Hilfe aus Russland: Das ist aus dem kaputten Kriegsschiff von Kim Jong Un geworden | ABC-Z

Hilfe aus Russland
Das ist aus dem kaputten Kriegsschiff von Kim Jong Un geworden
28.06.2025, 20:01 Uhr
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Das Verhältnis zwischen Russland und Nordkorea könnte derzeit besser nicht sein. Diktator Kim Jong Un unterstützt die russische Armee in der Ukraine und erhält im Gegenzug wertvolle Militärtechnologie. Und Hilfe bei der Reparatur des neuesten Kriegsschiffs?
Es ist der ganze Stolz der nordkoreanischen Marine: ein neues 5000 Tonnen schweres Kriegsschiff, das mit taktischen Atomraketen bestückt werden kann. Doch der Stapellauf am 21. Mai geht als schwarzer Tag in die Geschichte ein. Das Schiff der Choe-Hyon-Klasse – benannt nach einem ehemaligen Verteidigungsminister Nordkoreas- kippt unkontrolliert auf die Seite. Der Bug bleibt auf der Rampe stecken.
“In der Regel ist ein seitlicher Start nur bei kleinen und mittelgroßen Schiffen anwendbar”, analysiert Militärexperte Yang Uk vom südkoreanischen Asan-Institut. “Dieser Zwischenfall ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass Nordkorea keine Erfahrung mit dem Stapellauf von Schiffen dieser Größenordnung hat.”
Kim Jong Un erlebte die Schmach höchstpersönlich vor Ort. Das konnten selbst die zensierten Nachrichten in dem isolierten Land nicht verbergen. “Nachdem er den gesamten Verlauf beobachtet hatte, sagte der verehrte Genosse Kim Jong Un, dass es ein schwerer Unfall und eine kriminelle Handlung gewesen sei, die durch absolute Unachtsamkeit und Verantwortungslosigkeit verursacht worden sei”, hieß es im Staatsfernsehen.
Wenig überraschend wurden einige Tage später Schuldige präsentiert: Kim ließ drei leitende Werftarbeiter, darunter den Chefingenieur, festnehmen. Gut möglich, dass den Inhaftierten Folter und sogar Hinrichtung drohen.
Kriegsschiff an russischer Grenze repariert
Mit etwas Verspätung gelingt das Zu-Wasser-lassen doch noch. Das eingetretene Wasser wurde abgepumpt und das Schiff Anfang Juni nach dem Stapellauf-Unglück wieder aufgerichtet. Dann tauchte es plötzlich im Trockendock des Hafens von Raijin auf- in der Zwischenzeit haben sich mutmaßlich ausländische Partner um das beschädigte Kriegsschiff gekümmert und Nordkorea Hilfe geleistet.
Raijin liegt hoch im Norden von Nordkorea, etwa 70 Kilometer nördlich von Chongqjin und innerhalb einer Sonderwirtschaftszone. Von hier aus sind es nur gut 30 Kilometer bis zur russischen Grenze. Deshalb gehen Analysten davon aus: Russland hat den nordkoreanischen Freunden bei der Schiffsreparatur geholfen. Und offenbar noch mehr als das.
Wie das “Wall Street Journal” unter Berufung auf Marineanalysten berichtet, habe Nordkorea seine beiden neuesten Zerstörer ohne ausländische Hilfe gar nicht bauen können – das erste Schiff der neuen Choe-Hyon-Klasse hatte seinen Stapellauf Ende April ohne besondere Vorkommnisse absolviert. Demzufolge lassen beide Schiffe einen deutlich sichtbaren russischen Einfluss auf das Design erkennen. Vor allem die “charakteristische Bug- und Heckstruktur” sei von den Fregatten der russischen Admiral-Grigorowitsch-Klasse” kaum zu unterscheiden. Zudem seien die Rumpflinien und Profile an den seitlichen Übergängen identisch.
Noch offensichtlicher wird der große russische Einfluss beim Blick auf die Ausrüstung: Eines der beiden nordkoreanischen Kriegsschiffe sei höchstwahrscheinlich mit dem Pantsir-M-System ausgestattet, einem russischen Luftabwehrsystem. Dieses System ist noch nie zuvor auf einem nicht-russischen Kriegsschiff installiert worden.
Neun Millionen Artilleriegranaten aus Nordkorea
Klar ist, dass Raijin ein “wichtiger Knotenpunkt” für das nordkoreanisch-russische Verhältnis ist. Pjöngjang bemühe sich, “die wirtschaftlichen und möglicherweise auch militärischen Beziehungen zu Moskau zu vertiefen”, sagte Yu Jihoon, Direktor am Korea-Institut für Militäranalyse, im Interview mit CNN.

Mitte Juni in Chongjin: Das Unglücksschiff steht für die Reparaturen wieder in einem Trockendock.
(Foto: AFP)
Laut dem Institut für Kriegsstudien (ISW) werden von Raijin aus nordkoreanische Waffenlieferungen an den russischen Nachbarn nach Wladiwostok verschifft. Offizielle Angaben dazu gibt es natürlich nicht. Laut der internationalen Sanktionsbeobachtungsstelle Multilateral Sanctions Monitoring Team (MSMT) hat Nordkorea allein im vergangenen Jahr neun Millionen Artilleriegranaten und mindestens 100 ballistische Raketen nach Russland exportiert.
Moskau hat im Gegenzug Luftverteidigungsausrüstung, Flugabwehrraketen und elektronische Kampfführungssysteme sowie raffiniertes Öl nach Pjöngjang geliefert. Erkenntnisse des ukrainischen Geheimdiensts weisen zudem darauf hin, dass Nordkorea und Russland vereinbart haben, auf nordkoreanischem Territorium iranische Shahed-Drohnen bauen zu lassen.
Kim und Putin hatten voriges Jahr einen Vertrag über eine strategische Partnerschaft beider Staaten unterschrieben – dieses Abkommen beinhaltet auch einen gemeinsamen Verteidigungspakt, der längst Formen angenommen hat: Nordkorea schickt 1000 Pioniere, um Russland im Grenzgebiet Kursk zu unterstützen. Die Soldaten sollen beim Wiederaufbau helfen – nach der ukrainischen Offensive in der Region.
Zug- und Flugverkehr zwischen Moskau und Pjöngjang
Im Fokus der jüngsten Gespräche zwischen und Diktator Kim Jong Un und Russlands Sicherheitsrat-Sekretär Sergei Schoigu, dem ehemaligen Verteidigungsminister, stand auch die Wiederaufnahme des Flugbetriebs zwischen beiden Ländern – nach 30 Jahren Pause. Bald sollen russische Touristen wieder mit dem Flugzeug ins isolierte Nordkorea gelangen. Mit der Bahn ist die Reise schon jetzt wieder möglich: Seit letzter Woche gibt es wieder eine direkte Bahnverbindung von Moskau nach Pjöngjang. Die Fahrt dauert fast neun komplette Tage. Zwei Fahrten pro Richtung pro Monat sind geplant.
Und noch eine weitere Neuerung gibt es: Seit voriger Woche nimmt die russische Post wieder Sendungen nach Nordkorea an. Der Postverkehr war seit Corona ausgesetzt. Die Zustellung soll innerhalb von 15 Tagen erfolgen. Die Waren werden nach Wladiwostok gebracht und von dort aus per Flugzeug über die Grenze transportiert.
Russland und Nordkorea verstehen sich mittlerweile glänzend.