Kultur

Finneas O’Connell: Großer Bruder, ganz klein | ABC-Z

Eine Menschenschlange windet sich die Große Freiheit in Hamburg hinauf. Vorbei an den Bars mit Malle-Schlagern, dem Bratgeruch der Dönerläden, dem Denkmal der Beatles, die auf der Reeperbahn auftraten, als sie noch ganz am Anfang standen. Mit so einem Andrang hat niemand gerechnet. “Ach du meine Güte!”, rufen Dazustoßende. Touristen fragen, welcher Superstar der Stadt denn heute die Ehre gibt, und gucken hilflos, als man ihnen aus der Schlange nur einen Namen zuruft, ohne Erklärung: Finneas.

Ebenjener Finneas betritt zwei Stunden später die Bühne. Die Große Freiheit 36 ist ein Konzertraum, in dem man von vorne die hinteren Reihen erkennen kann. Ein guter Ort für aufstrebende Künstler: groß genug, um den Auftritt ernst zu nehmen; klein genug, damit er ausverkauft ist. Wären die ahnungslosen Touristen hier, sie würden sich vielleicht über das laute Gekreische wundern, als Finneas zur Begrüßung die Hand hebt. Sie würden vielleicht stutzig werden, wenn sie die Hintergrundbilder der Handys sähen, die eine Frau mit dunklen Haaren und hellblauen Augen zeigen. Bei einem der letzten Lieder würden sie vielleicht verstehen. “Dieser Song ist meiner Schwester Billie gewidmet.” Der Gitarrist spielt die ersten Akkorde von Family Feud. “And you’re only 22, and the world is watching you, judging everything you do”, singt Finneas. Und du bist erst 22, und die ganze Welt schaut auf dich und beurteilt alles, was du tust.

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