Kultur

Mona Lisa: Da kann sie nur lächeln | ABC-Z

In der Reihe „Die Pflichtverteidigung“ ergreifen wir das Wort für Personen, Tiere, Dinge oder Gewohnheiten, die von vielen kritisiert und abgelehnt werden. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 06/2025.

Plötzlich bist du Teil des Problems. Du
drängst nach vorne, willst staunen und ein Foto machen, aber bitte ohne Blitz.
Einmal die Mona Lisa sehen, das bekannteste Gemälde der Welt. Dafür nimmst du
den gesalzenen Eintritt in Kauf, die fremde Bauchtasche, die sich von hinten unangenehm
an dich drängt, den Ellbogen, der an deiner Augenhöhle vorbeisaust, um sich mixed-martial-arts-mäßig
ein paar Quadratzentimeter zusätzlichen Platz zu erkämpfen. Und dann erhaschst
du zwischen den Schultern zweier Riesen einen Blick auf das Objekt deines
Verlangens und bist gefrustet: Sie ist so klein, denkst du, so unendlich weit
weg. Wie du fühlen viele: Eine Umfrage unter Louvre-Besuchern ergab kürzlich,
dass die meisten Kulturtouristen, die wegen La Gioconda, so der offizielle
Titel, in den Louvre kommen, eine Produktenttäuschung erleben. Von der „Folter“
des Gewimmels sprachen manche Befragte, gar vom „enttäuschendsten Kunstwerk der
Welt“. Mon dieu!

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