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Arminia Bielefeld bekommt Lob nach 2:4 im DFB-Pokal-Finale | ABC-Z

Es war ein manchmal spektakulärer, manchmal arg fehlerhafter und schließlich wieder versöhnlicher Abend für den Sieger wie den Verlierer, umsäumt von Pyrofeuern und ein paar Knalleffekten aus den Fankurven, in denen allen Appellen zum Trotz, die Böllerei einzustellen, weiter gezündelt wird.

Die Anhänger des VfB Stuttgart ließen es am Ende dieses Abends noch einmal krachen, hatte doch der Bundesliga-Neunte das Pokalfinale gegen den Drittliga-Ersten und Zweitliga-Rückkehrer Arminia Bielefeld einigermaßen souverän 4:2 gewonnen und dabei besonders in der Abteilung Attacke mit der nötigen Wucht und Finesse geglänzt.

Wann immer sich der Zweiklassenunterschied zwischen den Schwaben und den Ostwestfalen in puncto punktgenauem Angriffsspiel bemerkbar machte und den Bielefeldern noch dazu grobe Patzer unterliefen, bewies der schwäbische Bundesliga-Klub der eben beendeten Saison, wie viel stürmisches Potential in dieser Mannschaft steckt. Und so nahm das Endspiel, nachdem der Bielefelder Noah Sarenren Bazee in der zwölften Minute völlig freistehend den Ball nur an die Latte statt ins Tor geknallt hatte, seinen lange ziemlich einseitigen schwäbischen Lauf mit Bielefelder Unterstützung.

Beeindruckt vom Berliner Ambiente

Ehe der 1,98 Meter lange Nick Woltemade seine erste Torchance zum 1:0 frei vor Torhüter Jonas Kersken nutzen konnte (15. Minute), hatte der Bielefelder Kapitän Mael Corboz den von seiner Sprunggelenkverletzung binnen zwei Wochen erstaunlich rasch genesenen Angelo Stiller in die Lage versetzt, Woltemade den Ball passend auf den Fuß zu spielen.

Beim 2:0, einem Kontertreffer des Franzosen Enzo Millot (22.), konnten sich die sonst besser synchronisierten Bielefelder Mittelfeldlenker Marius Wörl und Sam Schreck irgendwie nicht einigen, wer dem Passlieferanten Deniz Undav in die Quere kommen sollte. Die Folge: Undav und Millot nutzten ihre Freiräume konsequent.

Beim 3:0 durch Undav (28.) riskierte der Bielefelder Innenverteidiger Maximilian Großer ein Dribbling gegen den am Samstag überragenden Stuttgarter Spielmacher Stiller, sodass dieser seinem Nationalmannschaftskollegen Undav per Steilpass freie Bahn zum dritten Tor des Abends verschaffen konnte.

Die Arminia, in der dritten Liga die Mannschaft mit den wenigsten Gegentreffern, schien vom Ambiente dieses nationalen Fußballhöhepunkts im mit 74.036 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion so beeindruckt, dass sie sich zu viele schwache Momente erlaubte, um noch eine reelle Siegchance zu haben.

Hätte Joel Felix seine Chance genutzt …

Nachdem Millot sein zweites Tor nach einem Fehlpass des Bielefelders Louis Oppie zum 4:0 geschossen hatte (66.), drohte dem Pokalschreck Arminia, der in diesem Wettbewerb auf der heimischen „Alm“ vier Bundesliga-Mannschaften, Union Berlin, den SC Freiburg und den Titelverteidiger Bayer Leverkusen, besiegt hatte, eine bittere, hohe Niederlage.

Doch die Bielefelder blieben bei ihrem spielerisch sehenswerten Kombinationsfußball und belohnten sich gegen Ende doch noch durch den Treffer des eingewechselten Mittelstürmers Julian Kania (82.) und ein erzwungenes Eigentor des Stuttgarter Rechtsverteidigers Joshua Vagnoman (85.). Hätte der eingewechselte Joel Felix seine große Gelegenheit zum 3:4 genutzt (90.+4), das längst entschieden geglaubte Duell wäre womöglich noch einmal dramatisch geworden.

DSGVO Platzhalter

So aber freuten sich die Stuttgarter mit der goldenen Trophäe als Lohn über ihren vierten DFB-Pokalgewinn nach 1954, 1958 und 2007, während die Bielefelder zumindest punktuell gezeigt hatten, warum sie zum Klassenprimus der dritten Liga wurden und im Pokalwettbewerb keine Angst vor großen Namen zu haben brauchten.

Der Berliner Maximilian Mittelstädt, vor zwei Jahren mit seinem Heimatverein Hertha BSC im Olympiastadion in die zweite Bundesliga abgestiegen, war danach „fix und fertig“ vor lauter Glück, mit dem VfB seinen ersten großen Titel gewonnen zu haben, zollte aber auch den Bielefeldern „großen Respekt, wie sie das bewältigt haben und wie sie zurückgekommen sind. Sie haben es uns extrem schwer gemacht und nicht gespielt wie ein Drittligist.“

„Das bessere Team hat gewonnen“

Darum sind sie ja auch aufgestiegen. Trainer Mitch Kniat, ein ewiger Optimist, gratulierte dem VfB Stuttgart mit den Worten: „Das bessere Team hat gewonnen.“ Dennoch war er „extrem stolz auf das, was wir in dieser Saison generell und auch im heutigen Finale geleistet haben“.

Gestützt von ihren leidenschaftlichen Anhängern konnte sich der DSC am Ende mit der Niederlage arrangieren, weil Kniats Männer im Zweifel immer nach spielerischen Lösungen gesucht hatten, mochten sie dabei auch das eigene Risiko, daran hier und da zu scheitern, situativ unterschätzt haben. Die Ostwestfalen waren ein würdiger Endspielgegner, der auch aus solchen Begegnungen mit ein paar Fehlern zu viel lernen wird.

Der VfB, defensiv noch nicht eine der besten Bundesliga-Mannschaften, bewies am Samstag seine Titelreife ob seiner Lust auf sehenswerten Angriffsfußball.

Trainer Sebastian Hoeneß war ob der gegen Ende noch einmal nervenaufreibenden Begegnung ziemlich geschafft und brauchte etwas Zeit, um seinen ersten Titeltriumph mit den Worten „Ich bin überglücklich“ genießen zu können. Zur Belohnung darf der VfB in der kommenden Saison nach der Champions-League-Premiere in dieser Spielzeit aufs Neue in Europa dabei sein: diesmal in der Europa League.

Ein Trostpreis für die Bielefelder

Gegner Arminia Bielefeld schlug sich am Samstagabend trotz zu vieler Schwächemomente so beachtlich, dass Kniats Mannschaft auch in der kommenden Zweitligasaison einiges zuzutrauen ist. Als vierter Drittligaklub in einem DFB-Pokalfinale nach der zweiten Mannschaft von Hertha BSC (1992, 0:1 gegen Leverkusen), Energie Cottbus (1997, 0:2 gegen den VfB Stuttgart) und Union Berlin (2001, 0:2 gegen den FC Schalke 04) freuten sich die Ostwestfalen zumindest über ihre beiden Treffer.

Ein Trostpreis, der die Niederlage in ein sanfteres Licht tauchte. Beim Ausflug in das monumentale Olympiastadion hatten die auf ihrer „Alm“ gefürchteten Ostwestfalen auch Lehrgeld gezahlt. Daraus zu lernen, sollte nicht allzu schwerfallen.

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