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August Holmgren schreibt ein dänisches Tennismärchen | ABC-Z

Tennisspieler August Holmgren gehört zu den glücklichsten Menschen der Welt. Das liegt statistisch nahe, weil er aus Dänemark kommt, also jenem Land, das hinter Finnland auf Platz zwei des World Happiness Report 2025 steht. Das Glück war in Wimbledon aber auch aus nächster Nähe zu erleben, als Holmgren auf Court 12 seinen nächsten sensationellen Coup feierte. Für ungefähr dreißig Meter Wegstrecke auf dem Rasenplatz benötigte der Tennisprofi rund zwei Minuten, weil er auf seiner Ehrenrunde alle paar Meter anhielt, seine Freude herausschrie und so ziemlich jeden abklatschte, der in der ersten Tribünenreihe stand und applaudierte. Am Ende seines triumphalen Spaziergangs umarmte Holmgren seine Familienangehörigen, und auch deren Augen wurden feucht.

„Es war ein wirklich cooler Kampf“, sagte der Siebenundzwanzigjährige im dänischen Rundfunk, nachdem er den Tschechen Tomas Machac nach 4:38 Stunden Spielzeit und Abwehr von drei Matchbällen mit 7:6, 6:7, 6:7, 7:5, 7:6 niedergerungen hatte. Bei seinem ersten Grand-Slam-Turnier und zweiten Turnier überhaupt auf der Profitour überstand der 192. der Weltrangliste nicht nur die Qualifikation, sondern steht nun in der dritten Runde. Das Ganze erschien am Donnerstag wie das Happy End eines dänischen Tennismärchens mit dem Titel „August im Glück“.

„Brauche Anderes, um das Gleichgewicht zu halten“

Die Party auf Platz 12 war auch deshalb so packend, weil der Weg dorthin so prickelnd verlief. Das begann in der Qualifikation, draußen auf den Rasenplätzen von Roehampton, wo es rauer zugeht als im gediegenen All England Club von Wimbledon. In seinen ersten beiden Quali-Matches lag Holmgren jeweils einen Satz und ein Break zurück, schaffte aber die Wende. Im dritten und entscheidenden Match war die Lage noch ärger: Der Däne sah sich im vierten Satz drei Matchbällen des Japaners Yosuke Watanuki ausgesetzt, wehrte sie aber allesamt ab und gewann den fünften Durchgang im Tiebreak.

August Holmgren bejubelt seinen Sieg über Thomas Machac.AFP

Ähnlich verlief am Donnerstag das Duell mit dem Tschechen Tomas Machac, der in Wimbledon an Position 21 gesetzt war. Aus Holmgrens Sicht stand es 1:2 nach Sätzen, 4:5 und 0:40, als er gegen den Matchverlust servierte. Und wieder behielt der durchs US-College-Tennis gestählte Däne die Nerven, wehrte nacheinander drei Matchbälle ab und gewann den letzten Satz im Matchtiebreak. Die Lage könne noch so prekär sein, er müsse seiner offensiven Spielweise auch in den entscheidenden Momenten treu bleiben, sagte Holmgren: „Da kann ich manchmal wie ein großer Idiot aussehen, wie im zweiten Satz, als ich im Tiebreak drei Doppelfehler gemacht habe. Oder wie ein Sieger, als mir am Ende die Rückhand die Linie entlang gelungen ist.“

Die Ruhe des Dänen liegt auch in seiner Kraft, seinen Job gut einordnen zu können. „Wenn ich nicht meinen Hobbys nachgehen und mich nur aufs Tennis konzentriere, tut mir das nicht gut. Ich brauche Anderes, um das Gleichgewicht zu halten“, sagte Holmgren. An der University of San Diego hat er seinen Bachelor in Theaterwissenschaften gemacht und nebenbei – wie es sich in Südkalifornien gehört – das Surfen liebengelernt.

Innehalten, abschalten und andere Dinge wichtig nehmen kann verhindern, dass man sich als Tennisprofi niedergeschlagen fühlt wie Alexander Zverev. Was Glück bedeutet und wie man es erreicht, macht August Holmgren dieser Tage in Wimbledon vor. In die dritte Runde gegen den Weltranglistenelften Alex de Minaur geht der Däne wieder als großer Außenseiter. Na und? „Ich sehe nicht ein, warum da alles aufhören sollte.“ Viel Glück!

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