das bunte Treiben von Pride-Veranstaltungen. Kann München auf sein Erscheinen beim CSD hoffen? Der gebürtige Schweizer gibt im Interview mit der AZ Aufschluss.

voXXclub-Sänger spricht über Sexualität: “Bin da altmodisch”

AZ: Lieber Herr Schild, wird man Sie bei der Pride am CSD München antreffen?
CHRISTIAN SCHILD: Ich war bisher nicht sehr aktiv, was Pride-Veranstaltungen betrifft. Dieses Jahr war meine absolute Premiere, und zwar war ich das erste Mal auf einer Pride in Wien. Da habe ich 18 Jahre lang gewohnt und ich wollte da immer schon hin. Nur ist das Problem an meinem Job, dass wir [die Band voXXclub, d. R.] an den Wochenenden immer Auftritte haben, wenn die Prides stattfinden. Und ich konnte nie wohin, weil ich immer arbeiten musste. In München kann ich leider nicht dabei sein, weil ich mit voXXclub wieder einen Auftritt habe.

Beim CSD können queere Personen Sichtbarkeit zeigen. Sollte man auch im restlichen Jahr für die Rechte der LGBTQIA+-Community auf die Straße gehen?
Ich denke, der ganze Pride-Monat Juni ist dafür da, um als queere Person geballt und mit vereinten Kräften auf sich aufmerksam zu machen. Aber, ja, ich denke, man sollte jederzeit sichtbar sein. Ich mache das so, dass ich mit meinem Freund Hand in Hand durch die Straßen laufe und ihm auch in der Öffentlichkeit einen Kuss gebe, weil ich finde, das machen heterosexuelle Menschen ja auch, und da schaut auch keiner komisch. Und wenn homosexuelle Menschen das nicht tun, dann wird das auch nie normal sein, dass man sowas sieht. Also ich gehe mit meiner Beziehung und meiner Sexualität in der Öffentlichkeit sehr offen um – nicht provokativ, sondern einfach völlig normal.

Wie gelingt es, Sichtbarkeit zu zeigen?
Das mit der Sichtbarkeit finde ich gar nicht so leicht, weil ich beruflich in einer sehr heterosexuellen Welt unterwegs bin. Trotzdem haben wir [die Band voXXclub, d. R.] bei jedem Konzert eine Moderation, mit der wir auf Diversität aufmerksam machen. Wir […] moderieren immer, dass es in der heutigen Zeit keine Rolle mehr spielen soll, woher man kommt oder wen man liebt. Jeder Mensch ist gleich viel wert […] und da kriegen wir auch jeden Abend einen großen Applaus. Es ist wichtig, als Künstler seine Stimme nicht nur zum Singen zu verwenden, sondern zwischendurch auch mal zu sagen, für was man steht oder was man gut findet. Denn die, die es nicht gut finden, die werden es auch laut in die Welt hinausschreien. Und etwas, was für uns selbstverständlich ist und eigentlich als normal angeschaut wird, das muss man eben trotzdem immer wieder betonen, denn die anderen werden uns sonst überrennen. Allerdings muss ich mich auch selbst an der Nase nehmen, denn ich könnte […] das Thema öfter beiläufig erwähnen. Aber da werde ich mich in Zukunft bessern.

voXXclub wurde 2012 in München gegründet
voXXclub wurde 2012 in München gegründet
© Brauer Photos
voXXclub wurde 2012 in München gegründet

von Brauer Photos

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Über Abkürzung LGBTQIA+: “Gibt immer mehr Buchstaben. Kenne mich selbst nicht mehr aus”

Bezeichnen Sie sich selbst als queer?
Ich bin da vielleicht altmodisch, aber ich bezeichne mich als schwul. Das ist für mich auch der Begriff, mit dem ich mich mit 18 Jahren geoutet habe. Und trotzdem gehöre ich der queeren Community an. Ich meine, es gibt ja da immer mehr Buchstaben da und ich kenne mich bald selbst nicht mehr damit aus, was eigentlich alles dazugehört. Ich bin auch nicht so der Fan davon, sondern ich bin sehr vom Begriff “queer” überzeugt. Denn er beinhaltet für mich persönlich alles. Und im Endeffekt ist es für mich nicht so wichtig, was jetzt genau jeder für Vorlieben hat, sondern es geht ja darum, dass wir gemeinsam alle die gleichen Rechte haben. Und wir von der LGBTQ+-Community gehören alle zusammen zu einer Randgruppe und wir stehen gemeinsam für unsere Rechte ein.

