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Archäologische Ausgrabung in Irak: Beziehungsstress hält ewig | ABC-Z

Relatable Content: Im ehemaligen Ur wurden Tontafeln gefunden, die einen 4.000 Jahre alten Ehestreit beschreiben. Es geht um Geschäftsreisen und Paarzeit.

Beziehungsstress gibt es zu allen Zeiten: Gewitterwolken über Mesopotamien Foto: Stefan Pangritz

Die einstige Handelsmetropole Ur liegt im heutigen Irak, damals Mesopotamien. Vor rund 4.000 Jahren erlebte sie eine Blütezeit, bevor sie von Sand und Lehm begraben wurde. Trotzdem konnte ein Team von Archäolog:innen, Philolog:innen, Geo­phy­si­ke­r:in­nen und An­thro­po­lo­g:in­nen allerhand über die Stadt und das Leben dort herausfinden.

Adelheid Otto und ihr Team vom Institut für Vorderasiatische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München gruben unter anderem eine Stadtvilla aus. Das Haus war 236 Quadratmeter groß und hatte mehrere Stockwerke, allein im Erdgeschoss gab es 16 Räume.

Gefunden haben sie vieles, was zum Familienleben eines damals sehr wohlhabenden Ehepaares gehörte: eine Speisekammer, in der noch die Schinken in einer Räuchernische hingen, einen Raum mit einem Backofen, ein Zimmer, in dem die Kinder vermutlich Lesen und Schreiben lernten. Dazu Töpferwaren, Werkzeuge, Siegel und Keilschrifttafeln, Matten und Körbe. Der größte Schatz sei laut Otto aber das private Tontafelarchiv des Ehepaars.

Die Studie

Im Haus wohnten Sin-nada, der Intendant des zweitwichtigsten Tempels von Ur und damit eine sehr hochrangige Persönlichkeit sowie seine Frau Nuttuptum. Sie war ebenfalls in der Tempeladministration tätig. „Zur Zeit Sin-nadas und Nuttuptums scheinen die Frauen eine Rolle gehabt zu haben, die, sofern sie geschäftsfähig und wirtschaftlich aktiv waren, der eines Mannes nicht nachstand“, sagt Adelheid Otto.

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Sin-nada scheint geschäftlich viel unterwegs gewesen zu sein. In einem Brief an Nuttuptum um 1840 vor Christus heißt es: „Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut.“ Doch die Geschäftsreisen setzten Nuttuptum offensichtlich zu. In einem anderen Brief schreibt er: „Nuttuptum, du machst mir immer Vorwürfe, ich würde dich vernachlässigen und wäre zu oft weg. Das stimmt doch gar nicht! Es ist doch nur, weil …“ Das Forschungsteam fand die Tontafel zerschmettert vor der Haustür im Inneren des Hauses. Sie gehen davon aus, dass das Ehepaar aus politischen Gründen oder zumindest Sin-nada das Haus plötzlich verlassen haben muss.

Was bringt’s?

Die Ausgrabungen in Ur zwischen 1922 und 1934 durch den Archäologen Leonard Woolley gelten als eine der bekanntesten und erfolgreichsten Ausgrabungen im Nahen Osten. Woolley selbst bedauerte jedoch, dass er die archäologischen Überreste aus den ausgegrabenen Wohnstätten nur selten mit den Informationen aus den Keilschrifttexten aus denselben Gebäuden in Verbindung bringen konnte.

Dies ist nun exemplarisch an einem Haus gelungen und steht für einen Wandel in der Archäologie: Woolley grub damals mit Hilfe Hunderter Ar­bei­te­r:in­nen große Flächen frei, dagegen setzt man heute auf die akribische Untersuchung begrenzter Areale.

Etwas alltagsnäher ist eine zweite Erkenntnis: Beziehungsstress ist zeitlos.

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