Auf „Safari“, um zu töten: Russische Drohnenpiloten sollen Zivilisten in Cherson zum Spaß jagen | ABC-Z

Auf „Safari“, um zu töten
Russische Drohnenpiloten sollen Zivilisten in Cherson zum Spaß jagen
31.01.2025, 19:39 Uhr
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In Cherson im Süden der Ukraine sollen die Russen nach Angaben der lokalen Behörden ein perfides Tötungsspiel mit der Zivilbevölkerung führen. Russische Drohnenpiloten verfolgen demnach gezielt Menschen, um sie zu töten oder zu verletzen. Ihre Taten sollen sie dabei aus nächster Nähe filmen.
Ukrainer werden in Cherson von Drohnen verfolgt und dann aus nächster Nähe getötet oder verwundet. Diese sogenannte „Safari“ wird in erschreckenden Videos festgehalten, die die Angriffe wie ein Spiel darstellen. Das berichtet „The Times“ unter Berufung auf lokale Behörden, die detaillierte statistische Listen erstellt haben wollen, um den russischen „Drohnenterror“ zu dokumentieren. Demnach verzeichneten die Behörden zwischen August und Dezember letzten Jahres 12.000 russische Drohnen, die den Fluss Dnjepr überquerten, um auf die in der Stadt verbliebenen Ukrainer zu zielen. Dies habe zu 64 toten Zivilisten und 609 Verwundeten geführt, heißt es in dem Bericht.
„Das Ziel der Drohnenkampagne ist reiner Terror“, zitiert die Zeitung den Leiter der regionalen Militärverwaltung von Cherson, Oleksandr Prokudi. Laut Augenzeugenberichten beginne „der Sport“ jeden Tag vor der Morgendämmerung. Dann seien die ersten russischen Drohnen im Tiefflug über den Dnjepr in Richtung Westen, auf der Suche nach Ukrainern, die sie töten können. An manchen Tagen jagten die Drohnen Sanitäter, Polizisten, Ärzte, Krankenschwestern, Müllmänner und Feuerwehrleute und schossen sie ab, heißt es in dem Bericht weiter.
Meistens jedoch jagten und verletzten oder töteten sie Pendler auf dem Weg zur Arbeit oder würden Rentner ins Visier nehmen. Anschließend posteten die Drohnenpiloten Videos von den Tötungen auf russischen Telegram-Kanälen wie „Moses“, „Von Mariupol bis zu den Karpaten“ und „Judgment Day“. Dies seien dunkle Trophäen einer menschlichen Kopfzählung, so der Bericht von „The Times“.
„Wir nennen es ‚Drohnensafari‘, weil es genau das ist“, zitiert die Zeitung Kateryna Drobinina. Die 53-jährige Ukrainerin liegt mit einem chirurgischen Verband um ihr zerschmettertes rechtes Bein in einer Station für Verwundete im Luchansky City Clinical Hospital in Cherson. „Wir werden absichtlich gejagt. Anders kann man es nicht nennen“, sagt sie. Die Jagd werde weder aus hoher Luft noch hastig von den Russen geführt. Daher könnten die russischen Drohnenpiloten die Identität der Zielpersonen nicht verwechseln. Der Flug der Drohnen sei gemächlich und niedrig. Die Piloten würden aus nächster Nähe vor der Kamera der Drohnen töten und verwunden.
Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine wurde Cherson acht Monate besetzt. Im November 2022 wurde die Stadt von ukrainischen Truppen befreit und zum Symbol für die Hoffnungen Kiews auf einen Sieg im Kampf gegen Moskau. Doch die russische Artillerie beschießt Cherson weiterhin von Stellungen auf der Ostseite des Flusses aus. Von den 300.000 Einwohnern Chersons aus der Vorkriegszeit seien weniger als 80.000 zurückgekehrt. Im letzten Herbst soll dem Bericht zufolge der Artilleriebeschuss zwar allmählich nachgelassen haben. Stattdessen sollen jedoch Wellen russischer Kampfdrohnen damit begonnen haben, die Straßen von Cherson täglich zu bedrohen.