Was bedeutet LGBTQIA+ und wofür stehen die Buchstaben sowie das Plus?

Es ist eine Abkürzung für die englischen Wörter Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual/Transgender, Queer, Intersexual und Asexual. Das Plus – oder manchmal auch ein Sternchen – steht als Platzhalter für weitere Geschlechtsidentitäten.

Schlagerstar Christian Schild als Dragqueen bei Florian Silbereisen: “War überrascht”

In der Band voXXclub war Ihre Sexualität nie ein Problem. Waren Sie trotzdem erleichtert?
Die Jungs haben mich schwul kennengelernt. Bevor es voXXclub als Band gab, waren wir schon befreundet, haben zusammen Musical gespielt. Die Jungs haben mich nach meinem Coming-out kennengelernt und gerade im Theater-Business ist es nichts Besonderes, [schwul zu sein, d. R.]. Auch für meine Jungs ist es das Normalste auf der Welt. Es war eher so, dass wir es dann am Anfang nicht zum Thema gemacht haben, weil ich tatsächlich auch Druck von der Plattenfirma und vom Management bekommen habe. Aber irgendwann wollte ich es dann auch öffentlich machen, weil ich keine Lust mehr hatte, meine Traumfrau zu beschreiben. Das war dann eher die Situation, bei der ich dachte: ‘Wie nehmen das die Fans jetzt an?’ Da war aber die Angst völlig unbegründet, weil die Fans das richtig super angenommen haben.

Florian Silbereisen begrüßte die Band voXXclub beim "Schlagerboom Open Air".
Florian Silbereisen begrüßte die Band voXXclub beim “Schlagerboom Open Air”.
© imago/Berlinfoto
Florian Silbereisen begrüßte die Band voXXclub beim “Schlagerboom Open Air”.

von imago/Berlinfoto

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Mit voXXclub standen Sie vor Kurzem beim “Schlagerboom Open Air” auf der Bühne. Sie sind als “Alpengirl” aufgetreten. Wie kam die Dragqueen-Idee zustande?
Die Idee dazu ist mir irgendwann gekommen, weil ich mich schon immer als Kind als Frau verkleidet habe, da ich es faszinierend finde, in eine andere Rolle zu schlüpfen und mit den Geschlechtern zu spielen. Trotzdem habe ich das zuvor nie öffentlich gemacht. […] “Alpengirl” ist auch unsere neue Single und wir wollten sie den starken Frauen da draußen widmen. Und gerade zum Pride-Monat wollten wir damit jetzt auch für Gesprächsstoff sorgen, eben auch wegen Sichtbarkeit. Und dann hab ich mit den Jungs geredet, die fanden es eine super Idee. Wir haben auch gesagt, [beim “Schlagerboom'” d. R.] muss es dann ein Dirndl sein, darf nicht “trashig” sein. Und “Alpengirl” ist eine starke Frau, eine tolle Dragqueen, die weiß, was sie will.

voXXclub trat beim "Schlagerboom Open Air" am 21. Juni auf. Christian Schild (Mitte) präsentierte sich als "Alpengirl".
voXXclub trat beim “Schlagerboom Open Air” am 21. Juni auf. Christian Schild (Mitte) präsentierte sich als “Alpengirl”.
© imago/Future Image
voXXclub trat beim “Schlagerboom Open Air” am 21. Juni auf. Christian Schild (Mitte) präsentierte sich als “Alpengirl”.

von imago/Future Image

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Waren die anderen Promi-Gäste – und vor allem auch Gastgeber Florian Silbereisen – überrascht?
Florian Silbereisen war natürlich überrascht, er hat sich riesig gefreut und ich habe auch im Backstage-Bereich von allen Künstlern nur tolles Feedback bekommen. Lustigerweise haben mich die Leute alle nicht erkannt […] und haben mich dann vermisst, weil sie dachten, ich wäre krank. Aber das haben wir dann natürlich aufgeklärt.

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