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Auch im Freising findet die U18-Wahl statt – Freising | ABC-Z

Es dauert eine ganze Weile, bis sich die ersten Wählerinnen und Wähler am Mittwochnachmittag zur U18-Wahl im Jugendzentrum Vis-a-Vis in Freising einfinden. In der Werkstatt stehen eine Wahlkabine und eine Urne neben vielen anderen Dingen. Hier können Jugendliche unter 18 Jahren bis Freitag 18 Uhr ihre Stimme zur Bundestagswahl abgeben. Diese fließt zwar nicht in die eigentliche Wahl ein, wird aber dennoch ausgewertet.

Für viele ist das der erste Kontakt mit Demokratie in der Praxis und dem Wahlsystem. „Erstwähler sind meist aufgeregt und fragen sich: Was kommt da auf mich zu?“, sagt Birgit Schwaiger, die Leiterin des Jugendzentrums. Die U18-Wahl habe einen positiven Effekt. Einerseits baue sie Hürden ab, andererseits zeige das Ergebnis, welche Themen für Jugendliche wichtig sind.

Und davon gibt es einige, wie sich in einem Gespräch mit vier „Stammgästen“ aus dem Vis-a-Vis herausstellt. Bei Getränken und Pommes-rot-weiß erzählen Jirka (13), Brian (15), Mert (15) und Hamza (13), wie sie die politische Lage sehen. „Von der AfD bekomme ich ziemlich viel in den sozialen Medien mit“, sagt Mert. Die Runde nickt. Es drehe sich viel um die AfD, ausländische Mitbürger und Abschiebungen.  Abgeschoben zu werden, sei nicht schön, wie die Jungen sagen.

Bei manchen Geschehnissen würden sie es sogar verstehen. Bevor man Menschen abschiebe, solle man aber mit ihnen reden. Auch Brian fände das sinnvoll: „Damit sich die Person Gedanken macht, was sie tut“. Auf die Frage, womit sich die Politik zu wenig beschäftigt, kommt von Mert wie aus der Pistole geschossen: „Mehr Sicherheit und Schutz“, besonders an Schulen. Da sind sich alle einig.

„Jeder sollte sich von seinem Gehalt auch was leisten können“

Generell machen sich die Jugendlichen Gedanken um ihre Zukunft. Bezahlbare Wohnungen seien wichtig. Es gebe zwar Wohnungen in Freising, aber die könne man sich fast gar nicht mehr leisten, erzählt Brian fast schon entsetzt. Jirka klinkt sich ein: „Jeder sollte sich von seinem Gehalt auch was leisten können.“ Als Schüler wünschen sie sich kostenlose Fahrscheine, unabhängig davon wie nah sie an der Schule wohnen. „Wir müssen unsere Bustickets alle aus eigener Tasche bezahlen“, fügt Brian dem noch hinzu.

So geht wählen. Auch das lernt man bei der U18-Wahl. (Foto: Marco Einfeldt)

Auch der Berufseinstieg beschäftigt die Jugendlichen. Es brauche mehr Praktika, die einen auf das Berufsleben vorbereiten, sagt Jirka. „Das stimmt“, bestätigt Brian, „Man hat keinen Einblick in die Berufswelt. So könnte man sich auch mehrere Berufe anschauen und findet vielleicht sogar seinen Traumjob.“

Die 17 Jahre alte Vanessa wohnt in Ismaning, macht ihre Ausbildung aber in Freising und möchte langfristig auch gerne hier wohnen. Sie empfindet die aktuelle politische Lage als schrecklich: „Ich finde, es wird mit der Zeit immer menschen- und frauenverachtender. Das, was sich Deutschland in den vergangenen Jahren aufgebaut hat, geht gerade einfach wieder kaputt“. Man solle sich nicht an bestimmten Aspekten festfahren und offener werden, betont sie.

Alle Themen seien wichtig. Sie wünsche sich hauptsächlich Folgendes: „Ein friedliches Miteinander, wo jeder gleich sein kann. Mit gleichen Rechten und unabhängig davon, wo er geboren wurde“. Jeder versuche ja, durch sein eigenes Leben zu kommen. Wieso solle man es anderen also schwerer machen?

Es ist alles so, wie bei der Wahl am 23. Februar. (Foto: Marco Einfeldt/Marco Einfeldt)

In ihrem Umkreis sei die Bundestagswahl gar kein großes Thema, wie sie berichtet. „Mein Umfeld ist sehr unpolitisch, was ich schade finde. Ich versuche aber, es auch anzusprechen“. Sobald sie 18 werde, wolle sie sich mehr engagieren. Aktuell könne sie „nicht viel mehr machen, als mit den Leuten zu reden“.

Das Team im Vis-a-Vis hat mittlerweile schon Erfahrungen im Bereich der U18-Wahlen gesammelt. Mehrmals war dort ein Wahllokal. Auch bei der Europawahl. Diesmal gibt es drei Wahltage. Bisher hat es immer nur einen gegeben. Birgit Schwaiger begrüße die Änderung, da es mehr Jugendlichen die Zeit gebe, daran teilzunehmen. Sie rechne auch mit einer recht hohen Resonanz, da es „viele Nachfragen per Mail“ gegeben hat. Die Jugendlichen selbst hätten sich auch dafür stark gemacht. „Wir machen auf den sozialen Medien viel Werbung, aber unsere jungen Leute haben auch es privat geteilt“, so Birgit Schwaiger.

„Politics & Musik“ zum Abschluss

Wer zum Abschluss der U18-Wahl Lust auf einen Austausch mit Freisings Jugendparteien und ein Konzert der Bands „Blue Intended“ und „BacktoBusiness“ hat, der sollte sich den Freitag, 14. Februar, ab 18 Uhr freihalten. Mehrere Vertreter politischer Jugendorganisationen stellen sich vor, beantworten Fragen oder reden einfach nur mit Interessierten. Nebenbei wird die bayernweite Auswertung der U18-Wahl mitverfolgt. Organisiert wird das Ganze im Vis-a-Vis, Kölblstraße 2, in Zusammenarbeit mit dem Freisinger Jugendstadtrat.

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