Augsburger Panther holen Bill Peters: Ein Trainer mit dunkler Vergangenheit – Sport | ABC-Z

Die Augsburger Panther haben am Freitag ihren neuen Trainer bekannt gegeben, und sie konnten dabei mit einem bekannten Namen aufwarten: Bill Peters, ein 60-jähriger Kanadier, der lange Jahre in der NHL gecoacht und sein Heimatland Kanada zu WM-Gold geführt hat. Wenn sich aber mehr als die Hälfte der sehr ausführlichen AEV-Pressemitteilung zu Peters um andere, sehr heikle Themen dreht und sich Panther-Geschäftsführer Maximilian Horber veranlasst sah zu betonen, dass Peters „uns in vielen persönlichen Gesprächen auch menschlich überzeugen“ musste, dann wird klar, dass die Personalie Peters aus anderen Gründen eine sehr sensible ist. Denn bei diesen Themen handelt es sich um Rassismus und physische Gewalt.
Sportlich hat Peters eine beeindruckende Trainervita vorzuweisen. 2008 gewann er den Memorial Cup, den bedeutendsten Titel im kanadischen Junioren-Eishockey, 2011 schaffte er den Sprung in die NHL, wo er erst drei Jahre lang als Co-Trainer bei den Detroit Red Wings arbeitete, ehe er Cheftrainer der Carolina Hurricanes wurde und nach vier Jahren die Calgary Flames übernahm. Während seiner NHL-Zeit führte er Kanada um Connor McDavid 2016 als Cheftrainer zum Weltmeistertitel, einen weiteren WM-Titel und den Erfolg beim World Cup of Hockey fuhr er als Co-Trainer ein. Zudem trainierte er auch in der russisch geprägten Kontinentale Hockey-Liga (KHL). Der Trainer Bill Peters hat Dinge erreicht, von denen andere Trainer nur träumen können.
Doch Peters hat auch für zwei sehr unschöne Kapitel in seinem Sport gesorgt. Öffentlich gemacht wurden die Vorfälle im November 2019, als Akim Aliu, ein in Nigeria geborener Eishockeyprofi, berichtete, sein damaliger Trainer Peters sei ihn in der Saison 2009/2010 rassistisch angegangen. Auf Twitter, wie die Plattform X damals hieß, schrieb er, Peters habe ihm gegenüber mehrmals die „N-Bombe“ verwendet, weil ihm seine Musikauswahl nicht gefiel.
In einem Interview mit dem kanadischen TV-Sender The Sports Network erzählte Aliu, Peters sei nach dem Vorfall aus der Kabine gegangen, „als wäre nichts gewesen“. In der Kabine habe man eine Stecknadel fallen hören, so leise sei es im Raum gewesen. Aliu habe wortlos an seinem Platz gesessen. Peters und Aliu waren damals Teil der Rockford Ice Hogs, einem AHL-Klub. Kurz nach dem Vorfall wurde Aliu zu einem unterklassigen Klub versetzt. „Wenn du die Rassenkarte spielst, bedeutet das ziemlich wahrscheinlich das Ende deiner Karriere“, sagte Aliu und verwies auf die Geschichte um NFL-Quarterback Colin Kaepernick, der nach den von ihm initiierten Protesten gegen Rassismus keinen Job mehr fand. Sie sei der Grund gewesen, dass er so lange geschwiegen habe.
Laut Horber sei Peters „in der rassismuskritischen Betrachtung von Denkweisen und Verhaltensmustern mittlerweile bestens ausgebildet“
Aliu habe der Vorfall sehr, sehr lange beschäftigt, „es hat mir das Herz gebrochen“. Er glaubt, seine Karriere sei dadurch abgestürzt, „ehe sie gestartet ist“. Aliu brachte es auf sieben Spiele in der NHL, im Jahr 2020 gründete er die Hockey Diversity Alliance, um Rassismus und Intoleranz im Eishockey zu bekämpfen. Nach einem Gespräch mit Aliu stellte die NHL einen Vier-Punkte-Plan zur Bekämpfung von Missbrauchsfällen vor.
Kurz nach Alius Schilderungen ging auch Michael Jordan an die Öffentlichkeit. Der Tscheche hatte unter Peters bei den Carolina Hurricanes gespielt und schrieb auf Twitter, Peters habe ihn während eines Spiels „getreten und einen anderen Spieler am Kopf geschlagen“. Peters habe danach so getan, als sei nichts gewesen. „Ich bin froh, dass ich diese Sachen nicht mehr täglich erleben muss“, schrieb Jordan. Rod Brind’Amour, der zu jener Zeit Peters Co-Trainer war, bestätigte, dass diese zwei Vorfälle „mit Sicherheit“ stattgefunden hätten. Der Spieler, der anscheinend am Kopf geschlagen worden war, wollte anonym bleiben. Als Jordans Schilderungen öffentlich wurden, war Brind’Amour, selbst ein ehemaliger großer NHL-Spieler, der Cheftrainer der Hurricanes. Bei der medialen Aufarbeitung adressierte er das Machtgefälle in NHL-Organisationen. Spieler hätten in gewissen Situationen Angst, an die Öffentlichkeit zu gehen, weil es eine „große Kluft in der Machtstruktur“ gebe, sagte er.
Nach den Vorwürfen trat Peters im November 2019 als Cheftrainer der Calgary Flames zurück, es war das Ende seiner NHL-Karriere. Die Vorwürfe aus dem Jahr 2009 räumte er in der aktuellen Augsburger Pressemitteilung ein. „Für meine damaligen Handlungen übernehme ich jede Verantwortung. Ich habe eine völlig unangemessene Sprache genutzt, die Menschen verletzt hat. Das bedauere ich zutiefst. Es ist der Job eines Trainers, einen sicheren Ort für all seine Spieler zu schaffen, in dieser Aufgabe habe ich damals versagt“, sagte er. Zu den von Jordan geschilderten Vorfällen gab es keinen Kommentar.
Laut den Panthern habe Peters auf eigene Veranlassung ein einjähriges Programm bei der kanadischen Beratungsstelle für Vielfalt und Integration „Shades of Humanity“ erfolgreich absolviert. Außerdem habe er einen zertifizierten Onlinekurs der Cornell University mit dem Schwerpunkt Diversität und Inklusion abgeschlossen. Alles, was er dort gelernt habe, werde er auch in die Panther-Kabine bringen „und ein für alle sicheres Umfeld schaffen“, sagte Peters. Laut Horber sei Peters „in der rassismuskritischen Betrachtung von Denkweisen und Verhaltensmustern mittlerweile bestens ausgebildet“. Er habe sich „diese Chance verdient“.