Kultur

Twitter: Mein schönster Tweet | ZEIT ONLINE | ABC-Z

Meinen größten Triumph bei Twitter habe ich gelöscht. Während der Fußball-WM 2014 in Brasilien bastelte ich mit dem befreundeten Grafiker Markus Gisin lustige, turnierbegleitende Grafiken. Eine davon ging um die Welt: Die jubelnde Angela Merkel anstelle von Jesus, dem Erlöser, auf dem Corcovado in Rio sockelnd, nach dem 7:1 gegen Brasilien. Sogar die Kanzlerin musste damals, als sie das Bild sah, ein wenig schmunzeln.

Ich habe das Bild gelöscht, so wie ich alles bei Twitter habe entfernen lassen, was älter als zwei Jahre ist. Mein abgelaichtes Gedankengut ist nicht zwingend archivierenswert. Und warum sollte man sich überholte (Glaubens-)Sätze noch einmal aufs digitale Brot schmieren lassen? Die High Fives, die es für einen gelungenen Gag noch 2014 gegeben hatte, kommen mit Zeitverzug gewöhnlich als Ohrfeige zurück. Nahezu jeden Tag werden ältere Äußerungen exhumiert und in sinnentstellendem neuen Kontext wieder veröffentlicht. Das alles ausschließlich, um die komplette Verkommenheit der Zielperson zu belegen.

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