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Argentinien gewinnt die Copa América: Messi weint, Messi feiert, Shakira singt – Sport | ABC-Z

Messi und Miami, das ist natürlich jetzt die Geschichte. Bei Inter Miami im Süden Floridas wird der beste Fußballspieler des 21. Jahrhunderts wahrscheinlich seine Karriere beenden, weshalb inzwischen ein paar Millionen Menschen das pinke Trikot mit seinem Namen und der Nummer 10 darauf tragen. Nun nahm Lionel Messi im Hard Rock Stadium seiner neuen Wahlheimat wieder einen Pokal entgegen, den der Copa América, im himmelblauweißen Dress Argentiniens.

Auf der Tribüne saßen so viele Landsleute oder Verehrer anderer Herkunft in denselben Farben sowie ungefähr genauso viele knallgelb gekleidete Kolumbianer, dass das Endspiel der Kontinentalmeisterschaft mit fast eineinhalb Stunden Verspätung angepfiffen wurde. Denn es wollten noch mehr Leute in die Arena als hineinpassen, manche angeblich auch durch Lüftungsschächte. Die Tickets waren am Ende im Wiederverkauf mehrere hundert Dollar teuer, oft noch mehr.

120 Minuten später hatte Messis Argentinien dann seinen nächsten Titel erobert, den vierten in Serie, was schon länger keine Nationalmannschaft mehr geschafft hat, wenn überhaupt. Bereits nach 66 Minuten war der Kapitän selbst nicht mehr dabei, mit geschwollenem rechten Knöchel humpelte Messi vom Feld, kühlte auf der Bank mit Eis und vergoss Bäche von Tränen. Verletzt ausgewechselt in seinem vermutlich letzten Spiel bei einer Copa América. Vor allem seinetwegen hatten viele Fans die horrenden Eintrittspreise bezahlen, doch die Partie ging weiter, auch ohne Messi.

Nicolás González vom AC Florenz vertrat ihn, ein gelungenes Manöver. Dann kam die Verlängerung, die einzige bei diesem Turnier, bei dem vor dem Finale sonst direkt zum Elfmeterschießen übergegangen worden war. In der 112. Minute traf der ebenfalls eingewechselte Lautaro Martínez nach klugem Pass von Leandro Paredes zum 1:0 gegen die guten, aber schließlich zu müden Kolumbianer. Es war sein fünfter Treffer im sechsten Spiel, das genügte in diesem Fall. Der Stürmer von Inter Mailand ist eine Erklärung für den Titelgewinn, der famose Torwart Emiliano Martínez von Aston Villa eine andere. Aber letztlich ist dies auch wieder die Geschichte von Lionel Scaloni.

Wer hätte 2018 gedacht, dass dieser Trainer so eine Bilanz hinlegen würde? Scaloni war eine Verlegenheitslösung, nachdem Argentinien bei der WM 2018 in Russland im Achtelfinale gegen Frankreich ausgeschieden war. Dann gewann seine prominent besetzte Auswahl erst 2021 seine erste Copa América seit langem, und das in und gegen Brasilien, im Maracanã. 2022 bezwangen die Amerikameister dann in der sogenannten Finalissima den Europameister Italien, und im Winter von Katar wurde Messi endlich Weltmeister – 36 Jahre nach Diego Maradona in Mexiko 1986.

James Rodríguez wird zum Spieler des Turniers gewählt

Erster der Weltrangliste sind Scalonis Argentinier sowieso, jetzt haben sie also den vierten Pokal in Serie abgeräumt. Es waren diesmal keine großartigen Auftritte des Favoriten, wenn auch um Längen besser als die der sagenhaft schwachen, im Viertelfinale gegen Uruguay gescheiterten Brasilianer. Messi machte sein auffälligstes Match im Halbfinale vor 80 000 vornehmlich hocherfreuten Augenzeugen in New Jersey, wo in zwei Jahren die nächste WM entschieden wird. Beim 2:0 gegen Kanada gelang ihm auch sein einziges Tor.

Besser Fußball gespielt haben im Finale die Kolumbianer, deren Regisseur James Rodríguez zum besten Spieler der Copa gewählt wurde. Genau, jener James, der sich auch mal bei Real Madrid und dem FC Bayern versucht hatte, und der nun mit 33 beim FC São Paulo in Brasilien unter Vertrag steht. Aber Argentinien triumphiert seit ungefähr drei Jahren mit seinem Gen des Siegers, eingepflanzt von Coach Scaloni, der sicher nicht zufällig am Rande von Rosario aufgewachsen ist.

Aus Rosario kommen nicht nur der Revolutionär Che Guevara und der Fußballweise Luis César Menotti, der eine in jungen Jahren ermordet, der andere in späteren Jahren gestorben. Aus der Stadt am Paraná stammen auch Lionel Messi und Ángel di María, zwei Hauptfiguren dieses Abends. Bei Messi weiß man nicht, wie lange es noch geht, die Verletzungen häufen sich. Das ehemalige Wunderkind ist 37 Jahre alt, vielleicht schafft er es bis zur Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Mexiko und Kanada, vielleicht nicht.

Für Ángel di María war es das letzte Spiel der Karriere

Dies seien seine letzten Schlachten, sagte er kürzlich. Die allerletzte Schlacht auf dem Rasen war es für seinen schlaksigen Freund Di María, 36, genannt fideo, Nudel. Er ging in der 116. Minute unter feurigem Applaus und mit feuchten Augen vom Platz, seine große Laufbahn ist hiermit vorbei. Er habe davon geträumt, so aufzuhören, sagte er nachher im spanischsprachigen US-Sender TUDN: „Es war eine runde Nacht.“ Was den Erfolg Scalonis erkläre, wurde Di María noch gefragt. Es sei ganz einfach und sehr kompliziert, antwortete er. Nach Jahren ohne Erfolg habe es halt irgendwann geklappt. Die Weltklassespieler mussten nur richtig sortiert werden.

Shakira tritt in der Pause auf, die extra dafür zehn Minuten verlängert wird. (Foto: Sam Navarro/USA TODAY Sports via Reuters Con)

Geschenkt, dass sich fast alle Teilnehmer über den Gastgeber USA und den Organisator Conmebol aufregten: zu heiß, der Rasen zu schlecht, die Felder oft zu schmal, weil eher für Football angelegt – und die Karten zu teuer. Beim Semifinale verwechselte der Stadionsprecher Argentiniens Gegner Kanada einmal mit Panamá, kann ja mal passieren, selbst Weltpolitiker bringen manchmal Namen durcheinander. Und beim anderen Halbfinale Kolumbien gegen Uruguay kam es nach Abpfiff zu einen zünftigen Prügelei auf den Rängen, worauf der uruguayische Angreifer Darwin Núñez mit erhobenen Fäusten emporstieg – Frau und Kind sollen von betrunkenen Kolumbianern belästigt worden sein. Für die amerikanische Polizei waren solche Härtefälle in Sportstätten sichtbar ungewohnt.

Dafür sang nach Halbzeit eins in Miami die Kolumbianerin Shakira, die Pause wurde extra auf 25 Minuten verlängert. Feiern durfte schließlich wieder Argentinien, di María umarmte Messi, der unterdessen wieder lachte. Die argentinischen Altmeister Claudio Caniggia und Óscar Ruggeri hatten die älteste Kontinentaltrophäe gemeinsam mit den Kolumbianern Iván Córdoba und Mario Yepes ins Stadion getragen, Lionel Messi nahm sie entgegen. 2025 folgt dann die nächste Finalissima, gegen Spanien, den neuen europäischen Champion – womöglich noch einmal mit Messi, wer weiß das schon.

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