Wirtschaft

Atomkraftwerk: Kühltürme von ehemaligem AKW Grafenrheinfeld in Bayern gesprengt | ABC-Z

Begleitet von einer Protestaktion sind in Bayern die beiden Kühltürme des abgeschalteten Atomkraftwerks Grafenrheinfeld gesprengt worden. Die beiden Türme, die jahrzehntelang die Landschaft im unterfränkischen Landkreis Schweinfurt prägten, fielen nach der kontrollierten Sprengung wie geplant in sich zusammen. Behördenangaben zufolge verzögerte sich die Sprengung wegen der Protestaktion jedoch um fast eineinhalb Stunden.

Wie das Landratsamt Schweinfurt mitteilte, war ein 36 Jahre alter Mann in den Sperrbereich um das Kraftwerk eingedrungen. Nach einem Polizeieinsatz musste der Sprengablauf neu gestartet werden. Der Abbruch wurde demnach durch zwei gezielte Sprengungen im unteren Bereich der Türme eingeleitet. Um 19.55 Uhr fielen zunächst der nördliche und etwa 15 Sekunden später der südliche Kühlturm in sich zusammen.

Seit 2015 abgeschaltet

Das 1981 in Betrieb genommene AKW Grafenrheinfeld war 2015 abgeschaltet worden. Seit 2018 wird es rückgebaut. Mit der Sprengung sollte ein sichtbares Zeichen für den Rückbau gesetzt werden, teilte der Betreiber PreussenElektra mit. Eigentlich hätten die Türme erst in zehn Jahren gesprengt werden sollen.

Durch die Sprengung sind nach Angaben von PreussenElektra rund 55.000 Tonnen Bauschutt entstanden, hauptsächlich Beton. Dieser soll aufbereitet und ein Großteil davon zum Befüllen einer der beiden Kühlturmtassen verwendet werden. Als Kühlturmtassen werden die Becken unterhalb des Kühlturms bezeichnet.

Das Kraftwerk selbst ist inzwischen kernbrennstofffrei, der Reaktordruckbehälter ist bereits zerlegt. Der Kernbrennstoff lagert nach Behördenangaben allerdings noch in Castorbehältern in einem Zwischenlager am Ort.

Atommüll soll teilweise in Niedersachen eingelagert werden

Der Umgang mit den radioaktiven Hinterlassenschaften der Stromerzeugung ist eines der großen Probleme des Atomausstiegs. Der schwach- und mittelradioaktive Müll soll laut PreussenElektra künftig im Endlager Konrad in Niedersachsen eingelagert werden, das 2027 in Betrieb gehen soll. 

Die Suche nach einem Endlager für den sehr viel stärker strahlenden hoch radioaktiven deutschen Atommüll könnte dagegen noch Jahrzehnte dauern. Gesetzlich vorgesehen ist bislang, dass bis 2031 ein Standort für ein Endlager festgelegt wird. Es ist allerdings schon seit Längerem klar, dass der Zeitplan nicht zu halten ist. Einem vor wenigen Tagen öffentlich bekannt gewordenen Gutachten im Auftrag des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (Base) zufolge könnte es womöglich noch bis 2074 dauern.

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