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Anton Gavel kehrt als Trainer zu Bamberg Baskets zurück. – Sport | ABC-Z

Nicht alles, aber vieles ist neu bei den Bamberg Baskets. Von den zwölf Spielern im Kader des Basketballbundesligisten sind mehr als die Hälfte, insgesamt sieben Profis, erst in diesem Sommer nach Nordbayern gekommen. Doch die wichtigste Neuerung ist eine Heimkehr: Anton Gavel ist nach Hause gekommen. Der 39-jährige Deutsch-Slowake hat zwischen 2009 und 2014 die erfolgreichste Ära der Baskets entscheidend mitgeprägt, mit ihm als einem der besten Defensivspieler der Basketball-Bundesliga (BBL) gewann der Verein vier Meisterschaften und krönte sich dreimal zum Pokalsieger. „Das waren wundervolle Jahre“, sagte Gavel kürzlich in einem Interview auf dem Youtube-Kanal des Vereins, zu dem er nun als Cheftrainer zurückgekehrt ist: „Ich wollte etwas zurückgeben, meine Familie ist hier zu Hause.“

Die Erwartungen an den neuen Coach sind groß, zumal Gavels Trainerkarriere einen überaus vielversprechenden Anfang genommen hat. Vor zwei Jahren gewann er in seiner ersten Saison als Cheftrainer bei Ratiopharm Ulm völlig überraschend die deutsche Meisterschaft – und in der vergangenen Saison führte er den Verein ins Pokalfinale. Mit seiner Verpflichtung ist den Bamberger Verantwortlichen ein echter Coup gelungen. Geschäftsführer Philipp Höhne sagt im Gespräch, Ziel für die kommende BBL-Saison sei der Einzug in die Playoffs. Daran waren die Baskets zuletzt zweimal in Folge gescheitert – nach zuvor 22 Teilnahmen in Folge.

„Anton Gavel trägt hier mehr Verantwortung als in Ulm“, sagt Höhne. Besonders deutlich wurde das bei den Verpflichtungen und der Auswahl der Spieler in diesem Sommer, die zwar „in Teamarbeit“ mit dem weiteren Trainerstab erfolgt seien, wie Höhne betont, „aber Anton musste sich massiv reinknien.“ Der Kader, der schon Mitte Juli und somit ungewöhnlich früh fertig war, ist offenkundig nach den Wünschen des neuen Trainers zusammengestellt.

„Das ist nicht mehr das Bamberg von früher“, sagt Anton Gavel – er muss es wissen

Abgesehen von Moritz Krimmer, 23, der aus der zweiten Liga von Trier gekommen ist und den Gavel aus Ulm kennt, entsprechen alle Zugänge einem ganz bestimmten Profil. Alle sechs sind jung (niemand ist älter als 26), kommen aus den USA und haben nach ihrer Zeit am College schon mindestens eine Saison in Europa gespielt. „Wir haben aus der letzten Saison gelernt, dass es sehr hilfreich ist, wenn Spieler nicht direkt vom College kommen“, erklärt Geschäftsführer Höhne. Die Zeit, die Spieler benötigen, um sich an den europäischen Profibasketball zu gewöhnen, sei zwar verständlich, aber für den Verein angesichts „der unfassbar ausgeglichenen Bundesliga“ gerade zu Saisonbeginn ein Nachteil gewesen. Zugleich sind große Namen des europäischen Basketballs und Neuzugänge aus Topligen wie Griechenland oder Italien rein finanziell nicht mehr darstellbar. „Das ist nicht mehr das Bamberg von früher“, weiß Anton Gavel, der das Bamberg von früher so gut kennt wie nur wenige.

Also haben sie in diesem Sommer Spieler wie Noah Locke verpflichtet. Der 25-jährige hat in seiner Debütsaison in Europa für den ungarischen Erstligisten Szedeák durchschnittlich 23,6 Punkte pro Spiel erzielt und war dabei herausragend effizient. Unter anderem verwandelte Locke 39 Prozent seiner Würfe von hinter der Dreierlinie. „Er kann seinen eigenen Wurf kreieren“, sagt Anton Gavel. „Wir erhoffen uns von ihm ähnliches wie das, was er in Ungarn geschafft hat.“ Bambergs bester Scorer der letzten Saison, Zack Copeland, hat den Verein genau wie alle anderen Ausländer im Sommer nach einer Spielzeit wieder verlassen. Diese fehlende Kontinuität ist inzwischen eindeutig mehr Regel als Ausnahme bei deutschen Teams.

Umso wichtiger ist, dass sich die Neuzugänge schnell zurechtfinden. Das gilt auch für das neue Bamberger Duo auf der Spielmacher-Position, die Point Guards Ronaldo Segu, 24, und Kyle Lofton, 25, sollen sich möglichst gut ergänzen. Segu, der in der vergangenen Saison in Serbien gespielt hat, ist zwar nur 1,83 Meter groß, gilt aber als sehr spielfreudig und könnte mit seinen „spannenden Bewegungen“ (Philipp Höhne) das Zeug zur basketballerischen Attraktion haben. Lofton hingegen sei primär physisch und defensiv stark, wie sein Trainer betont: „Wir haben jemanden gesucht, der uns Härte und Aggressivität gibt.“

Zu den nationalen Wettbewerben, Bundesliga und Pokal, kommt für die Bamberg Baskets in dieser Saison übrigens noch ein weiterer Wettbewerb hinzu: Als erster deutscher Klub überhaupt treten sie in der 2021 gegründeten European North Basketball League (ENBL) an, wo die Bakken Bears aus dem dänischen Aarhus Titelverteidiger sind. Diese Liga mit 18 Teams ist im zunehmend unübersichtlichen Feld internationaler Basketballwettbewerbe wohl noch hinter dem Fiba Europe Cup einzuordnen, hatte für die Bamberger aber den Reiz, dass sie einen Startplatz für die Gruppenphase zugesichert bekamen. Und die Möglichkeit, sich international zu präsentieren, sei in Verhandlungen mit Spielern letztlich ein wichtiges Argument, erklärt Geschäftsführer Philipp Höhne, der zudem von einem großen Zuschauerinteresse an der ENBL berichtet: „Die allermeisten Dauerkarteninhaber haben diese Spiele für einen kleinen Aufpreis direkt dazugebucht.“

Überhaupt sei da viel Optimismus bei den Fans, einen knappen Monat vor der ersten Pokalrunde in Karlsruhe: „Da ist natürlich ein Gavel-Faktor dabei“, sagt Höhne.

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