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Buch „Soll sein Schulem“: Möge Frieden sein | ABC-Z

Daniel Zylbersztajn-Lewandowski ist 1969 in München zur Welt gekommen – als Sohn des jüdischen Vaters Wolf, dessen Eltern und Brüder in der Shoah ermordet worden waren und der Mutter Corrie, deren Familie teils jüdisch, teils christlich war. Auch ihre jüdischen Angehörigen fielen dem Nationalsozialismus weitgehend zum Opfer.

In seinem zweiteiligen Buch versucht der Autor unter dem jiddischen Titel „Soll sein Schulem“, was so viel bedeutet wie „Möge Frieden sein“, die oftmals schmerzliche Geschichte seiner Vor­fah­r*in­nen zu rekonstruieren sowie seine eigene Lebensgeschichte nachzuerzählen. Auch die ist durch die Bewältigung der traumatischen Vergangenheiten geprägt.

Seine Eltern hätten ein besseres Leben führen können, meint Zylbersztajn-Lewandowski, wenn sie nach der Shoa nicht gerade im bundesrepublikanischen München, sondern in einem anderen Land gelebt hätten – ob der ständigen Konfrontation mit der Vergangenheit, der die Holocaustüberlebenden in Deutschland ausgesetzt waren.

Den Vater Wolf habe das Gefühl, alle nichtjüdischen Deutschen wären mögliche Mit­tä­te­r*in­nen gewesen, sein ganzes Leben lang begleitet. „Hitler wollte mich tot, und ich lebe trotzdem“ – beschreibt der Autor den gelebten Widerstand des Vaters. Als Heranwachsender betrachtete er seinen Vater als Helden, berichtete bei Geburtstagen nichtjüdischer Kindheitsfreund*innen, ­plötzlich von Holocausterfahrungen seines Vaters, der Schwere der Erzählungen nicht bewusst. Die deutschen Eltern der Freun­d*in­nen waren sprachlos.

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Zylbersztajn-Lewandowski selbst erfüllte sich den Wunsch, den sein Vater nicht verwirklichte und lebte einige Jahre in Israel. Dort engagierte er sich im israelisch-jüdischen und palästinensischen Friedensdorf Wahat-al Salam – Neve Schalom, bevor er letztlich zum Studium nach London ging.

„Du bist schlimmer als die Deutschen“

Das Buch

Daniel Zylbersztajn-Lewandowski: „Soll sein Schulem I & II“. BoD, je 28 Euro

Auch sein eigenes Leben ist geprägt von der Bewältigung von intergenerationalem Trauma und der persönlichen Erfahrung von Antisemitismus: „Du bist schlimmer als die Deutschen“ musste er von seinem traumatisierten Vater als Kind hören, wenn er sich ihm widersetzte – „Hitler hatte recht!“ hörte er als Erwachsener von einem fremden Mann, bevor dieser ihn körperlich angriff.

Nach all der Erfahrung von Verfolgung und Ausgrenzung, die sich durch die Biografie seiner Familie zieht, bleibt für Zylbersztajn-Lewandowski der entschiedene Wunsch nach Versöhnung und Frieden: „Soll sein Schulem“ wird vor dem Hintergrund seiner Geschichte zu einer humanistischen Forderung, die der Feindseligkeit und Diskriminierung, die damals wie heute existiert, Wohlwollen und Verständigung entgegensetzt.

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