Ärzte warnen vor tödlichen Gefahren | ABC-Z

Mit einem Chip im Kopf einen Computer steuern – was klingt, wie der Plot eines Sci-Fi-Thrillers, hat Elon Musk nach eigener Aussage wahrwerden lassen. Und das, obwohl die Regierung unter Ex-US-Präsident Joe Biden dem Unternehmer und Multimilliardärs eigentlich verboten hatte, Menschen als Versuchskaninchen für seine experimentellen Gehirnimplantate einzusetzen.
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Mittlerweile hat dessen Unternehmen Neuralink aber ein Dutzend nervenkranker Menschen mit Chips ausgestattet – Mikrochips, die es ermöglichen sollen, mit Gedanken allein ein Handy oder eine Computer-Tastatur zu bedienen. Musks langfristige Ziel: Bei Personen, die unter neurologischen Krankheiten wie Parkinson leiden oder gelähmt sind, normale Körperbewegungen wieder in vollem Umfang herzustellen.
Tödliche Tierversuche? Elon Musk weist Vorwürfe zurück
Ein Rückblick: Die zuständige Food and Drug Administration (FDA) hatte Neuralinks Antrag, Experimente an Menschen durchzuführen, vor drei Jahren noch abgelehnt. Die Gehirnchips hätten Defekte und würden Gesundheitsrisiken bergen, hieß es damals. Staatliche Ärzte behaupteten unter anderem, dass implantierte Tiere gesundheitliche Schäden davongetragen hätten: Mehrere Affen, bei denen die Technologie versagte, sollen eingeschläfert worden sein.
Diesen Vorwurf wies Elon Musk damals energisch zurück und erklärte, dass „kein einziges Tier aufgrund eines Neuralink-Chips gestorben“ sei. Bis dahin hatte das Unternehmen, das Musk im Jahr 2016 gegründet hatte, die Gehirnchips tatsächlich nur bei Affen eingesetzt. Als sich Neuralink aber im Mai 2023 mit einem neuen, nachgebesserten Implantat erneut an die Behörde wandte, waren die Fehler offenbar behoben.
Chip-Test an erstem Patienten laut Musk vielversprechend
Der Konzern erklärte in seinem Antrag, die Gehirnchips nur bei Personen im Alter von mindestens 22 Jahren implantieren zu wollen. Man wolle sich auf jene beschränken, die aufgrund von Rückgratverletzungen querschnittsgelähmt seien oder unter amyotropher Lateralsklerose (ALS) leiden – einer Krankheit, bei der Nervenzellen stark beschädigt sind. Bei seinem zweiten Versuch erhielt Elon Musk grünes Licht und konnte mit den ersten klinischen Versuchen beginnen. Die Serie von Experimenten lief unter dem Namen „PRIME“, eine Abkürzung für „Precise Robotically Implanted Brain-Computer Interface“.
Lesen Sie hier mehr zu Musks Gehirnchip: Wozu das Implantat dient
Nach Darstellung des Unternehmers, der auch den Elektroauto-Hersteller Tesla und das Raumschiff-Unternehmen SpaceX gründete, hätte sich der erste Patient nach einer mehr als 18 Monate langen Behandlung „gut erholt“. Auf seiner Social-Media-Plattform X schrieb Musk, dass „erste Ergebnisse auf eine gute Richtung der Neuronen-Spikes hindeuten“. Einfacher ausgedrückt: Die künstlich erzeugte Zellaktivität zwischen dem menschlichen Gehirn und dem Nervensystem habe offenbar bewiesen, dass die Chips funktionieren.
Gehirnimplantate sind so groß wie eine 1-Euro-Münze
Die Gehirnchips haben den Durchmesser einer 1-Euro-Münze und wiegen etwa 15 Gramm. Sie enthalten mehr als 1.000 Elektroden und eine winzige Batterie, die von außerhalb des Gehirns drahtlos aufgeladen wird. Implantiert werden die Elektroden – das Unternehmen bezeichnet sie als „Links“ – mit einer mikroskopischen Nadel. Deren Spitze entspricht nach Darstellung von Neuralink in etwa dem Durchmesser eines roten Blutkörperchens. Die mikroskopische Größe solle sicherstellen, dass der Eingriff keinen Schaden an der Hirnrinde verursacht.
Der Gehirnchip soll nach der Operation voll funktionsfähig sein. Setzt der implantierte Patient zu einer Bewegung an, werden bestimmte Gehirnteile, der motorische Kortex des Großhirns und die prämotorische Rinde (ein Frontallappen vor der Großhirnrinde) aktiv. Die Rinde hilft bei der Vorbereitung verschiedener Bewegungen.
Die Neuralink-Implantate von Elon Musk sollen nervenkranken Menschen zu neuer Mobilität verhelfen.
© picture alliance / Sipa USA | Jonathan Raa
Die Elektroden registrieren Signale, die von diesen Gehirnbereichen ausgehen – und der Chip kann diese Signale dann in simple Handlungen umsetzen. So genügt angeblich schon die Vorstellung einer bestimmten Aktion, um einen Cursor zu bedienen. Nach Angaben von Neuralink seien die Chips bei den zwölf menschlichen Patienten schon insgesamt an 2000 Tagen und in über 15.000 Stunden erfolgreich eingesetzt worden.
Neues Geschäftsmodell: Musk will Computerchips vermarkten
Elon Musk behauptet, dass es ihm in erster Linie um einen bahnbrechenden Verdienst an der medizinischen Forschung gehe: Er wolle den Weg pflastern für die Heilung gelähmter Menschen und die moderne Medizin auf den Stand des 21. Jahrhunderts bringen. Längerfristig sei es aber auch sein Ziel, die Implantate zu vermarkten und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Das stößt heute schon auf politischen Widerstand: So vermuten einige Kongressmitglieder, dass Interessenkonflikte bei Neuralink-Ärzten dazu geführt haben könnten, Testergebnisse zu beschönigen und Risiken sowie gescheiterte Versuche unter den Teppich zu kehren. Deswegen haben der demokratische Senator Adam Schiff und der ehemalige Kongressabgeordnete Earl Blumenauer das zuständige Landwirtschaftsministerium aufgefordert, Mitglieder der Aufsichtsgremien unter die Lupe zu nehmen, die die Tierversuche überwachen.
Die Sorge der Parlamentarier Schiff und Blumenauer: Dass die bezahlten Aufseher von Elon Musk den Auftrag bekommen hätten, nur jene Ergebnisse vorzulegen, die Experimente mit Menschen beschleunigen. So würde der Weg für eine lukrative Massenvermarktung bereitet, die weitere Milliarden in die Kasse eines der reichsten Menschen der Welt spülen könnte.














